Von Ambar Warrick
Investing.com -- Das britische Pfund erholte sich am Dienstag von seinen Rekordtiefs. Der Fokus der Devisenhändler richtet sich nun auf mögliche Maßnahmen der Bank of England (BoE) zur Stabilisierung der lokalen Währungsmärkte.
Das Pfund stieg bis 04.38 Uhr MEZ um 0,7 % auf 1,0764 Dollar, nachdem es am Montag mit 1,0327 Dollar auf ein Rekordtief gefallen war. Der steile Abverkauf der Inselwährung war vor allem auf Bedenken wegen neuer Steuersenkungspläne der Regierung zurückzuführen.
Der neue britische Finanzminister Kwasi Kwarteng stellte letzte Woche das größte Steuersenkungspaket Großbritanniens seit etwa 50 Jahren vor, das voraussichtlich durch eine höhere Kreditaufnahme finanziert werden soll. Händler zweifelten jedoch an der Nachhaltigkeit dieses Vorhabens, zumal das Vereinigte Königreich mit einem nachlassenden Wirtschaftswachstum und einem steigenden Zwillingsdefizit konfrontiert ist.
Kwartengs Vorschlag zielt darauf ab, das durch hohe Inflation und steigende Zinssätze schwächelnde Wirtschaftswachstum zu stützen. Doch droht das Vorhaben auch die ohnehin schon angespannte Finanzlage des Landes noch weiter zu belasten.
In Reaktion auf die Pfund-Abwertung versicherte der Gouverneur der BoE, Andrew Bailey, den Märkten am Montag, dass die Zentralbank die Leitzinsen auf ihrer nächsten Sitzung so weit wie nötig anheben werde. Die Äußerungen trugen jedoch wenig zur Stützung des Pfunds bei, schließlich erstickten sie die Erwartungshaltung einer sofortigen Zinserhöhung durch die BoE im Keim.
Die BoE erhöhte letzte Woche bereits ihren Leitzins um 50 Basispunkte. Weiter Schritte im gleichen Umfang sollten folgen. Aber der jüngste Einbruch des Pfunds könnte die Notenbank nun zu einer deutlichen Beschleunigung ihrer Zinserhöhungen veranlassen.
"Es sieht so aus, als ob die Märkte dem Pfund Sterling vorerst den Vorteil des Zweifels zugestehen, obwohl jeder Fehler wahrscheinlich hart bestraft werden wird und sie nicht bis November auf den neuen Plan warten werden", schrieben die Analysten der ING (AS:INGA) in einer Notiz.
Analysten spekulierten auch über die verschiedenen Methoden, mit denen die britische Regierung das Pfund stützen könnte. Während eine Notzinserhöhung ausgeschlossen wurde, nannten sie auch die Möglichkeit, dass die Regierung die vorgeschlagenen Steuersenkungen zurücknehmen könnte.
Eine weitere mögliche Reaktion ist die Verringerung der quantitativen Straffung durch die BoE, zumal die Gilt-Renditen bereits auf dem höchsten Stand seit über einem Jahrzehnt gestiegen sind.
Ferner brachten Analysten die Möglichkeit staatlicher Interventionen auf den Devisenmärkten ins Gespräch, wie sie letzte Woche in Japan zu beobachten waren. Die britische Regierung könnte ebenso Dollar-Swaps oder eine flexible Kreditlinie beim Internationalen Währungsfonds einrichten.