Investing.com - Die US-Aktienmärkte zeigen sich vor der Veröffentlichung der jüngsten US-Inflationsdaten sowie einer Reihe von Quartalsberichten schwächer. Ökonomen prognostizieren, dass sich die Inflationsrate im September dem Zielwert der Federal Reserve von 2 % angenähert hat. Aus dem Protokoll der Fed-Sitzung vom letzten Monat geht zudem hervor, dass eine „substanzielle“ Mehrheit der Mitglieder eine Zinssenkung um 50 Basispunkte befürwortete. Allerdings äußerten einige Mitglieder Bedenken hinsichtlich des Umfangs der möglichen Zinssenkungen und mahnten zur Vorsicht bei einem zu aggressiven Vorgehen.
1. US-Aktienmärkte starten im Minus in den Handelstag
Der heutige Handelstag beginnt für die US-Aktienmärkte mit roten Vorzeichen. Viele Anleger agieren im Vorfeld einer Reihe neuer Wirtschaftsdaten und Quartalsberichte vorsichtig.
Aktuell notiert der Dow Future 0,1 % im Minus, ebenso der S&P 500, der ebenfalls 0,1 % abgibt. Auch der Nasdaq 100 verzeichnet ein Minus von 0,1 %.
Die wichtigsten US-Indizes konnten den gestrigen Handelstag im positiven Bereich beenden.
Unter den Einzelwerten sticht insbesondere Alphabet (NASDAQ:GOOGL) positiv hervor, das einen Teil der Verluste vom Vortag wieder aufholen kann. Dies folgt auf die Ankündigung des US-Justizministeriums, in einer Gerichtsakte zu beantragen, dass ein US-Richter die Aufspaltung bestimmter Teile des umfangreichen Google-Suchdienstes anordnen soll.
2. US-Inflationsdaten werfen ihren Schatten voraus
Die Märkte richten ihre Aufmerksamkeit aktuell auf neue Inflationsdaten, um Hinweise auf die künftige US-Zinsentwicklung zu erhalten. Ökonomen gehen davon aus, dass sich der Verbraucherpreisindex (VPI), der als wichtiger Indikator für die Gesamtinflation in den USA gilt, im September auf eine Jahresrate von 2,3 % verlangsamt hat, verglichen mit 2,5 % im August. Auf Monatsbasis wird eine Abschwächung zwischen 0,2 % und 0,1 % erwartet.
Der sogenannte „Kern“-Verbraucherpreisindex, der stark schwankende Komponenten wie Lebensmittel und Energie ausklammert, dürfte sein Tempo der letzten 12 Monate beibehalten und konstant bei 3,2 % bleiben. Auf Monatsbasis wird mit einem Preisanstieg von 0,2 % gerechnet.
Bei den wöchentlichen Erstanträgen auf Arbeitslosenunterstützung wird mit einem Anstieg auf 231.000 Anträge gerechnet, verglichen mit 225.000 in der Vorwoche. Allerdings bleibt offen, inwieweit der jüngste verheerende Hurrikan Helene im Südosten der USA sowie die anhaltenden Streiks beim Luft- und Raumfahrtkonzern Boeing (NYSE:BA) diese Zahlen beeinflussen werden.
Der positive Arbeitsmarktbericht der vergangenen Woche hat den Märkten neues Vertrauen gegeben, dass die Federal Reserve eine „weiche Landung“ der US-Wirtschaft erreichen könnte. Die Erwartung, dass die Fed die Zinsen in einem moderaten Tempo anpasst, stützt derzeit die Hoffnung auf eine stabilere wirtschaftliche Entwicklung.
3. „Deutliche Mehrheit“ der Fed-Mitglieder befürwortete Jumbo-Senkung im September
Das Protokoll der Fed-Sitzung vom 17. und 18. September zeigt, dass sich eine „deutliche Mehrheit“ der Fed-Mitglieder für eine Zinssenkung um einen halben Prozentpunkt ausgesprochen hat.
Allerdings herrschte Uneinigkeit über den genauen Umfang der Maßnahme. So sprach sich eines der zwölf Mitglieder des geldpolitischen Ausschusses, Fed-Gouverneurin Michelle Bowman, gegen diese stärkere Zinssenkung aus und plädierte stattdessen für eine traditionellere Reduktion um lediglich 25 Basispunkte.
Darüber hinaus geht aus dem Protokoll hervor, dass eine nicht näher benannte Gruppe von Entscheidungsträgern der Meinung war, eine kleinere Zinssenkung wäre ausreichend gewesen. Sie begründeten dies mit der robusten Lage am Arbeitsmarkt und der Sorge, dass die Inflation immer noch über dem angestrebten Zielwert der Fed liegt.
Dennoch waren sich die Fed-Vertreter offenbar darüber einig, dass die Zinssenkung um 50 Basispunkte nicht notwendigerweise als Hinweis auf einen festen Kurs für künftige Zinssenkungen zu verstehen ist.
Laut dem FedWatch-Tool der CME Group (NASDAQ: CME) erwarten Anleger derzeit mit einer Wahrscheinlichkeit von 85 %, dass die Fed die Zinsen auf ihrer Sitzung im November um weitere 25 Basispunkte senkt. Gleichzeitig bleibt eine Restwahrscheinlichkeit von etwa 15 %, dass die Zinsen in der aktuellen Spanne von 4,75 % bis 5,00 % unverändert bleiben.
4. Delta Air Lines legt Zahlen vor
Die Berichtssaison der US-Fluggesellschaften für das dritte Quartal startet diese Woche mit der Veröffentlichung der Ergebnisse von Delta Air Lines (NYSE:DAL).
Das in Atlanta ansässige Unternehmen erzielte im Juni-Quartal einen Rekordumsatz von 15,4 Milliarden US-Dollar, der jedoch leicht hinter den Erwartungen der Analysten zurückblieb. Ein Boom bei den Sommerreisen führte zu Überkapazitäten, wodurch die Ticketpreise unter Druck gerieten.
CEO Ed Bastian versicherte den Investoren damals, dass die Preissetzungsmacht von Delta ab August „deutlich“ zunehmen würde.
Analysten der Bank of America (NYSE:BAC) Securities erwarten, dass das Kapazitätswachstum auch im Fokus der Ergebnisse von Delta am Donnerstag stehen wird.
„Während [Delta] vor seinem Investorentag am 20. November möglicherweise eine konservative Prognose abgeben könnte, bleibt unser Ausblick für die Branche insgesamt positiv“, schrieben die Analysten der Bank of America in einer Kundenmitteilung zu Beginn dieser Woche. „Die Nachfrage nach Flugreisen bleibt stabil, das Kapazitätswachstum moderat, und die Fluggesellschaften (NYSE:JETS) dürften im vierten Quartal erheblich von den jüngsten Rückgängen der Treibstoffpreise profitieren.“
5. Ölpreis zieht dank Milton an
Der Rohölpreis verzeichnet heute deutliche Gewinne, nachdem Hurrikan Milton in Florida erhebliche Schäden angerichtet hat und die Sorgen über potenzielle Versorgungsengpässe im Nahen Osten zunehmen.
Der Preis für Brent-Öl ist um 0,7 % gestiegen und liegt nun bei 77,09 US-Dollar pro Barrel, während US-Rohöl (WTI) ebenfalls um 0,7 % zulegt und bei 73,77 US-Dollar pro Barrel notiert.
Beide Rohölsorten haben in den vergangenen zwei Handelstagen rund 5 % an Wert verloren.
In den USA ist Hurrikan Milton in Florida auf Land getroffen. Obwohl die Ölinfrastruktur im Golf von Mexiko weitgehend unbeschadet blieb, hat der Sturm die Benzinnachfrage im Bundesstaat erheblich erhöht und dadurch die Rohölpreise gestützt.
Zudem bleibt die Unsicherheit in Bezug auf eine mögliche Eskalation des Konflikts im Nahen Osten bestehen. Besonders besorgt sind die Märkte über das Szenario, dass Israel die Ölproduktionsanlagen des Irans angreifen könnte, was die globalen Lieferketten zusätzlich belasten würde.