FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Neuaufstellung der Deutschen Bank (XETRA:DBKGn) lässt die Aktionäre am Donnerstag weitgehend kalt. Erst eine neue Unternehmensstrategie, jetzt der Umbau im Vorstand: Mit der Stärkung des Investmentbanking, dem Abschied vom Privatkundengeschäft und mehr Macht für Co-Chef Anshu Jain will die Deutsche Bank wieder in die Erfolgsspur kommen. Aufbruchstimmung sucht man zumindest im Kurs aber vergebens: Zuletzt verlor die Aktie marktkonforme 0,54 Prozent auf 29,490 Euro.
Führende Manager sehen die jüngsten Richtungsdiskussionen hinter sich und das krisengeplagte Finanzhaus auf einem guten Weg - viel mehr drang am Donnerstag von der laufenden Hauptversammlung nicht nach draußen.
WECHSEL IM VORSTAND
Der Weggang von Rainer Neske, bisher Chef des Privatkundengeschäfts, ist wegen der geplanten Trennung von der Postbank laut Börsianern keine Überraschung. Die Transaktion werde Jain, der das Investmentbanking und das Geschäft mit großen Geschäftskunden ausbauen wolle, weiter stärken. Neskes Entscheidung sei nachvollziehbar und richtig, da er diese Neuausrichtung nicht mitgetragen habe.
Dass Finanzvorstand Stefan Krause seine Zuständigkeit für den Strategiewechsel an Jain abgeben muss, ist der unerfreulichen Aktienkursentwicklung seit der Strategiepräsentation Ende April geschuldet, glauben Experten. Den zwischenzeitlich rund zwölfprozentigen Kursrutsch haben die Papiere zwar halbiert. Mit einem Plus von aktuell 18 Prozent seit Jahresbeginn stechen sie aber weder aus dem Dax (DAX) noch aus dem europäischen Bankenindex (DJX:SX7P) positiv hervor.
SCHWACHE KURSENTWICKLUNG
Ein Blick auf die Entwicklung seit der Machtübernahme von Anshu Jain und Jürgen Fitschen stellt dem Führungsduo kein besonders gutes Zeugnis aus: In den knapp drei Jahren ist die Aktie praktisch nicht vom Fleck gekommen, während der Bankenindex um fast 80 Prozent zugelegt hat.
Richtig düster fällt die Bilanz seit der Finanzkrise aus, die vor gut 8 Jahren mit dem Platzen der US-Immobilienkreditblase begonnen hatte. Kurz davor hatten die Titel der Deutschen Bank, ähnlich wie die der US-amerikanischen und britischen Konkurrenz, Höchststände erreicht - und seitdem rund drei Viertel ihres Werts eingebüßt.
US-BANKEN STEHEN BESSER DA
Für den selben Zeitraum steht bei der US-Bank Goldman Sachs (NYSE:GS) (FSE:GOS) lediglich ein Minus von 18 Prozent zu Buche. Noch besser als bei der legendären Investmentbank sieht es beim US-Branchenprimus JPMorgan Chase (NYSE:JPM) (ETR:CMC) aus, dessen Aktien inzwischen um ein Viertel auf einen Rekordstand gestiegen sind.
Ähnlich wie die Anteilseigner der Deutschen Bank dürften sich lediglich die Aktionäre von Barclays (ISE:LONDON:BARC) (FSE:BCY) fühlen: Bei der britischen Bank hat sich der Aktienkurs seit 2007 gedrittelt. Auch die Commerzbank und ihre Aktionäre wurden hart getroffen. Der Konzern musste vom Staat gerettet werden.