FRANKFURT (dpa-AFX) - Die zweifelnden Bayer-Anleger (ETR:BAYN) schöpfen neuen Mut: Nach deutlichen Kursverlusten wegen der eingefädelten Übernahme des US-Agrarchemiekonzerns Monsanto (NYSE:MON) hat sich der Dax-Wert (DAX) am Dienstag etwas erholt. Bayer (DE:BAYGN) versprühte in einer Investorenkonferenz Optimismus: Der Pharma- und Chemiekonzern peilt in allen Geschäftsbereichen Steigerungen bei Umsatz und Ergebnis an.
Die Bayer-Aktie gewann bis zum frühen Nachmittag anderthalb Prozent und gehörte damit zu den besten Werten im freundlichen Dax. Von den Rückschlägen nach dem Bekanntwerden des Interesses an Monsanto hat sich das Bayer-Papier damit aber noch nicht ganz erholt: Der Kurs war im Mai von rund 100 Euro auf bis zu 83,45 Euro eingebrochen. Zuletzt kostete das Papier wieder 93 Euro.
WARBURG: BAYER MUSS JETZT LIEFERN
Die am Morgen verbreiteten Botschaften seien "tröstlich", bilanzierte Commerzbank-Analyst Daniel Wendorff. Vor allem die Signale für das Pharmageschäft seien positiv, pflichtete ihm Kollege Ulrich Huwald von Warburg Research bei. "Allerdings muss Bayer seine Versprechen auch erfüllen, insbesondere was die Medikamenten-Pipeline betrifft."
Angesichts des Übernahmepokers mit dem Monsanto-Management hatte in den vergangenen Monaten das Agrargeschäft verstärkt im Fokus gestanden. Mit der Investorenveranstaltung unter dem Schlagwort "Meet Management" rückte der Bayer-Vorstand nun das mehr als doppelt so große Pharmageschäft zurück ins Scheinwerferlicht.
"Mit der Betonung der besonders guten Wachstumsperspektiven des Geschäftsbereichs Pharmaceuticals will der Vorstand Skeptikern begegnen, die im Zuge der Monsanto-Übernahme eine Vernachlässigung der übrigen Aktivitäten befürchten", merkte NordLB-Analyst Thorsten Strauß an. So soll alleine der Jahresumsatz des Blockbusters Xarelto, eines Gerinnungshemmers, mittelfristig auf mehr als 5 Milliarden Euro steigen statt bisher erwarteter 3,5 Milliarden Euro.
NORDLB: "MONSANTO-KAUF IST RICHTIG"
Das Geld kann Bayer gut gebrauchen: Der Monsanto-Kauf ist inklusive Schulden 66 Milliarden US-Dollar (knapp 59 Mrd Euro) schwer. Die Übernahme würde Bayer mit einem Schlag zur weltweiten Nummer eins bei Saatgut und Pflanzenschutzmitteln machen und die Gewichte im Konzern verschieben. Die Monsanto-Aktionäre und die Behörden müssen dem Deal aber noch zustimmen. Der Abschluss der Transaktion wird Ende 2017 erwartet.
"Wir halten den Zukauf von Monsanto für eine strategisch richtige Entscheidung", erklärte NordLB-Analyst Strauß. "Allerdings hat der Vorstand noch eine Menge Überzeugungsarbeit zu leisten, um den Anlegern die Sinnhaftigkeit des Vorhabens zu verdeutlichen." Derzeit gehört die Bayer-Aktie in diesem Jahr mit einem Verlust von fast 20 Prozent zu den am schlechtesten gelaufenen Werten im Dax. Der Dax liegt bis dato 3 Prozent im Minus.