Selenskyj: Scholz hat Putins Absichten begriffen

Veröffentlicht am 29.01.2024, 05:42
© Reuters

BERLIN/KIEW (dpa-AFX) - Bundeskanzler Olaf Scholz hat nach Meinung des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj die Absichten und Ziele von Kremlchef Wladimir Putin inzwischen klar erkannt. "Er hat verstanden, dass Putin nicht nur ein Name ist, sondern eine Bedrohung, und nicht nur eine Bedrohung für die Ukraine", sagte Selenskyj am Sonntagabend in einem Interview mit der ARD-Moderatorin Caren Miosga in deren Talkshow. "Ich glaube, er spürt, dass Russland näher an Deutschland heranrückt, wenn wir nicht durchhalten."

Ob und wann dies geschehe, welchen Nato-Staat es als ersten treffen werde, könne er nicht sagen, meinte Selenskyj weiter. "Aber mir scheint, dass der Bundeskanzler dieses Risiko begreift, und das ist definitiv der Dritte Weltkrieg." Somit habe Scholz die Risiken verstanden. "Olaf hat gespürt, dass er nicht nur Bundeskanzler ist, sondern einer der Leader im heutigen Europa", sagte er. Er würde Scholz gerne zum Freund haben.

Selenskyj bedauerte einmal mehr, dass Deutschland nicht bereit ist, Taurus-Marschflugkörper an die Ukraine zu liefern. Allerdings nahm er dafür nicht Scholz in die Verantwortung. Die Entscheidung des Bundestags, der die Lieferung mehrheitlich abgelehnt hatte, sei ein klares Signal gewesen. Doch er hoffe auf eine neue Entscheidung.

Enttäuscht sei er allerdings, sagte Selenskyj, dass Deutschland bei der Besetzung der Krim 2014 "nicht die Rolle gespielt hat, die es hätte spielen sollen". "Wir haben uns alle ein Deutschland verdient, das Russland an den Verhandlungstisch zwingt, um ihm klar zu machen, dass es das Völkerrecht nicht verletzen darf, dass man die Werte nicht verletzen darf.

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