Investing.com - Die indische Rupie ist auf Talfahrt. Zum US-Dollar kollabierte die indische Landeswährung (USD/INR) auf 69,25 Dollar. Offenbar machen sich der Ölpreisanstieg sowie das hohe Leistungsbilanzdefizit und die Inflation bemerkbar.
Seit Montag hat die Rupie gut 1,2 Cent zum US-Dollar abgewertet. Neben einem festeren Greenback belastet auch der hohe Ölpreis die Währung des weltweit drittgrößten Ölkonsumenten. Die Ölpreise sind zuletzt dynamisch gestiegen, da die USA ihre Verbündeten aufgefordert hatten, alle Importe von iranischem Öl bis November einzustellen. Auch Versorgungsunterbrechungen in Libyen und Kanada führten zu höheren Preise. Die Nordseesorte Brent stieg in der Spitze auf knapp 78 Dollar je Barrel.
Da Indien der drittgrößte Ölimporteur der Welt ist, wird jeder Anstieg der globalen Ölpreise die Importkosten erhöhen und die Finanzlage belasten. Indiens Leistungsbilanzdefizit hat sich im Jahresvergleich bereits um 42 Prozent auf 160 Milliarden Dollar erhöht, und ein hohes Defizit bedeutet, dass das Land Devisen, also Rupien, verkaufen und Dollar kaufen muss, um seine Rechnungen zu begleichen. Dadurch verbilligt sich die Rupie.
Auch die anhaltenden Kapitalabflüsse aus dem Ausland spielen eine große Rolle bei dem jüngsten Abwertungszyklus der indischen Rupie.
Ein weiterer Faktor, der die Rupie belastet, sind die anhaltenden Handelsturbulenzen zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt, den USA und China. Die Furcht vor einem eskalierenden Handelskonflikt zwischen den USA und China hat nach der jüngsten Drohung von US-Präsident Donald Trump, die auf chinesische Investitionen abzielt, eine weitere Kerbe geschlagen - ein Schritt, der langfristig große Folgen für die Wirtschaftsbeziehungen zwischen den USA und China haben könnte. Experten glauben, dass dies den Ausverkauf in den Schwellenländern beschleunigt.
Laut der indischen Tageszeitung The Times sind die internationalen Devisenmärkte aber auch deshalb besorgt, nachdem die indische Zentralbank (RBI) in ihrem kürzlich veröffentlichten Finanzstabilitätsbericht ein schauriges Bild des heimischen Bankensektors gezeichnet hat.
Indien befindet sich also aktuell in einem Teufelskreis, aus dem das Land so schnell nicht entkommen wird. Schließlich bedeutet eine schwächere Rupie, dass der Inflationsdruck zunehmen könnte, was den Konsum bremsen und gleichzeitig das Wirtschaftswachstum bremsen dürfte. rz