(Neu: Schlusskurse, Analystenstimme von S&P Capital IQ)
FRANKFURT (dpa-AFX) - Nach dem SV Darmstadt 98 hat nun auch das Vorzeigeunternehmen der Stadt für etwas Ernüchterung nach dem jüngsten Höhenflug gesorgt. Der Fußballclub hatte am vergangenen Wochenende den vorzeitigen Aufstieg in die erste Bundesliga verpasst, während der Pharma- und Spezialchemiekonzern Merck (NYSE:MRK) KGaA (XETRA:MRK) mit seinem Quartalsbericht hinter den Erwartungen zurückgeblieben war.
Die Aktien schlossen am Dienstag 1,66 Prozent tiefer bei 100,55 Euro. Damit waren sie klares Schlusslicht im Dax (DAX), der letztlich satte 2,23 Prozent gewann. Allerdings hatten die Papiere in den vergangenen 12 Monaten rund 80 Prozent an Wert gewonnen und gehörten damit zu den attraktivsten Werten im deutschen Leitindex. Unter anderem auch deshalb stießen die Zahlen auf besonders kritische Blicke der Investoren. Viele Anleger hätten nun ihre Gewinne realisiert, hieß es.
ERGEBNISENTWICKLUNG ENTTÄUSCHT
Experten monierten eine schwache Gewinnentwicklung. Zudem hätten die Umsätze mit dem Krebsmittel Erbitux sowie dem Verkaufsschlager Rebif gegen Multiple Sklerose enttäuscht. Zwar zog der Konzernumsatz zum Jahresstart dank des schwachen Euro um fast 16 Prozent an. Das um Sondereinflüsse bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen stieg aber wegen hoher Forschungskosten nur um knapp 6 Prozent. Analysten hatten mit etwas mehr gerechnet.
Mit seinen bestätigten Jahreszielen lag der Darmstädter Konzern im Rahmen der Erwartungen. Diese berücksichtigen indes noch nicht den geplanten Kauf des Laborausrüsters Sigma Aldrich, der Mitte des Jahres über die Bühne gehen soll. Die kostspieligen Vorbereitungen dafür ließen den Quartalsüberschuss um mehr als 13 Prozent schrumpfen.
ANALYST: ÜBERNAHME VON SIGMA ALDRICH KÖNNTE SICH VERZÖGERN
Carl Short vom Analysehaus S&P Capital IQ geht davon aus, dass der Konzern seiner Medikamentenforschung mit höheren Investitionen neuen Schub geben wird. Das nächste entscheidende Ereignis sei der Abschluss der Übernahme von Sigma-Aldrich, schrieb Analyst Alistair Campbell von der Privatbank Berenberg. Die 17 Milliarden US-Dollar schwere Transaktion könnte sich allerdings über den angestrebten Zeitpunkt hinaus verzögern, warnte der Analyst. Eigentlich soll es bis Mitte 2015 soweit sein.
Sorge vor der Zukunft müssen aber weder die Merck-Aktionäre noch die Anhänger von Darmstadt 98 haben. Fundamental bleibe das Unternehmen auf einem guten Weg, glaubt Equinet-Expertin Marietta Miemietz. Und auch die Kicker können den Sprung in die Beletage des deutschen Fußballs aus eigener Kraft schaffen - mit einem Sieg im letzten Saisonspiel an diesem Wochenende.