FRANKFURT (dpa-AFX) - Der angeschlagene Aktienmarkt dürfte es auch in der neuen Woche schwer haben. Wegen der mutmaßlichen militärischen Antwort Israels auf den jüngsten Angriff des Iran wird der ohnehin kräftige geopolitische Gegenwind für die Börsen noch einmal stärker. Solange die Sorgen vor einem Flächenbrand im Nahen Osten nicht schwinden, dürften die Anleger verunsichert bleiben.
Dazu kommt die Ungewissheit über die weitere Zinspolitik der Notenbanken, vor allem jene der US-amerikanischen Federal Reserve (Fed). Weil sich die US-Wirtschaft weiter robust zeigt, könnte die Inflation zumindest weiter so hoch bleiben, dass die Fed von Zinssenkungen - wie sie am Markt vor nicht allzu langer Zeit noch für Juni erwartet worden waren - zunächst absieht. Einige Marktteilnehmer stellen inzwischen die Frage, ob die Fed in diesem Jahr überhaupt noch an der Zinsschraube drehen wird, wohlgemerkt nach unten.
Der Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar vom Broker RoboMarkets sprach daher von einer "toxischen Kombination aus Zins- und Kriegsangst", die die Anleger derzeit umtreibe. Aus der bislang noch gesunden Korrektur am Aktienmarkt könnte am Ende eine Trendwende werden, so der Börsenexperte. Im Blick stehe im Dax die Kurslücke im Bereich von etwa 17 200 Punkten aus dem Februar, die nun wohl geschlossen werden dürfte.
Die Korrektur läuft bereits seit Ostern. Ausgehend vom Rekordhoch bei 18 567 Punkten ging es für den deutschen Leitindex in dieser Zeit Stück für Stück um inzwischen fünf Prozent bergab. Auch die mittlerweile laufende Berichtsaison für das erste Quartal brachte mit bislang durchwachsenen Ergebnissen keine Entlastung. Die nächsten Tage werden zeigen, ob die Unternehmen die Anleger zu überzeugen wissen oder sie eher enttäuschen.
Aus dem Dax etwa berichtet an diesem Montag nach US-Börsenschluss der Softwarehersteller SAP (ETR:SAPG) . Dessen Chef Christian Klein stellte den Anlegern in Aussicht, dass es dieses Jahr vor allem beim Cloudwachstum und dem bereinigten operativen Ergebnis weiter schwungvoll nach oben geht. Umbaukosten könnten aber belasten.
Nach SAP folgen am Dienstag nach dem Handelsschluss in Frankfurt die Quartalszahlen der Deutschen Börse (ETR:DB1Gn) . Am Donnerstag geht der Zahlenreigen weiter mit der Deutschen Bank (ETR:DBKGn) , dem Chemiekonzern BASF (ETR:BASFN) und dem Duftstoff- und Aromenhersteller Symrise (ETR:SY1G) . Nach dem Xetra-Schluss öffnet schließlich der Flugzeugbauer Airbus (EPA:AIR) die Bücher. Zu den Geschäftszahlen der Dax-Konzerne gesellen sich zahlreiche Berichte von Unternehmen aus dem MDax und SDax im Wochenverlauf.
In den USA stehen außerdem mit Quartalszahlen der zuletzt schwächelnde E-Fahrzeughersteller Tesla (NASDAQ:TSLA) im Blick, und zwar am Dienstag. Zur Wochenmitte berichtet der Facebook-Konzern Meta (NASDAQ:META) und am Donnerstag der Chipkonzern Intel (NASDAQ:INTC) sowie die Google-Mutter Alphabet (NASDAQ:GOOGL) . Enttäuschen die Technologiekonzerne, könnte es bei sich eintrübenden Zinssenkungsperspektiven im Techsektor ungemütlich werden.
Doch während Aktien korrigierten und die Rentenmärkte von Umschichtungen in sichere Häfen profitierten, dürfte das für Deutschland anstehende Ifo-Geschäftsklima zeigen, "dass es mit der deutschen Konjunktur allmählich aufwärts geht", schrieb Analystin Claudia Windt von der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) in ihrem Ausblick. Es wird am Mittwoch veröffentlicht und dürfte neben den europäischen und amerikanischen Stimmungsdaten aus dem Verarbeitenden Gewerbe und dem Dienstleistungssektor (am Dienstag) und den Zahlen zum US-Wirtschaftswachstum für das erste Quartal (am Donnerstag) zu den Konjunkturdaten zählen, die die meiste Aufmerksamkeit auf sich ziehen.