(neu: Aktualisierte Angaben zum Rekordhoch, Schlusskurse)
FRANKFURT (dpa-AFX) - Überraschend gute Geschäftszahlen haben SAP (XETRA:SAPG) am Mittwoch einen Kurssprung auf ein Rekordhoch beschert. Analysten hoben vor allem die Lizenzerlöse von Europas größtem Softwarekonzern im zweiten Quartal positiv hervor. Ein Haar in der Suppe fanden einige Experten lediglich in der um Sonderfaktoren bereinigten Gewinnentwicklung je Aktie (EPS) - diese sei etwas schwächer als erwartet ausgefallen.
Die gute Stimmung der Anleger konnte das aber nicht trüben: Nach einem Anstieg bis auf 76,08 Euro standen die Aktien zum Schluss 5,68 Prozent höher bei 75,72 Euro. Damit waren sie einer der besten Werte im freundlichen Dax (DAX). Seit ihrem Juni-Tief nach dem britischen Votum für einen EU-Ausstieg haben sich die Titel mittlerweile um knapp 17 Prozent erholt.
LIZENZ- UND CLOUD-GESCHÄFT LAUFEN RUND
Der Walldorfer Konzern hatte trotz der Unruhe um das Brexit-Votum die Schwächen des ersten Quartals ausgebügelt. Im Lizenzverkauf machte das Unternehmen Boden gut, zusätzlich brummte das Geschäft mit Cloud-Software zur Miete aus dem Internet weiter. Der Produktumsatz erreichte zur Jahresmitte das obere Ende der angestrebten Wachstumsbandbreite.
Finanzchef Luka Mucic zeigte sich dementsprechend zuversichtlich, die bestätigte Ergebnisprognose für 2016 zu erreichen. Commerzbank-Analyst Thomas Becker äußerte sich dazu vorsichtig optimistisch: Die klar über den Erwartungen gelegene Geschäftsentwicklung zwischen April und Juni nehme etwas Druck von den Jahreszielen. Denn das zweite Halbjahr werde angesichts der hohen Vergleichsbasis aus dem Vorjahr schwierig.
Im zweiten Quartal hatte SAP den Umsatz um fünf Prozent gesteigert. Der um Sondereffekte wie Umbaukosten bereinigte Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) hatte dank der anziehenden lukrativen Lizenzverkäufe sowie Kostensenkungen um 28,9 Prozent angezogen - das war deutlich besser als von Analysten prognostiziert. Der Konzerngewinn war im Vergleich zum Vorjahr sogar um fast drei Viertel hochgesprungen - damals hatten hohe Abfindungen belastet.
SAP SCHLÄGT SICH BESSER ALS KONKURRENTEN
Sowohl das Wachstum als auch die Profitabilität bei den Walldorfern sehe besser aus als bei der Konkurrenz, lobte Analyst Harald Schnitzer von der DZ Bank. Knut Woller von der Baader Bank betonte, dass die Quartalsresultate keine Geschäftsbeeinträchtigung durch das britische Brexit-Votum zeigten.
Einen kleinen Kritikpunkt fanden Laurent Daure vom Analysehaus Kepler Cheuvreux und Richard Nguyen von der französischen Großbank Societe Generale (PA:SOGN) im um Sonderfaktoren bereinigten Gewinn je Aktie: Dieser habe mit einem Anstieg auf nur 0,82 Euro die Erwartungen verfehlt.
Beide Analysten sprechen lediglich eine Halteempfehlung für die SAP-Aktie aus und liegen mit ihren Kurszielen von 75 beziehungsweise 76 Euro in etwa auf dem aktuellen Bewertungsniveau. Andere Experten sind optimistischer und untermauerten ihre Kaufempfehlungen mit deutlich höheren Kurszielen.