Von Peter Nurse
Investing.com - Der US-Dollar rutschte im europäischen Frühhandel am Dienstag leicht ab, blieb aber in der Nähe seines 20-Jahres-Hochs. Die volatilen Bewegungen der US-Währung sind das Ergebnis der marktseitigen Erwartung einer weiteren aggressiven Zinserhöhung durch die Federal Reserve.
Bis 08.55 Uhr notierte der Dollar Index, der die Stärke des Greenbacks gegenüber einem Korb aus sechs anderen Währungen abbildet, 0,1 % tiefer auf 109,297 und damit immer noch in der Nähe des am 7. September erreichten Zweijahreshochs von 110,79.
Die Fed startet im weiteren Tagesverlauf in ihre zweitägige Sitzung zur Festlegung der Geldpolitik. Es wird erwartet, dass sie ihre Zinspolitik der übergroßen Zinserhöhungen zur Eindämmung der galoppierenden Inflation fortsetzen wird.
Eine Anhebung um 75 Basispunkte gilt als sicher, doch einige Marktteilnehmer rechnen sogar mit einer Erhöhung um einen vollen Prozentpunkt, nachdem der in der vergangenen Woche veröffentlichte Inflationsbericht auf einen anhaltend hohen Preisdruck in der größten Volkswirtschaft der Welt hingewiesen hat.
Neben der zinspolitischen Entscheidung legen die US-Notenbanker zudem eine ganze Reihe neuer Projektionen zu Inflation, Wirtschaftswachstum und künftiger Zinsentwicklung vor, anhand derer sich die Marktteilnehmer ein Bild vom Zinsgipfel der Fed machen können.
"Nach der jüngsten Entwicklung der US-Wirtschaft und der Inflation erwarten wir nun, dass das FOMC seine Zinserhöhungen vorziehen und das Zinshoch früher erreichen wird. Wir gehen davon aus, dass das obere Band der Fed Funds bereits im Dezember und nicht erst im Februar seinen Höchststand bei 4 % erreichen wird", heißt es in einer Mitteilung der Analysten von ABN Amro.
Der EUR/USD legte um 0,1 % auf 1,0035 zu und behauptete sich damit oberhalb der Parität. Zuvor waren die deutschen Erzeugerpreise im August so stark gestiegen wie seit Beginn der Datenerfassung nicht mehr. Sie lagen um 45,8 % über dem Vorjahresmonat. Als Haupttreiber erwiesen sich einmal mehr die steigenden Energiepreise.
Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte in der vergangenen Woche die Leitzinsen um 75 Basispunkte angehoben, um gegen die fast zweistellige Inflation vorzugehen. Die jüngsten Preisdaten aus Deutschland dürften die Euro-Hüter in ihrer Entschlossenheit nur bestärken.
Für den USD/JPY ging es um 0,1 % auf 143,32 nach oben. Belastet wurde der Yen durch die Rendite der 2-jährigen US-Staatsanleihen, die über Nacht zum ersten Mal seit November 2007 auf 3,970 % stieg.
Die Bank of Japan hält am Donnerstag ihre Sitzung ab, es wird jedoch allgemein erwartet, dass sie ihre ultralockere Geldpolitik unverändert beibehält.
Angesichts der divergierenden Geldpolitik der Fed und der BOJ steht der Yen seit einigen Monaten massiv unter Druck. Anfang September kletterte das Paar zum ersten Mal seit 24 Jahren auf 144,99.
Der GBP/USD legte um 0,1 % auf 1,1442 zu. Damit erholte sich das Pfund Sterling ein wenig, nachdem es Ende letzter Woche mit 1,1351 auf ein 37-Jahrestief gefallen war.
Die Bank of England entscheidet ebenfalls am Donnerstag über ihre Geldpolitik. Erwartet wird eine weitere Zinserhöhung, entweder um 50 oder 75 Basispunkte.
Der USD/CNY kletterte um 0,1 % auf 7,0128 und verharrte damit über der psychologisch wichtigen 7er-Marke. Die chinesischen Behörden stehen vor der schwierigen Aufgabe, ein Gleichgewicht zwischen der Lockerung der Geldpolitik zur Unterstützung der schwächelnden Wirtschaft und der Verhinderung weiterer Währungsverluste zu finden.
An anderer Stelle stiegen der USD/SEK um 0,1 % auf 10,7734 und der EUR/SEK um 0,2 % auf 10,8069 im Vorfeld einer Sitzung der schwedischen Riksbank im weiteren Verlauf der Sitzung, auf der mit einer Straffung der Geldpolitik zu rechnen ist.
"Die Inflation ist viel zu hoch und übersteigt wieder einmal die Prognose der Zentralbank. Die Riksbank hat zu spät gehandelt und muss nun wieder Boden gutmachen", so die Analysten von Nordea in einer Mitteilung.
"In einer von Unsicherheit geprägten Welt wird die Riksbank den Leitzins unserer Prognose zufolge um 75 Basispunkte anheben. Eine Anhebung um 1 Prozentpunkt ist nicht völlig auszuschließen."