Von Geoffrey Smith
Investing.com - Es ist ein relativ ruhiges Ende einer ansonsten geschäftigen Woche, mit nur wenigen Wirtschaftsdaten. Jerome Powell wird später am Tag eine Rede halten, aber sehr viel Neues sollte man hier nach den beiden Anhörungen vor dem Kongress in dieser Woche nicht erwarten. Die Staats- und Regierungschefs der EU treffen sich, um den Konjunkturplan für den Euroraum zu erörtern. Die Ölpreise steigen weiter an, weil der Optimismus rund um die wirtschaftliche Wiedereröffnung die Ängste vor einer "zweiten Corona-Welle" überschattet. Folgendes sollten Sie am Freitag, dem 19. Juni, über das Geschehen an den Finanzmärkten wissen:
1. Flut an Fed-Reden
Vier hochrangige Vertreter der US-Notenbank werden das Vakuum, das durch den Mangel an Wirtschaftsdaten entstanden ist, ausfüllen. Der Präsident der Boston Fed Eric Rosengren bringt den Ball um 14:15 Uhr ins Rollen, gefolgt vom Vorsitzenden Jerome Powell, dem Fed Supervisor Randall Quarles und der Cleveland Fed Präsidentin Loretta Mester.
Da Powell in dieser Woche bereits zwei Tage lang vor dem Kongress gesprochen hat, dürfte er zu seinen Ansichten über die Entwicklungen am Arbeitsmarkt und der Erholung der Wirtschaft nichts Neues hinzuzufügen haben.
2. Treffen der EU-Staats- und Regierungschefs
Die Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union werden den Vorschlag der Europäischen Kommission über ein Konjunkturpaket in Höhe von 750 Milliarden Euro (840 Milliarden Dollar) erörtern. Die Problematik besteht darin, dass dieses Paket Zuschüsse im Wert von 500 Milliarden Euro an die Mitgliedsstaaten umfasst. Dies ist ein großer Schritt hin zu einem formellen Finanztransfer innerhalb der Staatengemeinschaft.
Sie werden auch den neuen mehrjährigen Haushaltsrahmen der EU diskutieren, was natürlich bedeutet, dass bei dem heutigen Treffen mit keinen wichtigen Entscheidungen zu rechnen ist. Erfahrungsgemäß ziehen sich solche Gespräche über Monate hin. Wichtig wird die Haltung der einzelnen Mitglieder zu bestimmten Punkten sein. Die Staats- und Regierungschefs sind darauf bedacht, den Märkten zu vermitteln, dass man in der Lage ist, die Krise erfolgreich zu bewältigen.
3. US-Aktien im Rallye-Modus am großen Verfallstag
Die Aktien werden nach einem gemischten Börsenschluss am Donnerstag wieder etwas höher in den Handelstag starten. An diesem Freitag findet der so genannte "Hexensabbat" statt, an dem Derivate sowohl auf Indizes als auch auf einzelne Aktien verfallen, was traditionell zu einer erhöhten Volatilität führt.
Der Dow Jones 30 Futures stieg um 220 Punkte oder 0,9%, während der S&P 500 Futures um 0,7% kletterte und der Nasdaq 100 Futures um 0,8% zulegte.
Unterstützt wird die gute Stimmung u.a. durch die Nachricht, dass der Kinobetreiber Cinemark (NYSE:CNK) bis Ende Juli die meisten seiner Kinosäle wiedereröffnen wird, ohne dass die Besucher Masken tragen müssen, während JetBlue (NASDAQ:JBLU) im Rahmen seiner Nach-Pandemie-Strategie mit dem Ticketverkauf für 30 neue Routen beginnen wird.
4. Pfund-Sterling rutscht ab
Die britischen Einzelhandelsumsätze erholten sich im Mai, aber der Datenpunkt wurde von einer steigenden Staatsverschuldung im Zuge der Corona-Pandemie überschattet.
Die Einzelhandelsumsätze stiegen um 12% gegenüber dem Corona-Tiefpunkt im April, der sich wahrscheinlich als solcher erweisen wird, und lagen damit deutlich über den Erwartungen. In einer separaten Mitteilung gab das Statistikamt jedoch an, dass die Staatsverschuldung zum ersten Mal seit 1963 100% des BIP überschritten habe. Dies sei auf die hohe Kreditaufnahme zurückzuführen, die die Regierung zur Finanzierung ihrer Maßnahmen zur Krisenbekämpfung aufgenommen habe.
Das Pfund erreichte gegenüber dem Euro ein Dreimonatstief und gegenüber dem Dollar ein neues Monatstief. Nach wie vor wird die Stimmung der Devisenanleger durch die augenscheinliche Zurückhaltung der Bank of England bei der Erhöhung der geldpolitischen Stimuli am Donnerstag belastet. Die BoE erhöhte den Gesamtrahmen für ihre Käufe im Rahmen der quantitativen Lockerung um 100 Milliarden Pfund (125 Milliarden USD), deutete jedoch an, dass sich das Tempo der Anleihekäufe verlangsamen werde.
5. Ölpreis WTI springt dank OPEC+ Zusicherung auf 40 Dollar
Die Ölpreise sind zum ersten Mal seit 11 Tagen über die Marke von 40 Dollar je Barrel gestiegen, nachdem sich die OPEC+ weitgehend an ihre Abmachung zur Produktionseinschränkung gehalten hat.
WTI-Futures setzten zuletzt leicht zurück, stiegen aber noch immer um 2,7% auf 39,87 Dollar, während der globale Benchmark-Kontrakt Brent um 2,1% auf 42,38 Dollar pro Barrel zulegte.
Kirill Dmitrijew, Leiter des russischen Staatsfonds und einer der wichtigsten Unterhändler bei den OPEC+-Gesprächen, sagte, dass er angesichts der wieder anziehenden Nachfrage keine Notwendigkeit sehe, die derzeitigen Produktionskürzungen über Ende Juli hinaus auszuweiten. Die Kürzungen sollen ab August schrittweise zurückgenommen werden.