FRANKFURT (dpa-AFX) - Die jüngsten Bilanzsorgen um den Poco-Mutterkonzern Steinhoff (22:SNHJ) haben sich am Mittwoch endgültig als berechtigt erwiesen - mit entsprechend verheerenden Folgen für die im MDax notierte Aktie. Die Papiere des Unternehmens mit Rechtssitz in Amsterdam und einem operativen Hauptquartier in Südafrika brachen im Xetra-Handel um über die Hälfte ein und kosten damit nur noch 1,27 Euro.
Steinhoff verschob die für den heutigen Tag vorgesehene Vorlage seiner Jahreszahlen auf unbestimmte Zeit. Als Grund für die sofortige Trennung vom bisherigen Konzernlenker Markus Jooste wurden neue Informationen über finanzielle Unregelmäßigkeiten genannt. Auch der Chef der erst im September an die Börse gebrachten Afrika-Tochter Star nahm seinen Hut. Zudem prüft die Börsenaufsicht in Südafrika mögliche Fälle von Insiderhandel mit Steinhoff-Papieren.
Mit Blick auf die aktuelle Lage riet Commerzbank-Analyst Andreas Riemann den Anlegern "Finger weg von Steinhoff". Es gebe nun ein großes Fragezeichen hinter den Ergebnissen der vergangenen Jahre.
Stephen Carrott von der Investmentbank JPMorgan (NYSE:JPM) revidierte derweil seine Empfehlung für die Papiere. Seine Gewinnschätzungen ließ der Experte zwar zunächst unangetastet. Sie stünden allerdings inzwischen auf tönernen Füßen, betonte er.
Die Kursentwicklung hatte den Anlegern bereits ausreichend Warnsignale gesendet: Seit der Aufnahme in den MDax im März 2016 war die Aktie dem starken Index mittelgroßer Werte mit deutlichen Verlusten klar hinterher gehinkt. Verglichen mit dem Kurs der Erstnotiz im Dezember 2015 hatte die Aktie bereits vor dem heutigen Einbruch rund 40 Prozent verloren.