Investing.com - Der EUR/USD musste bereits mehr als die Hälfte seiner jüngsten Erholungsgewinne abgeben. Im frühen europäischen Handel bewegte sich die Gemeinschaftswährung in der Nähe der psychologisch wichtigen Marke von 1,1300 Dollar. Im Fokus stehen nach wie vor der Brexit, der Haushaltsstreit zwischen Italien und der EU sowie der Zinserhöhungspfad der Fed im kommenden Jahr.
Zuletzt handelte der EUR/USD auf 1,1310 Dollar und verlor damit 0,16 Prozent an Wert. Das Tageshoch liegt bei 1,1344 Dollar, das Tagestief bei 1,1309 Dollar.
Zwar hat sich die EU und Großbritannien am Sonntag auf einen Scheidungsvertrag geeinigt. Noch ist die Kuh aber nicht vom Eis. Viel wichtiger wird werden, ob die britische Premierministerin Theresa May auch die Zustimmung im Parlament erhalten wird - und das ist mehr als fraglich. So pocht die nordirische DUP auf Änderungen am Austrittsabkommen, während die Konservativen den Deal ablehnen und mit Nein votieren wollen. Spätestens am 11. Dezember wissen wir, ob das britische Parlament dem Brexit-Abkommen zustimmen wird oder eben nicht. Solange dürfte die Unsicherheit rund um den Austritt bestehen bleiben und damit die europäischen Währungen wie den GBP und EUR in Schach halten.
Aus Italien gab es gestern versöhnliche Töne. So hieß es in einem Bericht von Bloomberg unter Berufung auf zwei Insider, dass die italienische Regierung das Defizitziel für das kommende Jahr auf 2,0 Prozent senken könnte. Das halft dem italienischen Rentenmarkt auf die Sprünge, wo die Risikoaufschläge der zehnjährigen Zinspapiere mit 3,17 Prozent auf den tiefsten Stand seit 1. Oktober abrutschten. Auch zog sich die Renditedifferenz zwischen zehnjährigen Bundesanleihen und den italienischen Pendants auf weniger als 300 Basispunkte zusammen.
Im Fokus der Anleger steht auch der zukünftige Zinserhöhungspfad der US-Notenbank Fed. Am Mittwoch könnte sich Fed-Chef Jerome Powell dazu auf dem Economic Club of New York äußern. Angesichts der globalen Konjunkturabkühlung hoffen Anleger auf Hinweise, dass die Fed eine Pause bei ihren Zinserhöhungen einlegt.
John Herrmann, Zinsstratege bei MUFG Securities, sagte, die Zentralbank solle ihren Zinserhöhungszyklus in der ersten Hälfte des nächsten Jahres unterbrechen, um einen wirtschaftlichen Abschwung im Jahr 2020 zu vermeiden.
Heute wird sich der Fed-Vize Clarida äußern, der zuletzt betonte, wie wichtig es sei, hereinkommende Konjunkturdaten genau zu beobachten, da sich die Zinssätze dem neutralen Zins näherten und das Wirtschaftswachstum weder ankurbeln noch verlangsamen.
Sollte er heute ins gleiche Horn blasen, könnte dies den Dollar unter Druck setzen und dem Euro wieder auf die Beine helfen.
Von der Konjunkturfront stehen heute einige Zahlen vom US-Häusermarkt auf der Agenda, die zu Kursbewegung führen könnten u.a. der Hauspreisindex, der Immobilienindex sowie der S&P/Case-Shiller Hauspreisindex. Später am Tag wird dann noch das Verbrauchervertrauen nach Lesart Conference Board veröffentlicht. Außerdem werden sich einige US-Währungshüter zur US-Geldpolitik äußern.
Durch die charttechnische Brille betrachtet sollte der EUR/USD ein Abgleiten unter die Unterstützung bei 1,1306/1,1299 Dollar unter allen Umständen vermeiden, da dem Paar sonst ein Rutsch auf das 78,6% Fibonacci-Retracement des gesamten Aufwärtsimpulses von 1,1216 Dollar bis 1,1448 Dollar bei 1,1271 Dollar und dem zuletzt gebrochenen Abwärtstrend bei 1,1255 Dollar droht. Erst darunter würde sich das Chartbild massiv verschlechtern.
Hoffnung für die Bullen bestände, wenn sich der EUR/USD wieder über 1,1381 Dollar erholen könnte.
Geschrieben von Robert Zach