FRANKFURT (dpa-AFX) - Ein Mega-Auftrag aus Ägypten hat am Montag für Kauflaune bei Siemens (XETRA:SIEGn) (ETR:SIE) gesorgt. Daneben gaben ein positiver Analystenkommentar und die Beilegung eines Rechtsstreits mit dem mexikanischen Ölkonzern Pemex Auftrieb. Dass der deutsche Elektrokonzern laut einem Pressebericht auf dem heimischen Markt weitere Stellen abbauen will, juckte die Anleger nicht: Die Aktien zogen bis auf 105,40 Euro an, was den höchsten Stand seit Anfang 2008 bedeutete.
Zuletzt stand ein Kursplus von 1,74 Prozent auf 105,20 Euro zu Buche - dies reichte immer noch für einen der vorderen Plätze im freundlichen Dax (DAX). Der deutsche Leitindex übersprang dank der Geldschwemme der Europäischen Zentralbank (EZB) erstmals die Marke von 12 000 Punkten und hat damit seit Jahresbeginn schon um fast 23 Prozent zugelegt. Im Vergleich dazu sieht das Siemens-Kursplus von gut 12 Prozent im gleichen Zeitraum fast bescheiden aus.
GROSSAUFTRAG AUS ÄGYPTEN
Am Wochenende hatten die Münchener feste Bestellungen und potenzielle weitere Aufträge im Wert von insgesamt 10 Milliarden Euro aus Ägypten vermeldet. Der Bau eines Kraftwerks mit Gas- und Dampfturbinen ist ebenso festgezurrt wie die Order für Windkraftanlagen. Außerdem stellt Siemens in dem Land eine Fabrik auf, die Rotorblätter für Windturbinen fertigen soll. Bis zu 1000 Arbeitsplätze sollen so entstehen.
Durch zwei weitere Absichtserklärungen könnten noch Aufträge für weitere Kraftwerke sowie zehn Umspannstationen folgen. Ein Auftragsvolumen von 10 Milliarden Euro "ist auch für Siemens eine Großorder und eine gute Nachricht für die Aktionäre", kommentierte ein Börsianer.
SCHWACHE NACHFRAGE FÜR GASTURBINEN IN EUROPA
Dagegen liegt die Nachfrage nach großen Gasturbinen in Europa am Boden - speziell in Deutschland, wo Siemens viel Vertriebspersonal beschäftigt. Der Gewinn des wichtigsten Umsatzbringers brach im ersten Geschäftsquartal bis Ende Dezember bereits um fast 40 Prozent ein. Das "Handelsblatt" schreibt nun unter Berufung auf Industriekreise, dass in dem Geschäftsfeld für die Stromerzeugung aus fossilen Brennstoffen eine vierstellige Zahl an Jobs auf der Kippe steht - zusätzlich zu den bereits bekannten 1200 Stellen. Konkrete Zahlen gebe es noch nicht, spätestens im Sommer solle aber Klarheit herrschen, schreibt das Blatt. Ein Siemens-Sprecher wollte den Bericht nicht kommentieren.
Indes äußerte sich die französische Großbank Societe Generale (PARIS:SOGN) positiv zur Siemens-Aktie: Analyst Gael de Bray traut dem Konzern in einer aktuellen Studie zu, trotz des schwachen Auftakts die Jahresziele zu erreichen. Dazu trage auch der Kursverfall des Euro bei - Siemens gehöre zu den größten Profiteuren dieser Entwicklung. Daher blieb de Bray bei seiner Kaufempfehlung und einem Kursziel von 110 Euro für die Aktie.
SCHWÄCHELNDER EURO HILFT
Die Gemeinschaftswährung ist kurz davor, mit dem US-Dollar vom Wert her gleichzuziehen. Das hilft exportstarken Unternehmen wie Siemens, weil ihre Waren dadurch im Ausland erschwinglicher werden.