FRANKFURT (dpa-AFX Broker) - Die Aktien der Commerzbank (4:CBKG) sind am Dienstag von neuerlichen Übernahmespekulationen angetrieben worden. Zuvor knapp im Minus liegend, schnellten sie am Nachmittag wegen eines erneuten Berichts über ein verfestigtes Interesse der italienischen Unicredit (MI:CRDI) nach oben. Mit einem Anstieg um 4,3 Prozent auf 7,717 Euro mauserten sie sich zu einem Spitzenwert unter den mittelgroßen Werten im MDax (MDAX). Sie schafften es damit auch wieder knapp über die 200-Tage-Linie, die unter Anlegern ein viel beachteter Indikator für den längerfristigen Trend ist.
Händler verwiesen als Auslöser für die Spekulationen auf einen Medienbericht über gereifte Übernahmepläne der italienischen Großbank. Wie es in dem Bericht hieß, sollen die Italiener die US-Banken Lazard und JPMorgan (NYSE:JPM) für die Gespräche mit dem Frankfurter Konkurrenten beauftragt haben. Die Anleger von Unicredit reagierten darauf in Mailand weniger erfreut: Die Papiere tauchten zuletzt mit 2,3 Prozent ins Minus ab.
Gerüchte über das Interesse von Unicredit waren schon Anfang April in einem Bericht der "Financial Times" geschürt worden. Damals war als Bedingung genannt worden, dass die Gespräche mit der Deutschen Bank (DE:DBKGn) über eine Fusion scheitern, was mittlerweile eingetreten ist. In den vergangenen Jahren wurde Unicredit, die in Deutschland bereits mit der Hypovereinsbank vertreten ist, schon wiederholt als möglicher Käufer der Commerzbank genannt.
Analystin Anke Reingen von RBC hatte eine Verbindung von Commerzbank und Unicredit jüngst als positiver "Plan B" als Ersatz für die Fusion mit der Deutschen Bank angesehen. Sie betonte aber, dass die deutsch-italienische Kombination zwar weniger Kostenvorteile mit sich bringen würde, aber auch weniger Komplikationen. DZ-Bank-Experte Christian Koch jedoch schrieb in einem Kommentar, die Chancen und Risiken seien ähnlich wie im Fall einer Fusion von Deutscher Bank und Commerzbank.
Zu den Vorteilen einer Akquisition durch Unicredit zählte der DZ-Experte Koch jüngst ein geringeres Ausmaß an wegfallenden Erträgen, da sich die Kundengruppen weniger stark überlappten. Allerdings gebe es deutlich höhere Hürden in Bezug auf den Transfer von Kundeneinlagen und Kapital nach Italien. Zudem fürchtete er in seiner im April verfassten Studie den Widerstand der deutschen Politik bei einem Verkauf ins Ausland. Damals bezeichnete er einen Kauf durch Unicredit als unwahrscheinlich.