Investing.com - Das britische Pfund ist am Donnerstag unter die psychologisch wichtige Marke von 1,3000 Dollar gefallen, da die Umsätze im Einzelhandel im Juni unerwartet gesunken waren. Die Wahrscheinlichkeit eines Zinsschrittes im August der Bank of England (BoE) hat sich damit reduziert.
Der GBP/USD notierte zuletzt auf 1,2997 Dollar und damit 0,55 Prozent im Minus - das entspricht dem tiefsten Stand seit September 2017.
Die Umsätze im Einzelhandel sanken im Juni um 0,5 Prozent. Volkswirte rechneten mit einem Anstieg von 0,1 Prozent. Positiv war indes die Aufwärtsrevision der Zahlen vom Vormonat von 1,3 Prozent auf 1,4 Prozent. Die Kernrate der Einzelhandelsumsätze, welche Auto- und Benzinumsätze ausklammert, sank um 0,6 Prozent.
Trotz des Rückgangs im Juni war es das stärkste Quartal für den britischen Einzelhandel seit 2004. Als Grund für den Rückgang gilt der heiße Sommer in Großbritannien und das überraschende Abschneiden der englischen Nationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft in Russland.
Die Kombination aus einem schleppenden Lohnwachstum, einer rückläufigen Inflation und enttäuschenden Einzelhandelsumsätzen per Berichtsmonat Juni hat die Wahrscheinlichkeit einer Zinserhöhung der Bank of England im August belastet.
Verantwortlich für den Kursrückgang beim britischen Pfund waren aber nicht nur enttäuschende Konjunkturdaten, auch das wiederaufflammende Kaufinteresse rund um den US-Dollar ließen den GBP/USD alt aussehen.
Der US-Dollar-Index, der den Greenback gegen sechs andere Währungen misst, notierte zuletzt 0,40 Prozent im Plus auf 95,22 Punkte.
Der US-Dollar gewann an Schwung, nachdem Fed-Chef Jerome Powell gestern die Ausgangslage der US-Wirtschaft optimistisch bewertete.
Vor der Veröffentlichung der Einzelhandelsumsätze stieg das Pfund zum Euro um 0,1 Prozent. Nach der Bekanntgabe kollabierte das Paar jedoch und so kletterte der EUR/GBP auf 0,8929 und liegt damit 0,26 Prozent im Plus.
Der EUR/USD kollabierte 0,31 Prozent auf 1,1603 Dollar. Eine technische Analyse zum EUR/USD von Investing.com Marktanalyst Robert Zach, finden Sie hier.
Das Sterling gab auch gegenüber dem sicheren Anlagehafen japanischen Yen und dem Schweizer Franken nach. Der GBP/CHF sank 0,20 Prozent auf 1,3030, während der GBP/JPY 0,37 Prozent auf 146,94 verlor.
Im weiteren Tagesverlauf stehen keine Konjunkturdaten mehr auf der Agenda, die für Kursbewegung sorgen könnten. Insofern liegt der Fokus der Marktteilnehmer auf den politischen Entwicklungen rund um den Handelskonflikt und Brexit.
Die Sorgen um den Brexit waren ein weiterer Grund für den Kurssturz im GBP/USD. Die Chance auf einen No-Deal wird immer wahrscheinlicher, da Premierministerin Theresa May mehr und mehr die Unterstützung der konservativen Partei verliert, vor allem nachdem David Davis und Boris Johnson von ihren Posten zurücktraten.
Die britische Finanzaufsichtsbehörde Financial Conduct Authority riet den Banken am Donnerstag sich auf ein No-Deal Brexit-Szenario einzustellen.