FRANKFURT (dpa-AFX) - Die ohnehin angeschlagene Aktie der Lufthansa (XETRA:LHAG) ist durch eine Gewinnwarnung weiter ins Trudeln gekommen. Denn nach den jüngsten Terroranschlägen sind die Buchungen nach Europa abgesackt. Das kam für viele Experten am Donnerstag zwar nicht überraschend, dennoch fürchten sie, dass etliche Marktteilnehmer noch zu hohe Erwartungen hatten und diese nun nach unten schrauben dürften.
Die Experten des Investmenthaues Liberum stören sich insbesondere daran, dass die Lufthansa die Durchschnittserlöse pro Passagiere im zweiten Halbjahr deutlich sinken sieht. "Das klingt furchtbar." Sie raten zu einem Verkauf der Papiere und sehen den Kurs weiterhin bis auf 8,40 Euro fallen.
JUNI-KURSTIEF RÜCKT BEDROHLICH NAHE
Am späten Vormittag sackte die Aktie um 8,16 Prozent auf 10,190 Euro ab. Damit fiel sie ans Dax-Ende (DAX) und steuert zudem auf den dritten Verlusttag in Folge zu. Das zwischenzeitliche Tief bei 9,897 Euro, auf das die Aktie nach dem britischen Votum für einen EU-Ausstieg im Juni abgestürzt war, rückt damit bedrohlich nahe.
Auf Jahressicht steht das Papier schon rund 30 Prozent im Minus, womit die Lufthansa zu den größten Verlierern im deutschen Leitindex gehört - nur die Titel der Deutschen Bank (XETRA:DBKGn) und der Commerzbank (XETRA:CBKG) haben in diesem Zeitraum noch schlechter abgeschnitten.
ANALYST SIEHT DIVIDENDE BEDROHT
Angesichts des jüngst schwächelnden Lufthansa-Kurses hätten die Anleger eine Gewinnwarnung bereits befürchtet, sagte ein Händler. Die Bedrohung durch den Terrorismus sei unmittelbar und anhaltend, weshalb die Markterwartungen immer noch zu hoch erschienen.
Analyst Anand Date von der Deutschen Bank sieht sogar die Dividende bedroht. Er empfiehlt zwar weiterhin, die Aktie zu halten, senkte sein Kursziel aber auf 9,20 Euro.
'BILLIG-AIRLINES GEHÖRT DIE ZUKUNFT'
Für Michael Kuhn von der französischen Großbank Societe Generale (PA:SOGN) ist die Lufthansa-Aktie sein am wenigsten bevorzugter Titel im Sektor. Die deutsche Traditionsgesellschaft muss sich neben Terrorgefahr und Brexit-Sorgen auch noch mit dem eigenen Umbau herumschlagen - durch die Tochter Eurowings sollen die Kosten gesenkt werden, was aber für Widerstand in der Belegschaft gesorgt hatte.
Analyst Guido Hoymann vom Bankhaus Metzler erinnerte an die langfristigen strukturellen Probleme von Deutschlands größter Fluggesellschaft. Die Lufthansa habe keine angemessene Antwort auf die Bedrohung durch Billig-Airlines und deren zukunftsträchtiges Geschäftsmodell. Die aktuelle Gewinnwarnung werde die Verhandlungen mit den Piloten nicht vereinfachen. Denn bei den Diskussionen gehe es nicht um substanzielle Kostensenkungen, sondern lediglich um einen langsameren Anstieg. Hoymann stufte die Aktie ab und empfiehlt sie nun zum Verkauf.