Investing.com – Die Vereinigten Staaten stehen finanziell mit dem Rücken zur Wand, denn bis 2034 wird der Schuldenberg um weiter 14 Billionen Dollar steigen, weil Jahr für Jahr mehr Geld ausgegeben als eingenommen wird. Die Schuldenuhr dreht sich offensichtlich immer schnell, während die Inflation fröhlich weiter klettert. Nun stellt sich die provokante Frage: Kann Amerika den Finanzkollaps abwenden, oder ist das Desaster bereits vorprogrammiert? Der renommierte Ökonom Daniele Lacalle hat hierzu eine klare Meinung: Eine grundlegende Rationalisierung der Staatsausgaben ist nicht nur erforderlich, sondern unvermeidlich, um den drohenden finanziellen Kollaps abzuwenden. Doch reicht das tatsächlich aus, oder steckt das Problem tiefer?
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Staatsausgaben außer Kontrolle: Ein wachsendes Ungeheuer
Lacalle malt ein düsteres Bild der fiskalischen Lage der USA. Er weist darauf hin, dass die unkontrollierten Staatsausgaben der vergangenen Jahre eine Situation geschaffen haben, in der die Fiskalverantwortung schlicht ausgehebelt scheint. Diese Entwicklung sei in einer "politischen Raserei" verankert, wo "unsichtbare Kräfte" den Weg in den wirtschaftlichen Niedergang weiter zementieren. Ohne eine drastische Reduzierung der Ausgaben droht laut Lacalle der Sturm einer gewaltigen Schuldenkrise, der das Land komplett in den Abgrund reißen dürfte.
Währung und Inflation: Die heimlichen Riesen
Ein weiteres Problemfeld, das Lacalle ausmacht, ist die Entwertung der Währung und die damit verbundene Inflation. Seiner Ansicht nach handelt es sich bei der Inflation um ein "absolut monetäres Phänomen", das durch die konsequente Entwertung der Währung, befeuert von exzessivem Staatskonsum, zu einer erheblichen Erosion der Kaufkraft führt. Inflation sei laut Lacalle nichts anderes als eine Regierungspolitik, die dazu diene, durch immer schwächere Währungen die eigenen finanziellen Unzulänglichkeiten zu kaschieren. Seine Botschaft ist klar: Es gibt keine starke Wirtschaft mit einer schwachen Währung.
Transformationskräfte: Kann eine neue Regierung den Umschwung einleiten?
Lacalle setzt seine Hoffnung in die neue Verwaltung, die jüngst eine Reihe von markanten Personalentscheidungen getroffen hat. Die Ernennung von Ron Paul, einem bekannten Kritiker ineffizienter Staatsausgaben, in das neu eingerichtete Ministerium für Regierungseffizienz, lässt auf echte Veränderung hoffen. Paul, gemeinsam mit Innovatoren wie Elon Musk und Vivek Ramaswamy, habe eine klare Mission: Die Ausgaben sollen radikal gesenkt werden, um das Finanzschiff wieder auf Kurs zu bringen.
Donald Trump räumte indes erstmals ein, dass seine zentrale Zollpolitik dazu führen könnte, dass die Preise steigen, womit er eingestehen musste, dass er seinem Wahlkampfversprechen, der Inflation Einhalt zu gebieten, nicht wirklich nachkommen kann. Um diesem Wermutstropfen etwas entgegenzusetzen, ergänzte er, dass die Zölle Amerika reich machen würde. Der Analyst Markus Fugmann schaute sich die Zölle im Vergleich zu den restlichen Einnahmen der US-Regierung an und stellte fest, dass deren Anteil so gering ist, dass sich daraus garantiert kein Reichtum ergeben werde.
Ablehnung traditioneller Lösungsansätze: Der ungewöhnliche Weg
Lacalle verweist darauf, dass, entgegen der landläufigen Meinung mancher Ökonomen, Staatsausgaben sehr wohl gekürzt werden könnten. Das Argument, es wäre unmöglich, die öffentlichen Ausgaben zu reduzieren, sei lediglich ein "Mythos der Verzweifelten", die ihre Linie verteidigen, während das Schiff sinkt. Er betont, dass ein substanzieller Teil des nicht-zinsgebundenen Ermessensspielraums für öffentliche Ausgaben in weit über 1.350 Subventionsprogramme fließt. Bei einem Haushaltsvolumen, das im Vergleich zu 2019 um fast 2 Billionen Dollar angewachsen ist, sei reichlich Spielraum für Reduktionen vorhanden.
Marktreaktionen und Zukunftsaussichten: Eine neue Hoffnung?
Trotz der finsteren Ausgangslage zeigt sich bei den Marktakteuren ein unerwarteter Optimismus, wie Lacalle bemerkt. Der S&P 500 hat Höchststände erreicht, ohne dass dies durch die Erwartung von lockereren Geldpolitiken oder massiven Defizitausgaben getrieben wird, sondern im Gegenteil durch die Erwartung einer Rückkehr zur fiskalischen Vernunft. Lacalle erklärt, dass der Dollar-Index im bisherigen Jahresverlauf um 4,6 % gestiegen ist und der S&P 500 um 27 % zugelegt hat – eine klare Botschaft, dass die Märkte begonnen haben, einen ernsthaften Haushaltskurswechsel zu erkennen.
Das ungelöste Inflationsdilemma
Doch trotz der optimistischen Erwartungen der Märkte gibt es laut Lacalle keinen Grund zur Entwarnung. Die Prognosen für den Inflationskurs bleiben besorgniserregend. Laut Bloomberg Economics sollte die Kerninflation im November auf Monatsbasis bei 0,3 % und bei 3,3 % Jahr für Jahr liegen. Für die Gesamtinflation wird ein Anstieg auf 2,7 % im Vergleich zum Vorjahr erwartet. In einem Land, das technologisch führend ist und Energieunabhängigkeit genießt, ist eine derartige Inflation laut Lacalle "unhaltbar und ungerechtfertigt".
Ein Appell für drastische Maßnahmen
Letztendlich bleibt Lacalles Appell eindeutig: Die USA müssen "drastische Maßnahmen" ergreifen, um den Ausgabenwahn der letzten Jahre zu beenden und das Vertrauen in die Zahlungsfähigkeit des öffentlichen Sektors wiederherzustellen. Ein starkes Argument führt er an: Es gibt keine starke Volkswirtschaft, ohne eine ebenso starke Währung. Der Weg in die Zukunft erfordert Mut zu unpopulären Entscheidungen, um die wirtschaftliche Souveränität zu sichern und die drohende Katastrophe zu vermeiden. Es bleibt abzuwarten, ob die Verantwortlichen diesen Ruf nach grundlegender Reform hören und umsetzen werden.
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