Investing.com - US-amerikanische Anleihen sind am Mittwoch im Vorfeld der zweiten Anhörung von US-Notenbankchef Jerome Powell erneut unter Druck geraten.
Der richtungsweisende 10 Year T-Note Future fiel gegen 15.50 Uhr um 0,46 Prozent auf 134,93 Punkte. Die Rendite 10-jähriger US-Staatsanleihen stieg um 6,2 Basispunkte auf 1,425 Prozent. Mit 1,427 Prozent erreichte sie den höchsten Stand seit Mitte Februar 2020. Anleiherenditen korrelieren invers mit den Anleihekursen.
Die Rendite der Anleihen mit einer Laufzeit von dreißig Jahren legte um 8,4 Basispunkt auf 2,28 Prozent zu. So erreichte die Dreißigjahresrendite mit 2,293 den höchsten Stand seit mehr als dreizehn Monaten.
Dreimonatige Anleiherenditen notierten unverändert bei 0,036 Prozent. Zweijährige Anleiherenditen waren leicht höher bei 0,131 Prozent. Fünfjährige Anleiherenditen stiegen 4,6 Basispunkte auf 0,625 Prozent.
Fed-Chef Jerome Powell hat gestern erneut betont, wie wichtig es ist, die Geldpolitik weiterhin locker zu gestalten.
Powell zufolge sei die US-Wirtschaft nach wie vor "weit entfernt" von den Vollbeschäftigungs- und Inflationszielen. Zudem würde man die Zinsen niedrig halten und die Anleihekäufe fortsetzen, bis es "substanzielle Fortschritte" gebe.
Eine Veränderung der Wertpapierkäufe werde man weit im Voraus kommunizieren, so Powell, der den jüngsten Anstieg der Renditen der Staatsanleihen mit der Erwartung höherer Inflations- und Wachstumsraten begründete.
Laut Folker Hellmeyer, Chefanalyst bei Solvecon Invest, lieferte Fed-Chef Powell damit "eine beruhigende Einschätzung und Erklärung mit dem Ziel, den Finanzmärkten als auch der Realwirtschaft zu suggerieren, dass die US-Notenbank Herr der Lage ist."
Insgesamt, so Hellmeyer, habe der Notenbankchef "bei der Senatsanhörung das Maximum dessen, was in seiner Position machbar war geliefert."
Trotz Powells Zusicherung, den "Vollkaskoschutz für Realwirtschaft und Finanzmärkte“ aufrechtzuerhalten, verschoben einige Investoren ihre Zinserhöhungserwartungen in die nähere Zukunft, weil sie davon ausgehen, dass ein stärker als erwartetes Wirtschaftswachstum und ein Inflationsschub infolge der vorgeschlagenen zusätzlichen Konjunkturmaßnahmen die Zentralbank früher als derzeit erwartet zu einer Anpassung ihrer ultra-lockeren Geldpolitik bewegen wird. Die Fed-Funds-Futures prognostizieren nun die erste Anhebung des Leitzinses der Fed um 25 Basispunkte bis Ende 2022.
Einige Analysten vermuten auch, dass die Federal Reserve bereits in diesem Sommer mit den Gesprächen über ein Tapering der Wertpapierkäufe beginnen könnte. "Wir sehen ein hohes Risiko, dass aufgrund positiver Datenüberraschungen die Möglichkeit besteht, dass die Fed mit dem Tapering ihres Anleihekaufprogramms beginnt oder der Markt zumindest ein mögliches Abschmelzen der Bilanzdebatte im Frühsommer forciert", so Nordea-Marktanalyst Philip Maldia Madsen in einer Notiz.
Madsen zufolge sei der Ausverkauf am Rentenmarkt nicht nur eine Folge der ansteigenden Wachstums- und Inflationserwartungen, sondern auch ein Resultat der steigenden Realzinsen in den USA. "Ähnlich wie 2013 setzen sich die Realzinsen langsam in Bewegung, was wahrscheinlich das Schlimmste ist, was den ohnehin schon perfekt bepreisten Risiko-Assets passieren könnte", so der Marktanalyst, der deshalb im zweiten Quartal einen weiteren Ausverkauf bei auf Dollar lautenden Anleihen erwartet.
Der iShares TIPS Bond ETF (NYSE:TIP), der die Kursentwicklung der amerikanischen Treasury Inflation-Protected Securities abbildet, büßte 0,25 Prozent 125,62 ein. Ende Januar markierte der ETF mit 128,27 ein neues Rekordhoch. Seit dem bewegte er sich nach unten und verlor 1,69 Prozent an Wert.
Der Merrill Lynch Option Volatility Estimate (MOVE) Index, der im Wesentlichen das auf den Anleihemarkt bezogene Pendant zum CBOE Volatility Index (VIX) für den S&P 500 darstellt, schoss seit dem 12. Februar um mehr als 34 Prozent auf 61,73 nach oben und lag mit 62,42 so hoch wie zuletzt im November 2020.