STUTTGART (BOERSE-STUTTGART AG) - euwax trends am nachmittag
Mittwoch, 30. Mai 2012
Angst vor Verschärfung der Staatsschuldenkrise in Europa
EU-Kommission mit deutschem Defizitabbau zufrieden
Die gestrigen Hoffnungen auf eine bevorstehende Ankurbelung der chinesischen Konjunktur haben heute einen Dämpfer erhalten. Einflussreiche Ökonomen in China sind der Meinung, dass es derzeit hauptsächlich um die Stabilisierung des Wachstums gehe und nicht darum, die Konjunktur wie 2008 mit einem massiven Stützungsprogramm anzukurbeln.
Darüber hinaus bestimmt die Vertrauenskrise der europäischen Gemeinschaftswährung auch heute das Geschehen an der Börse. Vor allem die Situation um die angeschlagenen Banken in Spanien drückt auf die Stimmung. Der Euro rutschte bis auf 1,2387 US-Dollar und damit auf den tiefsten Stand seit Sommer 2010.
Der Chef der spanischen Notenbank, Miguel Angel Fernandez Ordonez, wird seinen Posten wohl früher als bisher geplant abgeben. Derweil gibt es weitere Rettungsversuche für Kreditinstitute in Spanien. So wollen sich drei unter Druck stehende regionale Sparkassen zusammenschließen, um ihre Kräfte für das Überleben zu bündeln.
Deutschland baut das Staatsdefizit schneller ab, als zunächst geplant. Deshalb ist auch die EU-Kommission mit Deutschland weitgehend zufrieden. Einem Vertreter der Behörde zufolge, habe die größte Volkswirtschaft der Europäischen Gemeinschaft dank einer günstigen Konjunktur schon 2011 und damit zwei Jahre früher als gefordert die EU-Grenze von drei Prozent der Wirtschaftsleistung unterschritten. Deshalb werde nun auch das Defizitverfahren gegen Deutschland eingestellt. Deutschland sei von einem Wachstumsnachzügler zu eimem Wachstumsführer in der Euro-Zone geworden. Zudem befinde sich die Bundesrepublik auf dem Weg zur Vollbeschäftigung.
Nach Ansicht der EU-Kommission müssten als Lehre aus der Schuldenkrise nationale Grenzen bei der Bankenaufsicht abgebaut werden. Eine \'Bankenunion\' mit einer stärker verzahnten Aufsicht und Lastenteilung bei einer Bankenkrise wäre eine wichtige Ergänzung der Währungsunion. Die Behörde regte außerdem an, dem Rettungsfonds ESM die Möglichkeit zu verschaffen, strauchelnde Banken direkt mit frischem Kapital zu versorgen.
Der DAX hüpfte daraufhin am Mittag plötzlich um rund einhundert Punkte bis auf 6.392 Punkte nach oben und verringerte damit den heutigen Verlust zwischenzeitlich auf vier Punkte. Zuvor war ein Tagestief von 6.295 Punkten erreicht worden.
Allerdings verlief dann eine Auktion italienischer Staatsanleihen nicht zufriedenstellend. Italien sammelte 5,73 Milliarden Euro ein. Eingeplant waren aber bis zu 6,25 Milliarden Euro. Zudem musste das hoch verschuldete Land die Anleger mit höheren Renditen locken. Bei der fünfjährigen Anleige lag diese bei 5,66 Prozent nach 4,86 Prozent im April. Bei der zehnjährigen Anleihe lag sie bei 6,03 Prozent nach 5,84 Prozent im April.
Der Bund-Future kletterte auf ein neues Allzeithoch von 145,44 Prozentpunkten. Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihen rutschte auf ein historisches Tief von 1,278 Prozent.
Der DAX verlor bis zum Nachmittag 115 Punkte bzw. 1,8 Prozent und lag nun bei 6.280 Zählern.
Derivateanleger nahmen nun schnell Gewinne bei Short-Zertifikaten und Put-Optionsscheinen auf den DAX mit. Gleichzeitig stiegen sie antizyklisch in Long-Zertifikate und Calls ein. Der Euwax Sentiment Index lag nun bei plus 50 Punkten.
Börse Stuttgart TV
Während seit Monaten insbesondere der deutsche Mittelstand ob der Geschäfte in China frohlockt, ergab eine aktuelle Umfrage der Europäischen Handelskammer, dass mittlerweile jeder fünfte Investor in Erwägung ziehe, dem Land den Rücken zu kehren. Ist es endgültig vorbei mit dem ganz großen Boom in China? Dr. Max Schott von der Vermögensverwaltung Sand & Schott sprach darüber bei Börse Stuttgart TV.
Interview hier abrufbar:
https://www.boerse-stuttgart.de/de/boersestuttgarttv/boersestuttgarttv.html?vid=7374
Das Vertrauen in die Facebook-Aktie schwindet dramatisch weiter. An der Börse Stuttgart notierte das Papier heute bei 22,90 Euro mit fünf Prozent im Minus. Dies entspricht einem Kurs von 28,49 US-Dollar. Damit haben die Aktionäre seit dem Börsengang vor zehn Tagen rund 25 Prozent ihres eingesetzten Kapitals verloren. An der Euwax sind unterdessen Put-Optionsscheine gefragt. Offenbar erwarten die Anleger eine Fortsetzung des Abwärtstrends.
Außerdem setzt eine Reihe von Marktteilnehmern auf fallende Kurse des EuroSTOXX 50. Der Durchschnittskurs der vergangenen fünfzig Tage fiel hier unter die Zweihundert-Tage-Linie. Dieses unter Charttechnikern als \'Todeskreuz\' bezeichnete Phänomen untermauere Analysten zufolge den mittelfristigen Trend.
Der DAX sei dagegen von einem \'Todeskreuz\' noch weit entfernt. Der Durchschnittskurs der vergangenen fünfzig Tage liegt aktuell bei 6.665 Punkten und der Zweihundert-Tages-Schnitt bei 6.204 Zählern.
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Quelle: Boerse Stuttgart AG
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