(Neu: Kommentar Analyst MWB Research sowie Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz)
FRANKFURT (dpa-AFX Broker) - Ein für die Aktionäre schmerzlicher Sanierungsplan für Varta (ETR:VAR1) hat die Aktien des Batteriekonzerns am Montag einbrechen lassen. Der Aktienkurs stürzte bis auf 0,76 Euro ab; zuletzt notierten die Papiere mit 1,97 Euro noch rund 50 Prozent im Minus. Den Anteilseignern droht ein Totalverlust.
So sollen zunächst ein Schuldenschnitt und die Verlängerung von Krediten die bisherigen Verbindlichkeiten von fast einer halben Milliarde Euro auf 200 Millionen Euro verringern, um das Unternehmen finanziell wieder besser aufzustellen. Daneben allerdings soll das Grundkapital der Varta AG auf null Euro herabgesetzt werden. Der Effekt: Die derzeitigen Aktionäre scheiden kompensationslos aus und der Konzern verliert seine Börsennotierung.
Als neue Gesellschafter sollen unmittelbar im Anschluss an den Kapitalschnitt eine vom Varta-Mehrheitseigner Michael Tojner kontrollierte Gesellschaft (MT InvestCo) sowie einer Beteiligungsgesellschaft des Sportwagenherstellers Porsche (ETR:P911_p) mit jeweils 30 Millionen Euro einsteigen.
Für Minderheitsaktionäre dürfte es hier kaum etwas zu holen geben, schreibt Analyst Thomas Wissler von MWB Research in einer Studie. Er bleibt bei einem Kursziel von 0 Euro und entsprechend auch bei einem Verkaufsvotum. Er verwies dabei aber auch auf die Bemühungen der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz, die Kleinaktionäre aufruft, ihre Kräfte zu bündeln.
So hatte es von der DSW bereits in der vergangenen Woche scharfe Kritik am erwarteten Sanierungskonzept gegeben und dabei geheißen, "gemeinsam mit dem Restrukturierungsberater One Square (NYSE:SQ) Advisors sowie den Anwaltskanzleien Nieding+Barth und K&L Gates ruft die DSW betroffene Aktionäre weiter auf, sich gegen die geplante Enteignung zu wehren".
Die Angst vor einem Totalausfall hatte den Aktienkurs bereits im Juli abstürzen lassen. Von gut 10 Euro war es binnen weniger Tage auf weniger als 1,50 Euro nach unten gegangen. Eine vage Hoffnung, dass es vielleicht doch nicht so schlimm kommen wird, hatte zuletzt dann für eine kleine Erholung gesorgt. Damit ist es nun aber vorbei.
Varta war 2017 für 17,50 Euro je Aktie an die Börse gebracht worden und war lange Zeit gefragt. Anfang 2021 war der Kurs - auch wegen des boomenden Geschäfts mit kleinen Akkus etwa für kabellose Kopfhörer - bis auf 181,30 Euro gestiegen. Seither geht es abwärts.