Von Peter Nurse
Investing.com - Der US-Dollar gab im frühen europäischen Handel am Donnerstag im Zuge des Treffens der wichtigsten Finanzminister der Welt leicht nach, bleibt aber in Erwartung einer aggressiven geldpolitischen Straffung durch die Federal Reserve auf hohem Niveau.
Gegen 09.48 Uhr MEZ büßte der Dollar Index, der die Entwicklung des Greenbacks im Vergleich zu einem Korb aus sechs anderen Währungen abbildet, 0,56 % auf 99,855 ein und lag damit unter dem Anfang der Woche erreichten Zweijahreshoch von 101,03.
Die Rendite der 10-jährigen US-Staatsanleihen rückte von ihrem höchsten Stand seit Dezember 2018 bei fast 3 % ab, wodurch der Dollar einige seiner jüngsten Zugewinne wieder abgeben musste.
Besonders stark bleibt der Dollar jedoch gegenüber dem japanischen Yen. So stieg der USD/JPY um 0,1 % auf 128,05 und notierte damit nur noch knapp unter dem zu Wochenbeginn erreichten Zwei-Dekaden-Hoch von 129,43, nachdem die Bank of Japan einmal mehr in den Bondmarkt eingegriffen hatte, um ihr rekordtiefes Renditeziel zu verteidigen.
Der japanische Finanzminister Shunichi Suzuki (TYO:7269) sagte am Donnerstag, er habe seinen Amtskollegen aus der Gruppe der Sieben (G7) den "recht zügigen" Verfall des Yen erklärt. Ein Treffen mit US-Finanzministerin Janet Yellen ist für Ende dieser Woche geplant.
In einer im Anschluss an ihr Treffen abgegebenen Stellungnahme erklärten die Staats- und Regierungschefs, dass sie die "volatilen" globalen Finanzmärkte genau beobachteten, was zu einer gewissen Nervosität darüber führte, ob die G7 etwas gegen die schnellen Bewegungen unternehmen würde.
"Wir waren der Meinung, dass ein Eingreifen am Devisenmarkt nicht vor Erreichen der Marke von 130 erfolgen würde, und selbst jetzt ist es schwer, die Marktbedingungen als so ungeordnet zu bezeichnen, dass eine Intervention gerechtfertigt wäre", so die Analysten der ING (AS:INGA) in einer Mitteilung.
Der Vorsitzende der Federal Reserve, Jerome Powell, äußert sich am Donnerstag auf der Frühjahrstagung von IWF und Weltbank in Washington.
Angesichts der Anfang Mai anstehenden Fed-Sitzung und der Erwartung, dass die Zentralbank die Zinsen noch aggressiver anheben wird, als sie es auf ihrer März-Sitzung angekündigt hatte, werden die Marktteilnehmer seine Äußerungen aufmerksam verfolgen.
Für den EUR/USD ging es derweil um 0,7 % auf 1,0926 Dollar nach oben. Wegen der himmelhohen Inflation in der Europäischen Union reihte sich Vizepräsident Luis de Guindos in den wachsenden Chor der Vertreter der Europäischen Zentralbank ein, die eine Zinserhöhung bereits im Juli für möglich halten.
Trotz der jüngsten Erholungsbewegung bleibt das Devisenpaar nur knapp über dem 20-Monats-Tief von 1,0757. Neben dem Krieg in der Ukraine belastet auch die Ungewissheit im Zusammenhang mit den französischen Präsidentschaftswahlen.
Da der Euro immer seltener als globale Zahlungswährung zum Einsatz kommt und im März laut Daten der Society for Worldwide Interbank Financial Telecommunications (SWIFT) den stärksten prozentualen Rückgang seit mehr als zehn Jahren verzeichnete, könnte es schon bald zu einem weiteren Schwächeanfall der Einheitswährung kommen.
Der AUD/USD fiel um 0,2 % auf 0,7436, während der USD/CNY um 0,5 % auf 6,4501 kletterte und damit den höchsten Stand seit Oktober 2021 erreichte. Hintergrund ist die Sorge um eine durch COVID ausgelöste Wachstumsverlangsamung in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt.
Eine längere Verlangsamung in China würde erhebliche globale Auswirkungen haben, sagte die geschäftsführende Direktorin des IWF, Kristalina Georgieva, am Donnerstag, wenige Tage nachdem die Organisation ihre Wachstumsprognose für China in diesem Jahr auf 4,4 % gesenkt hatte, was deutlich unter dem von Peking angestrebten Ziel von rund 5,5 % liegt.