(Neu: Schlusskurse, Kommentare von NordLB und Czerwensky)
FRANKFURT (dpa-AFX) - RWE-Aktien (ETR:RWE) haben am Dienstag mit einer Berg- und Talfahrt auf die Zahlenvorlage des zweitgrößten deutschen Energiekonzerns reagiert. Zunächst hatten die positiven Aspekte der Bilanz den Titeln zu einem freundlichen Handelsauftakt verholfen, dann drückte laut einem Händler die Sorge um den Kapitalbedarf des Versorgers die Papiere zeitweise ins Minus. Zum Handelsschluss stand jedoch wieder ein kräftiges Plus von 2,05 Prozent auf 29,305 Euro knapp unter dem kurz davor markierten Tageshoch auf der Kurstafel. Der Dax (ETR:DAX) erholte sich mit einem Plus von 2,46 Prozent deutlich von seinen Verlusten am Vortag.
RWE hatte für 2013 einen Milliardenverlust gemeldet, den Ausblick für das laufende Jahr aber bestätigt. Mehrere Händler zeigten sich angesichts der Spekulationen vor der Bekanntgabe der Bilanz eher erleichtert. Berichte von 'Handelsblatt' und 'Spiegel' hatten beim Nettoergebnis 2013 ein Minus von knapp drei Milliarden Euro kolportiert. RWE gab nun einen Verlust von 2,76 Milliarden Euro bekannt.
BESTÄTIGTER AUSBLICK POSITIV - SORGE UM KAPITALBEDARF
Ein Händler gab zunächst eine recht positive Bewertung des Zahlenwerks ab: Die bereinigten Ergebniszahlen seien nur ein wenig schwächer als erwartet ausgefallen, der Umsatz dagegen etwas besser. Zudem hob er den bekräftigten Ausblick auf das laufende Jahr hervor. 'Vor den Zahlen gab es eine Menge Lärm, nun liegen die Fakten auf dem Tisch und meines Erachtens heißt es nun 'zugreifen'', sagte er.
RWE-Aktien wurden dann aber zeitweise ans Dax-Ende durchgereicht. Ein Händler begründete dies mit anhaltenden Sorgen um den möglichen Kapitalbedarf. Trotz der Beteuerung von RWE, dass keine Kapitalerhöhung notwendig werde, blieben die Befürchtungen über einen solchen Schritt im Markt.
ANALYST: KOSTENEINSPARUNGEN STÜTZEN
Equinet-Analyst Michael Schäfer zielte auf die Kosteneinsparungen ab, die positiv aufgenommen werden könnten. Insgesamt sehe er derzeit aber nur wenige positive Kurstreiber. So dürfte das anhaltende Wachstum der erneuerbaren Energien auch weiter zu Lasten der Profitabilität gehen.
Die Jahresergebnisse des Versorgers hätten mehr oder weniger seinen Erwartungen entsprochen, schrieb Analyst Ingo Becker von Kepler Cheuvreux. Dies gelte auch für den Unternehmensausblick auf das laufende Jahr. Auf den ersten Blick habe die Zahlenvorlage gemessen an seinen Erwartungen wenig Neues gebracht.
HOHE ABSCHREIBUNGEN
Sein Kollege Heino Hammann von der NordLB stellte auf die hohen Abschreibungen ab, die zwar belastet hätten, aber einen Bereinigungseffekt für den Energiekonzern darstellen könnten. Eine nachhaltige Trendwende bei RWE sei aber kurzfristig nicht zu erwarten.
Im Börsenbrief von Czerwensky hieß es, die Abschreibungen vor allem auf konventionelle Kraftwerke, die als Konsequenz der Energiewende oftmals kaum mehr profitabel zu betreiben seien, hätten wesentlichen Anteil am Milliardenverlust von RWE gehabt. Die Konkurrenz durch staatlich geförderten Strom aus Sonne und Wind schmälere die Auslastung der Kohle- und Gaskraftwerke und drücke so die Strom-Großhandelspreise. Selbst wenn sich ein Verlust wie 2013 in diesem Jahr nicht wiederholen sollte, seien die goldenen Jahre der Versorger wohl endgültig Geschichte.ja/ajx/stb