Noch im Herbst wollte niemand etwas mit Bankaktien zu tun haben. Seither boomen die Kurse vieler traditioneller Finanzinstitute. Der STOXX Europe 600 Banks Index hat seither um mehr als die Hälfte zugelegt. Hier sind die Gründe für die Hausse.
Grund Nr. 1: Sektor-Rotation hin zu Substanz Viele Aktien sind unheimlich gut gelaufen seit dem Corona-Crash vor einem Jahr. Cloud, E-Commerce, Biotech und Wasserstoff sind nur einige Themen, die Anleger mit dem richtigen Riecher reich gemacht haben. Doch nach der Kursvervielfachung drängte sich die Frage auf, ob man nicht zumindest einen Teil der Gewinne sichern sollte. Genau das haben offenbar viele getan, wenn man sieht, wie eine Reihe von zuvor gehypten Aktien um 30 % und mehr zurückkamen.
Dennoch gilt weiterhin die Parole „There is no alternative“ (gerne abgekürzt als „TINA“) — Aktien sind alternativlos: Auf dem Sparkonto gibt es keine Zinsen, Anleihen sind genauso wie Immobilien furchtbar teuer und Edelmetalle sind auch keine Lösung. Aus dieser Sicht bleibt nur die Sektor-Rotation, weg von Hoffnungswerten hin zu Substanz. Gerade Banken notieren vielfach weit unter Buchwert, obwohl sie Gewinne erwirtschaften.
Selbst die Deutsche Bank (DE:DBKGn) (WKN: 514000) will wieder zuverlässig schwarze Zahlen schreiben und Dividenden zahlen. Trotz des jüngsten Kursanstiegs nennt Börsengeflüster ein Kurs-Buchwert-Verhältnis von 0,4.
Grund Nr. 2: Konjunkturprogramme stützen Bankaktien Der Trend kann jedoch nur anhalten, wenn sich die Wirtschaft einigermaßen stabil entwickelt. Die aktuell besonders in Brasilien und Osteuropa wütende COVID-Welle, in Verbindung mit latent drohenden Pleitewellen, könnte den Hoffnungen auf steigende Gewinne einen Strich durch die Rechnung machen. Vielmehr würden erforderliche Rückstellungen für den Ausgleich der antizipierten Zahlungsausfälle die Bilanz verhageln.
Doch die Regierungen setzen einiges in Bewegung, um Geld regnen zu lassen und strauchelnden Unternehmen unter die Arme zu greifen. In Deutschland laufen parallel gleich mehrere Programme, von der Außerordentlichen Wirtschaftshilfe und der Überbrückungshilfe über vergünstigte Kredite und Bürgschaften bis hin zu Abgabenerleichterungen und der Förderung einer Sanierungsberatung. Joe Biden in den USA wiederum hat gerade seine 1.900 Mrd. US-Dollar schwere „Corona Relief Bill“ unterzeichnet.
Ob diese Maßnahmen das Unvermeidliche nur hinauszögern oder tatsächlich zur Lösung der Probleme beitragen, wird kontrovers diskutiert. Auf alle Fälle geben sie den Banken Zeit, ihre Portfolios zu bereinigen und Vorsorge zu treffen. Manfred Knof von der Commerzbank (DE:CBKG) (WKN: CBK100) gibt sich zuversichtlich, dass eine Insolvenzwelle abgewendet werden kann.
Grund Nr. 3: Zinswende in Sichtweite? Hinzu kommt, dass die Geldflut, der keine entsprechenden Investitionen gegenüberstehen, weil sie oftmals nur Einkommensausfälle ausgleichen, die Währungen schwächt. In den letzten Wochen wurde das Thema Inflation und steigende Zinsen wieder stärker diskutiert. Unterfüttert werden die Befürchtungen von steigenden Rohstoffpreisen.
Während zum Beispiel beim Öl zunächst nur die Spotpreise saisonbedingt anzogen und die Futurepreise moderat blieben, sind diese zuletzt ebenfalls über die Marke von 60 US-Dollar gestiegen. Das ist ein Anstieg von fast 50 % über die letzten 4 Monate.
Auch Industriemetalle wie etwa Kupfer sind geradezu explodiert. Die bis 2050 laufende zinslose Bundesanleihe, welche im Januar noch fast 4 % über Nominalwert losgeschlagen wurde, notiert nun 7 % darunter, was bedeutet, dass es wieder Zinserträge gibt, wenn auch auf sehr niedrigem Niveau (die 7 % teilen sich auf 29 Jahre auf).
Für Banken sind das gute Nachrichten. Hält der Trend an, dann wird das Kreditgeschäft endlich wieder zum Gewinn beitragen. Manfred Knof sagte zwar im Februar, dass die Commerzbank sich weiterhin auf längerfristige Nullzinsen einstelle. Kommt es jedoch anders, wäre das ein Geschenk für Finanzkonzerne und Bankaktien.
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Ralf Anders besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.
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