FRANKFURT (dpa-AFX) - Bei ThyssenKrupp (XETRA:TKAG) gehen den Anlegern die Fortschritte nicht schnell genug. Investoren nutzten am Freitag die eher durchwachsen ausgefallenen Zahlen zum ersten Geschäftsquartal, um bei den Aktien des Industriekonzerns Kasse zu machen. Immerhin waren die Papiere seit Mitte Januar um mehr als 20 Prozent angezogen und hatten sich damit besser entwickelt als der Dax (DAX).
ThyssenKrupp hatte damit zuletzt bereits hohe Erwartungen geweckt, die das Unternehmen nun kaum erfüllen konnte. Am Freitagnachmittag büßten die Aktien am Dax-Ende 4,27 Prozent auf 22,62 Euro ein. Der Leitindex hingegen setzte seine Rekordjagd mit dem Sprung über die Marke von 11 000 Punkten fort und stand knapp ein halbes Prozent höher.
Der Industriekonzern arbeitet sich weiter aus der tiefsten Krise der jüngeren Firmengeschichte heraus. Konzernchef Heinrich Hiesinger bestätigte zudem die Prognosen für das bis Ende September laufende Geschäftsjahr 2014/15. Dennoch wurden die Zahlen an der Börse verhalten aufgenommen. Sie seien zwar solide, aber nicht in allen Details überzeugend, sagte ein Händler.
Auch Analysten hatten hier und da etwas an den Zahlen zu bemängeln, auch wenn der Grundtenor weiter positiv bleibt. So habe der Gewinn etwas enttäuscht, schrieb DZ-Bank-Experte Dirk Schlamp. Dies sei vor allem auf Sondereffekte zurückzuführen, die höher als erwartet ausgefallen waren.
Die Experten stießen sich auch an den Resultaten der einzelnen Geschäftszweige. So habe der operative Gewinn der Sparte Material Services seine Erwartungen deutlich verfehlt, schrieb Ingo-Martin Schachel von der Commerzbank. In dem größten Geschäftsfeld des Konzerns ging der operative Gewinn wegen eines Streiks bei einer Tochter in Italien stark zurück. In der Sparte bietet ThyssenKrupp den Handel von Roh- und Werkstoffen sowie technische und Infrastruktur-Dienstleistungen an.
Zudem macht das Geschäft mit Aufzügen zwar Freude. Hier legte das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern zu. Ein Händler hatte sich hier jedoch eine höhere Marge gewünscht.
Analyst Christian Obst von der Baader Bank zielte auf den Abfluss liquider Mittel ab. Einige Anleger könnten besorgt sein, weil ThyssenKrupp eine Fortsetzung dieses Negativtrends im zweiten Geschäftsquartal in Aussicht gestellt habe. Überdies seien die Aktien des Unternehmens im historischen Vergleich recht hoch bewertet.
Dieses Mal habe ThyssenKrupp die Erwartungen der Analysten nicht übertroffen, resümierte Analyst Alessandro Abate von der US-Bank JPMorgan. Er verwies dabei auch auf die steigenden Pensionsverpflichtungen des Unternehmens, die auf dem Ergebnis lasteten. Dennoch interpretierte er die Quartalszahlen und das Gesamtbild als positiv.