FRANKFURT (dpa-AFX) - Ein optimistischer Ausblick des neuen Managements hat die Papiere der Deutschen Börse (4:DB1Gn) am Mittwoch auf Erfolgskurs gehalten. Nach zögerlichem Start zogen sie am Vormittag in der Dax-Spitze bis auf 107,65 Euro an, womit sie ihren höchsten Stand seit gut zehn Jahren weiter festigten. Zuletzt betrug das Plus infolge der am Vorabend vorgelegten Geschäftszahlen noch 0,71 Prozent auf 105,90 Euro. Die Aktien waren damit unter den wenigen klaren Gewinnern im schwachen Dax (DAX).
Rückenwind gab den Papieren vor allem der Optimismus, den der seit Jahresbeginn amtierende Konzernchef Theodor Weimer bei der Zahlenvorlage ausstrahlte. Für das laufende Geschäftsjahr rechnet der Konzernlenker mit einem Anstieg der Nettoerlöse aus eigener Kraft um mindestens 5 Prozent, beim Überschuss stellt er ein Wachstum "um mindestens 10 Prozent" in Aussicht. Weimer erwartet dabei keinen weiteren Gegenwind von den allzu ruhigen Märkten, die das Ergebnis im vergangenen Jahr verhagelt hatten. Der Ausblick für 2018 stimme zuversichtlich, erklärte Analyst Daniel Garrod von der britischen Bank Barclays (LON:BARC) in einer ersten Reaktion.
Weimer äußerte sich laut Händlern insgesamt "ermutigend" zum Jahresbeginn. Der Börsenbetreiber hatte in den vergangenen Wochen davon profitiert, dass die Aktienmärkte wegen Sorgen um schneller steigende Zinsen merklich in Bewegung geraten waren. Damit war eine lange Zeit ungewöhnlicher Ruhe an den Finanzmärkten zuende gegangen. Sollte die Volatilität an den Börsen länger anhalten, sieht Barclays-Experte Garrod Luft nach oben bei den Wachstumszielen.
Im Nachgang der Zahlen kündigte Weimer am Mittwoch an, im Mai eine Mittelfristplanung für die künftige Entwicklung des Unternehmens präsentieren zu wollen. Lange Zeit sei sein Unternehmen mit hausgemachten Problemen beschäftigt gewesen. "Jetzt ist es an der Zeit, wieder nach vorn zu schauen", sagte der Konzernlenker in Frankfurt. Wachstumschancen sieht er infolge des geplanten EU-Austritts der Briten, der dem Finanzplatz Frankfurt etwa bei der Abwicklung von Handelsgeschäften in Euro-Wertpapieren zu Gute kommen könnte, dem sogenannte Euro-Clearing.
Auch eine für 2017 auf 2,45 Euro erhöhte Dividende und die vorgelegten Resultate für das vierte Quartal wurden am Markt mehrheitlich als positive Überraschung angesehen. Während JPMorgan (NYSE:JPM) lediglich von einem erwartungsgemäßen Abschneiden sprach, hat das operative Ergebnis (Ebitda) laut Benjamin Goy von der Deutschen Bank (DE:DBKGn) "die Erwartungen getoppt". UBS-Experte Michael Werner sprach sogar von einem starken Jahresabschluss, der gemeinsam mit einem "guten Start in das Jahr 2018" die Markterwartungen nach oben treiben dürfte.
Durch den neuerlichen Kursanstieg überholten die Papiere der Deutschen Börse am Mittwoch jene von ProSiebenSat.1 (0:PSMd) als bester Dax-Wert im bisherigen Jahresverlauf. Fast 10 Prozent haben sie nun seit Jahresbeginn gewonnen, während der Leitindex in dieser Zeit etwa 4 Prozent verloren hat. Die Korrektur, die der Dax vor allem im Februar durchmachte, haben sie mehr oder weniger ausgespart - dank des zuvor erwähnten Rückenwinds, den volatile Börsen für das Alltagsgeschäft eines Börsenbetreibers mit sich bringen.