Es gibt Aktien, die man wohl sein ganzes Leben im Depot belassen sollte. Zumeist verfügen diese über einen starken Burggraben und können sich daher gut gegen neue Konkurrenten durchsetzen. Ein Burggraben kann mitunter durch eine Innovationsführerschaft gestärkt werden, wie dies bei Novo Nordisk (NYSE:NVO) (WKN: A1XA8R) und Eli Lilly (NYSE:LLY) (WKN: 858560) der Fall ist.
Wenngleich diese Unternehmen direkte Konkurrenten im milliardenschweren Markt der Diabetes-Behandlung sind, können beide Konzerne gut davon leben. Das zeigt die jüngste Kursentwicklung auf. Denn trotz hoher Inflation wandern die Aktien im Gleichschritt von einem Allzeithoch zum nächsten. Das liegt auch an einem neuen Markt, dem bis 2030 ein Umsatzpotenzial von über 50 Mrd. US-Dollar prophezeit wird.
Milliardenmarkt Fettleibigkeit? Haben aktuell viele Medikamente und Behandlungen das Ziel, gegen Bluthochdruck oder Diabetes zu wirken, ist die Pharmaindustrie im Wandel. Denn aktuell wird daran geforscht, bereits der Entstehung vieler Zivilisationskrankheiten entgegenzuwirken.
So entwickeln Novo Nordisk und Eli Lilly aktuell Behandlungen gegen Fettleibigkeit. Richtig gehört, mit den richtigen Wirkstoffen könnte man Menschen mit einem erhöhten Körpergewicht in den nächsten Jahren helfen, überschüssiges Fett zu verlieren. Das hätte zweifelsohne eine positive Auswirkung auf Symptome wie Bluthochdruck, würde aber auch Krankheiten wie Diabetes bzw. Gelenkerkrankungen reduzieren.
Da die Prävalenz von Erkrankungen wie Adipositas voraussichtlich in den nächsten Jahren deutlich zunehmen wird, schätzen Analysten von Morgan Stanley (NYSE:MS) den Markt für diese Behandlungsformen auf bis zu 54 Mrd. US-Dollar pro Jahr ab 2030 ein. Dabei wird erwartet, dass Novo Nordisk bis zu 11,7 Mrd. und Eli Lilly bis zu 5,4 Mrd. US-Dollar an jährlichen Umsätzen verbuchen können.
Bewertung Es sollte klar sein, dass die Kombination von hochprofitablen Geschäftsbereichen wie Diabetes mit zukünftigen Wachstumstreibern im Adipositas-Markt eine hohe Unternehmensbewertung rechtfertigen kann. So beträgt das KGV (Kurs-Gewinn-Verhältnis) für Novo Nordisk für den erwarteten Gewinn im Jahr 2023 28,8 und für Eli Lilly 36,4 (Stand: 20.07.2022, maßgeblich für alle Kennzahlen). Definitiv keine Schnäppchen!
Die höhere Bewertung von Eli Lilly könnte durch zusätzliche Ambitionen im Bereich von neurodegenerativen Erkrankungen verursacht sein. Denn aktuell arbeitet der US-Pharmakonzern an einem Wirkstoff, der das Fortschreiten von Alzheimer deutlich verlangsamen könnte.
Dennoch verdeutlichen diese Unternehmensbewertungen, dass das zukünftige Wachstum bereits im aktuellen Kurs eingepreist bzw. vorweggenommen wurde. Denn das durchschnittliche KGV im S&P 500 beträgt aktuell lediglich 18,84. Dadurch ergibt sich für beide Konzerne deutliches Rückschlagpotenzial im Falle negativer Nachrichten.
Ausblick Als bereits investierter Aktionär würde ich vermutlich eine Position im Gewinn weiter laufen lassen. Denn viele Privatanleger machen den Fehler, dass sie ihre Gewinne zu schnell realisieren, wohingegen Verlustaktien bis zur Insolvenz im Portfolio bleiben.
Dennoch fällt es einem schwer, bei der aktuellen Unternehmensbewertung eine der beiden Aktien zu kaufen. Denn diese sind alles andere als Schnäppchen, sodass ich aktuell an der Seitenlinie auf eine günstigere Einstiegsgelegenheit warte. Denn Rücksetzer und neue Chancen gibt es an der Börse ständig. Grundsätzlich sind für mich aber beide Unternehmen ein klarer Kauf – jedoch nicht um jeden Preis.
Michael besitzt Aktien von Novo Nordisk. The Motley Fool empfiehlt Novo Nordisk.
Motley Fool Deutschland 2022