Investing.com - Nach einer verkürzten Handelswoche aufgrund des Unabhängigkeitstags in den USA blicken die Anleger nun gespannt auf die anstehende Veröffentlichung des Inflationsberichts - das wohl wichtigste Ereignis der kommenden Woche. Die jüngsten Arbeitsmarktdaten deuten auf eine Abschwächung hin, die sich auch auf die Inflationsentwicklung auswirken könnte.
Die im Juni geschaffenen 206.000 neuen Stellen stellen einen Rückgang gegenüber den revidierten 218.000 Stellen im Mai dar. Auch die Arbeitslosenquote stieg von 4 % auf 4,1 %, was über der Prognose der US-Notenbank für das laufende Jahr liegt.
Ein weiteres wichtiges Signal kommt vom Einkaufsmanagerindex des Institute for Supply Management (ISM). Dieser Index dient als Indikator für Inflationstendenzen bei Waren und Dienstleistungen. Im Juni fiel der ISM-Index schwächer aus als erwartet und erreichte den niedrigsten Stand seit Ende der Pandemie. Das könnte darauf hindeuten, dass der Inflationsdruck, der die Märkte und politischen Entscheidungsträger immer wieder beschäftigt hat, nachlässt.
Der jährliche Lohnanstieg, ebenfalls ein wichtiger Indikator für die Inflation, betrug laut dem jüngsten Arbeitsmarktbericht 3,9 %. Das ist ein Rückgang gegenüber 4,1 % im Mai und einer der niedrigsten Werte seit Beginn der Pandemie.
Die Strategen von Edward Jones äußerten sich optimistisch: „Wenn sich die Inflation weiter abschwächt und die Wirtschaft sich abkühlt, jedoch nicht in einen Abschwung oder eine Rezession gerät, dürften sich die Märkte weiterhin gut entwickeln. Dies könnte bedeuten, dass die Fed ihren Zinssenkungszyklus beginnen wird, selbst wenn die Wirtschaft nahe dem Trendwachstum bleibt.“
Gleichzeitig warnen sie jedoch: „Sollte die Wirtschaft ins Stocken geraten und die Fed gezwungen sein, die Zinsen zu senken, um das Wachstum zu stützen, könnten die Märkte darunter leiden. Bislang gibt es jedoch keine Anzeichen für eine solche Entwicklung. Es ist wichtig zu bedenken, dass die Wirtschaft und der Arbeitsmarkt von einer überdurchschnittlich starken Position aus gestartet sind, die sich nun allmählich normalisieren könnte.“
Hier finden Sie einen Überblick über die Daten, die in der kommenden Woche für die Märkte wichtig sind.
1. US-Präsident Biden
Präsident Joe Biden sieht sich innerhalb seiner eigenen Partei mit wachsender Skepsis hinsichtlich einer möglichen Wiederwahlkampagne 2024 konfrontiert. Diese Bedenken wurden auch durch ein jüngstes Interview mit ABC News nicht zerstreut, in dem man erwartet hatte, dass Biden diese Fragen klar adressieren würde. Stattdessen hinterließ das Interview viele Demokraten mit noch mehr Fragen und Unsicherheiten.
Die Unruhe innerhalb der Demokratischen Partei wurde zusätzlich durch die öffentlichen Äußerungen zweier prominenter Abgeordneter verstärkt. Der Rechtswissenschaftler und Kongressabgeordnete Mike Quigley aus Illinois sowie Angie Craig aus Minnesota forderten Biden offen auf, seine Ambitionen für eine zweite Amtszeit zu überdenken.
Die zunehmende Kritik innerhalb der Demokratischen Partei deutet auf eine potenzielle Suche nach neuen Kandidaten hin, die stärker und überzeugender im Wahlkampf auftreten könnten.
„Es ist für uns nur schwer vorstellbar, dass sich diese Unsicherheit länger als ein paar Wochen hinziehen kann“, so die Strategen von TD Cowen, einem bekannten Beratungsunternehmen.
2. Jerome Powell vor dem US-Kongress
Alle Augen richten sich auf Jerome Powell, den Vorsitzenden der Federal Reserve (Fed), der am kommenden Dienstag und Mittwoch vor dem Senat und dem Repräsentantenhaus aussagen wird. Während der Fokus der Anhörungen auf der Geldpolitik liegt, erwarten Analysten von TD Cowen auch Fragen zu einer Reihe von regulatorischen Themen.
Die Strategen von TD Cowen prognostizieren, dass Powell Fragen zu den komplexen Details des sogenannten Basel-3-Endgames, zur langfristigen Verschuldung regionaler Banken und zu Änderungen der Liquiditätsanforderungen beantworten muss. „Powell wird diese Gelegenheit nutzen, um die Erwartungen an die bevorstehenden Vorschläge und Regelungen klar zu definieren.“
Beim Basel-3-Endgame handelt es sich um den finalen Schritt der internationalen Bankenregulierung, die nach der Finanzkrise 2008 eingeführt wurde. Ziel dieser Regelungen ist es, die Stabilität des Finanzsystems zu erhöhen, indem Banken höhere Kapitalpuffer vorhalten müssen. Diese Puffer dienen dazu, Verluste abzufedern und Insolvenzen zu verhindern, die das gesamte Finanzsystem gefährden könnten.
3. Inflationsbericht im Fokus
Der bevorstehende Inflationsbericht für Juni, der am Donnerstag, den 11. Juli veröffentlicht wird, sorgt bereits im Vorfeld für gespannte Aufmerksamkeit unter Finanzexperten und Anlegern. Die Analysten der Website TheStreet.com prognostizieren eine leichte Veränderung der Inflationsrate von 0,1 % im Monatsvergleich und 3,1 % im Jahresvergleich. Noch interessanter wird die Betrachtung der Kerninflation, die ohne die volatilen Preise für Energie und Nahrungsmittel berechnet wird und voraussichtlich um 0,2 % steigen soll.
Die Bank of America (NYSE:BAC) schließt sich dieser Einschätzung weitgehend an, erwartet jedoch im Jahresvergleich eine geringfügig höhere Veränderung von 3,2 %.
Die Bank of America unterstreicht, dass die erwarteten Daten im Einklang mit der allgemeinen Marktmeinung stehen. Sollten die Vorhersagen zutreffen, bleibt die Bank bei ihrer Erwartung, dass die Fed ihren Zinssenkungszyklus im Dezember einleiten wird.
Doch die Analysten der Bank of America weisen auch auf die Risiken hin: „Ein weiterer Anstieg des Kerninflationsindex um 0,2 % gegenüber dem Vormonat könnte das Risiko einer früheren Zinssenkung erhöhen, insbesondere angesichts der Anzeichen einer nachlassenden Konjunktur.“
4. Berichtssaison zum 2. Quartal
Die Spannung steigt an den Finanzmärkten: Die ersten Berichte der Berichtssaison für das zweite Quartal 2024 deuten auf eine robuste Performance der S&P 500-Unternehmen hin. Analystenprognosen sehen einen Gewinnanstieg von 8,6 % im Vergleich zum Vorjahreszeitraum voraus, während die Umsätze um 4,7 % zulegen sollen. Dies wäre der größte Gewinnzuwachs seit dem ersten Quartal 2022, als die Gewinne um 9,9 % stiegen.
Die Vorzeichen für eine positive Berichtssaison sind vielversprechend. Ein anhaltend positiver Revisionstrend deutet auf eine weitere Verbesserung der Finanzlage und eine solide Geschäftsentwicklung der Unternehmen in der größten Volkswirtschaft der Welt hin.
Traditionell beginnt die Berichtssaison offiziell mit den Ergebnissen der großen US-Banken. Am Freitag öffnen JPMorgan (NYSE:JPM) Chase, Wells Fargo (NYSE:WFC) und Citigroup als erste ihre Bücher.
5. Sonstige Wirtschaftsdaten
Neben dem mit Spannung erwarteten Inflationsbericht warten die Anleger auch auf die wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe und den US-Erzeugerpreisindex (PPI). Beide stehen am Donnerstag bzw. Freitag auf dem Wirtschaftskalender.