FRANKFURT (dpa-AFX) - Gute Quartalszahlen und weiter sehr niedrige Zinsen sind für die Vonovia-Aktien (4:VNAn) die richtige Mischung für Kursgewinne. Am Freitag legten die Papiere des Immobilienkonzerns um gut 1 Prozent auf 45,66 Euro zu. In einem sehr schwachen Börsenumfeld waren sie damit der beste Wert im Dax (DAX).
Analysten waren mit den Halbjahreszahlen der ehemaligen Deutschen Annington zufrieden. Jonathan Kownator von Goldman Sachs (NYSE:GS) schrieb in einer aktuellen Studie, die Investitionen der Immobiliengesellschaft seien auf einem guten Weg und das Wachstum des operativen Gewinns (Ebitda) habe seine Erwartung übertroffen. Das gelte auch für das Nettoanlagevermögen, während der Mittelzufluss aus dem operativen Geschäft die Erwartungen in etwa getroffen habe.
Steigende Mieten und Zukäufe im Ausland hatten bei Vonovia für deutlich mehr Gewinn gesorgt. Zudem profitierte Deutschlands größter Immobilienkonzern vom Geschäft mit der Projektentwicklung sowie geringeren Kosten bei der Bewirtschaftung der Wohnungen. Die Gewinnprognose für das Gesamtjahr wurde bestätigt. Analyst Neil Green von JPMorgan (NYSE:JPM) sprach von einem beruhigenden Halbjahresergebnis. Die Zahlen seien stark ausgefallen.
Immobilienwerte hatten hierzulande in den letzten Monaten keinen leichten Stand. Insbesondere der geplante Mietendeckel in Berlin und Debatten über Enteignungen hatten verunsichert. Der europäische Immobiliensektor gab vor allem in den Monaten Mai und Juni deutlich nach, Ende Juni stoppte der Abwärtstrend.
An diesem Freitag aber war der Sektor in der europäischen Stoxx-600-Branchenübersicht der einzige Gewinner mit einem Plus von einem halben Prozent. Immobilienwerte gelten als recht konjunkturrobust und haben sich so den Status als vermeintlich sicherer Hafen erarbeitet. In konjunkturell unsicheren Zeiten greifen die Anleger deshalb gern zu "Betongold".
Vonovia ist im Vergleich mit anderen deutschen Immobilien-Konzernen wie etwa Deutsche Wohnen (0:DWNId) oder Ado Properties (4:ADJ) nur wenig auf den Wohnungsmarkt in der Hauptstadt ausgerichtet, kann sich deshalb aber der Diskussion über eine Mietdeckelung nicht entziehen.
Wie Vonovia damit umgehen werde, ließ Konzernchef Rolf Buch zunächst offen. Sollte das Papier zum Einfrieren der Mieten in Berlin kommen, wovon er ausgehe, könnten die Mittel für Investitionen aber mit Sicherheit auch irgendwo anders eingesetzt werden, so Buch. Nur etwa jede zehnte Wohnung von Vonovia befinde sich in der Hauptstadt.