Investing.com - Die psychologisch wichtige Marke von 1,1300 Dollar bleibt für den Euro eine hohe Hürde. Nach leichten Gewinnen zum Wochenauftakt gab die europäische Gemeinschaftswährung nun wieder etwas nach.
Mit minus 0,05 Prozent auf 1,1305 Dollar erholte sich das Währungspaar (EUR/USD) allerdings weitgehend von seinen anfänglichen Verlusten im asiatischen Geschäft. Für Druck sorgte gestern ein Interview der Börsen-Zeitung mit EZB-Chefvolkswirt Peter Praet, der die Option neuer langfristiger Liquiditätstender, auch TLTRO, ins Spiel brachte. Ziel ist es, die schleppende Kreditvergabe im Euroraum aufgrund der etwas strafferen Finanzierungsbedingungen anzukurbeln.
Das ist auch ein Wink an die Märkte, dass die Zinsen im Euroraum noch sehr viel länger als erwartet auf dem tiefen Niveau bleiben werden. In einer Kundennotiz schrieb die Schweizer Großbank UBS (SIX:UBSG), dass die Europäische Zentralbank die Zinsen voraussichtlich erst im Frühjahr 2020 anheben werde.
Auf die Stimmung hatte auch der Prüfbericht des US-Handelsministeriums vom Wochenende gedrückt, der Auto-Importe aus dem Euroraum als Bedrohung der nationalen Sicherheit deklarierte. Trump hat nun 90 Tage Zeit, um zu entscheiden, ob er Zölle von bis zu 25 Prozent auf Auto-Einfuhren verhängt.
Die Antwort aus Europa ließ jedoch nicht lange auf sich warten. EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker hat mit Gegenmaßnahmen gedroht, sollte US-Präsident Donald Trump Autozölle gegen europäische Hersteller verhängen. "Trump hat mir sein Wort gegeben, dass es vorerst keine Autozölle gibt", sagte Juncker der "Stuttgarter Zeitung" und "Stuttgarter Nachrichten" (Dienstagausgaben) einem Vorabbericht zufolge.
Bundeswirtschaftsminister Altmaier sieht einen langen und steinigen Weg im Handelsstreit mit der USA und Europa. "Der schwierigste Teil der Verhandlungen kommt jetzt", sagte Altmaier am Dienstag im Deutschlandfunk. Zugleich gab er sich zuversichtlich: "Man kann Probleme lösen, wenn der Wille vorhanden ist."
Das steht heute im Fokus
Unterdessen setzen sich die Handelsgespräche zwischen den USA und China heute auf niedrigerer Ebene in Washington fort. Der US-Handelsbeauftragte Lighthizer und der stellvertretende chinesische Premierminister Liu He werden die Gespräche erst am am Donnerstag fortsetzen. Ein positiver Ausgang der Verhandlungen könnte den Risikoappetit der Anleger weiter ankurbeln und damit den Euro unterstützen.
Heute auf der Agenda steht der ZEW-Index aus Deutschland und aus der Eurozone. Volkswirte rechnen mit einer leichten Aufhellung der zuletzt sehr eingetrübten Stimmung. Am Vormittag nimmt der EZB-Vizechef Luis de Guindos an einer Podiumsdiskussion im Europäischen Parlament in Brüssel teil. EZB-Chefvolkswirt Peter Praet spricht am Nachmittag bei einer Veranstaltung der Allianz (DE:ALVG) in Berlin.
Das sagt die Charttechnik
Durch die charttechnische Brille betrachtet könnte der EUR/USD seine Erholung kurzfristig fortsetzen. Voraussetzung für einen weiteren Aufwärtsschub ist ein Sprung zurück über 1,1340 Dollar. Gelingt der Sprung über den Widerstand, ist sogar eine Rückkehr auf die 200-Tage-Linie bei 1,1523 Dollar möglich. Auf diesem Niveau geht es dann ans Eingemachte. Spätestens hier müssen Anleger von einer technischen Gegenreaktion der Bären ausgehen, während sich die charttechnische Ausgangslage mit einem Spurt darüber erheblich verbessern würde.
Auf der Unterseite gilt es dagegen ein Abgleiten unter das Jahrestief bei 1,1235 Dollar zu vermeiden, da ansonsten die Anleger ihren Blick auf die nächsten Haltemarken in Form des Vorjahrestief bei 1,1215 Dollar richten müssen.
Das machen die anderen Währungspaare
Der Euro im Verhältnis zum britischen Pfund steigt im frühen europäischen Geschäft leicht an. Zuletzt handelte der EUR/GBP auf 0,8752 und damit 0,03 Prozent im Plus.
Für den GBP/USD ging es um 0,11 Prozent auf 1,2911 Dollar abwärts.
Der USD/JPY stieg 0,05 Prozent auf 110,66.
Der USD/CHF kletterte um 0,10 Prozent auf 1,0052.
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von Robert Zach