Ich würde behaupten, dass jeder, der Aktien erwirbt, dies aus einem ganz bestimmten Grund macht. In aller Regel sicherlich, um mit seinem Investment eine ordentliche Rendite zu erwirtschaften. Doch unter den Anlegern gibt es riesengroße Unterschiede, wie sie dabei vorgehen. Während die einen nämlich auf den schnellen Gewinn aus sind, gehen die anderen die Sache wesentlich geruhsamer an.
Und so kommt es, dass einige relativ häufig mit eventuell sehr riskanten Titeln spekulieren. Doch es gibt glücklicherweise auch Investoren, die die Aktienanlage eher als eine langfristige Angelegenheit betrachten. Und dafür gibt es meines Erachtens auch gute Gründe. Im heutigen Artikel wollen wir uns zwei von ihnen deshalb einmal kurz anschauen.
Der absolut geniale Zinseszinseffekt Was soll denn der Zinseszinseffekt mit der Aktienanlage zu tun haben? Diese Frage könnte dir jetzt natürlich sofort in den Sinn kommen. Doch die Sache lässt sich eigentlich relativ einfach erklären. Denn wer Aktien langfristig hält, kann an ihren Kursanstiegen etwas bemerken, was man auch beim sogenannten Zinseszinseffekt beobachten kann. Und zwar, dass sich die Kursanstiege von Aktien über längere Zeiträume hinweg exponentiell entwickeln können.
Wie soll man sich dies aber nun in der Praxis eigentlich vorstellen? Ich denke, es könnte helfen, wenn wir uns dazu einmal ein kleines Beispiel anschauen, welches veranschaulichen soll, wie exponentielles Wachstum bei Aktien funktioniert.
Machen wir es uns hier ganz einfach und gehen von einer Investitionssumme von 10.000 aus. Nun investieren wir das Geld in Aktien, die zum Kaufzeitpunkt 100 Euro pro Stück kosten. Steigt ihr Kurs nun um 10 % an, dann würde die Position also eine Wertsteigerung von insgesamt 1.000 Euro aufweisen. Und wenn sich die Papiere im Kurs verdoppeln würden, wäre eine Aktie dann logischerweise 200 Euro wert.
Und jetzt kommt das Interessante daran. Würde das Aktienpaket von diesem Punkt aus um weitere 10 % zulegen, dann würde sich jetzt der Gesamtwert der Position nämlich um 2.000 Euro erhöhen. Und der Unterschied wird hier umso größer, je höher die Wertsteigerungen der Position mit der Zeit ausfallen. Der Kurs einer Aktie könnte theoretisch auch auf 1.000 Euro ansteigen. Bei einem weiteren Anstieg von 10 % würde sich hier dann allerdings der Gesamtwert der Papiere nun um fantastische 10.000 Euro erhöhen.
Ich hoffe, dass das oben beschriebene Szenario verdeutlichen konnte, wie man sich exponentielles Wachstum vorstellen muss. Verkauft man aber seine Aktien immer schon bei Kursgewinnen von 50 oder 100 %, kann man von diesem Effekt natürlich leider so gut wie nichts bemerken.
Passive Zusatzeinnahmen Bei einer längeren Haltedauer gibt es bei Aktien noch einen weiteren positiven Aspekt, den man sich zunutze machen könnte. Aus den Dividenden, die ja viele Unternehmen zahlen, könnte man sich nämlich ein passives Zusatzeinkommen generieren. Aber meiner Meinung nach ist dies ein Umstand, den viele Anlegern total unterschätzen. Denn gerade am Anfang fallen die Dividendenerträge meistens noch sehr gering aus.
Doch wenn man sich hauptsächlich Aktien von Firmen in sein Depot holt, die ihre Gewinnausschüttung konstant anheben, kann auch hier der Zinseszinseffekt eine tolle Hilfestellung leisten. Und dafür sorgen, dass hier mit der Zeit recht beträchtliche Summen zusammenkommen.
Das Geld, das einem so regelmäßig zufließt, könnte man beispielsweise für wiederkehrende Ausgaben nutzen. Oder man investiert es gleich wieder in weitere Aktien. Denn so könnte man nicht nur sein Vermögen, sondern natürlich auch die Dividendeneinnahmen immer weiter ansteigen lassen.
Es könnte also sicherlich lohnenswert sein, wenn man mit seinen Aktien eine relativ langfristige Strategie verfolgt. Es könnte sogar einiges dafürsprechen, seinen Aktien auch über Dekaden die Treue zu halten. Und ich bin mir an dieser Stelle ziemlich sicher, dass dann einige Anleger absolut überrascht sein werden, wie erfolgreich man sein Geld an der Börse tatsächlich vermehren kann.
Motley Fool Deutschland 2022