Investing.com - Nach einem Auf und Ab zum Wochenstart stabilisierte sich der EUR/USD am Dienstag und näherte sich im frühen europäischen Geschäft der psychologisch wichtigen Marke von 1,1400 Dollar. Auslöser dafür waren optimistische Wortmeldungen aus Italien zum Etatstreit und der schwächere US-Dollar.
Der EUR/USD handelte zuletzt auf 1,1381 Dollar und damit 0,25 Prozent im Plus. Das Tageshoch liegt bei 1,1393 Dollar, das Tagestief bei 1,1350 Dollar.
Italiens Ministerpräsident Giuseppe Conte sagte der der Zeitung "Avvenire", dass man in den nächsten Stunden einen neuen Haushaltsvorschlag präsentieren werde, um ein EU-Defizitverfahren zu umgehen. Voraussichtlich werde der Vorschlag ein geringeres Defizit vorsehen als bisher erwartet. Zuvor gab es Meldungen, wonach die Haushaltsverschuldung 2019 von 2,4 Prozent des Bruttoinlandsprodukts auf 2,0 Prozent sinken könnte.
Die zehnjährigen italienischen Zinspapiere rentierten nach seinen Aussagen in der Nähe der Tiefs von Anfang Oktober bei 3,15 Prozent, während sich die Renditedifferenz zwischen deutschen und italienischen Anleiherenditen bei 285 Basispunkte einpendelte.
Zulegen konnte die Gemeinschaftswährung auch dank der Entspannungssignale im Handelskonflikt zwischen den USA und China, die den US-Dollar unter Druck setzten, weil er als sicherer Anlagehafen nicht mehr so gefragt war.
Die USA und China einigten sich am Wochenende auf eine 90-Tage-Frist, um die Handelsstreitigkeiten zu lösen. Die Frist begann bereits am 1. Dezember. Als US-Verhandlungsführer schickte Donald Trump gestern seinen Handelsbeauftragten Robert Lighthizer ins Rennen, der als China-Feind gilt.
Unterdessen sagte gestern der Fed-Chef Jerome Powell, dass die USA trotz solider Konjunkturdaten immer noch mit einer Reihe von Herausforderungen konfrontiert sei. Gemeint sind damit das langsame Lohnwachstum für einkommensschwache Arbeitsnehmen bis hin zu einer schleppenden Produktivität und einer alternden Bevölkerung. Zur Geldpolitik äußerte sich Powell diesmal nicht.
Ende November hatte Powell mit seiner Rede vor dem NY Economic Club die Tür für ein langsameres Vorgehen bei Zinserhöhungen geöffnet. Der Leitzins sei knapp unter dem neutralen Niveau, so Powell. Als neutral gilt ein Niveau, bei dem das Wirtschaftswachstum weder gestützt noch belastet wird. Der Dollar gab als Reaktion auf seine Rede massiv nach und sucht nach wie vor nach einem Boden.
Der US-Dollar-Index, der den Greenback gegen sechs andere Währungen vergleicht, handelte zuletzt mit einem Kursabschlag von 0,43 Prozent auf 96,55. Ein Rutsch darunter könnte weitere Verluste in Richtung 96,29 nach sich ziehen.
Auf der Wirtschaftsagenda stehen heute die Erzeugerpreise aus Europa, während jenseits des Atlantiks die Augen auf dem Redbook-Index, dem ISM New York und IBD/TIPP Konjunkturoptimismus gerichtet sind. Für Kursbewegung könnte auch die Rede von FOMC-Mitglied Williams um 16.00 Uhr MEZ sorgen.
Für den EUR/USD gilt weiterhin: ein nachhaltiger Spurt über 1,1382 Dollar könnte die Tür für eine Aufwärtsbewegung in Richtung 1,1432 Dollar öffnen. Eine ausführliche technische Analyse gibts hier.
Geschrieben von Robert Zach