PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Auch zum Auftakt der neuen Woche hat sich das Zinsgespenst an Europas wichtigsten Aktienmärkten herumgetrieben. Zusätzlich lasteten Befürchtungen über den Zustand der chinesischen Wirtschaft auf den Notierungen. Zuvor hatte China die heimische Wirtschaft und das Finanzsystem mit einer erneuten Lockerung der Kapitalanforderungen an einige Banken gestützt. Damit dürfte die Regierung versuchen, die Folgen des Handelsstreits mit den USA zu mildern und die Verbrauchernachfrage anzukurbeln, hieß es.
Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) fiel am späten Vormittag um 0,56 Prozent auf 3326,85 Punkte. Der französische Cac 40 (CAC 40) sank um 0,65 Prozent auf 5324,72 Zähler. Für den britischen FTSE 100 ging es um 0,41 Prozent auf 7288,49 Punkte nach unten. Besonders unter Druck standen italienische Aktien, die unter Sorgen um die Haushaltslage Italiens und die Finanzpläne der dortigen Regierung litten. So fiel der Mailänder FTSE-MIB-Index zuletzt um rund 2,3 Prozent.
Beunruhigt zeigten sich viele Investoren vor allem von den gestiegenen Renditen auf US-Staatsanleihen. Am Freitag hatte der US-Arbeitsmarktbericht Befürchtungen schnellerer Zinserhöhungen geschürt und die Wall Street ins Minus befördert. Steigende Anleiherenditen machen festverzinsliche Wertpapiere tendenziell attraktiver gegenüber den risikoreicheren Aktien.
Im europäischen Branchenvergleich war der Versorger-Subindex im marktbreiten Stoxx Europe 600 mit einem Gewinn von rund 0,5 Prozent oben zu finden. Am unteren Ende des Sektortableaus rangierten Bankenwerte sowie die Aktien aus der Öl- und Gasindustrie mit Verlusten von jeweils rund 1,4 Prozent.
Unter den Einzelwerten gehörten die Bankentitel von Intesa Sanpaolo (MI:ISP), BBVA (MC:BBVA), Societe Generale (PA:SOGN), ING und BNP Paribas (DE:BNPP) mit Einbußen zwischen 1,7 und 3,9 Prozent zu den schwächsten Werten im EuroStoxx-50-Index.
Die Papiere von Novo Nordisk (15:NOVOb) verbilligten sich um 3,3 Prozent, nachdem die Analysten der Investmentbank Merrill Lynch sie von "Buy" auf "Neutral" abgestuft hatten. Bereits vergangenen Donnerstag hatten die Aktien eine bittere Pille hinnehmen müssen: Nach einer positiven Studie des US-Wettbewerbers Eli Lilly waren die Anteilsscheine des dänischen Insulinherstellers zeitweise um fast 9 Prozent eingebrochen und hatten den tiefsten Stand seit August 2017 erreicht.
Einen Kursabschlag von rund 2 Prozent verbuchten die Aktien von Vodafone (3:VOD). Zuvor hatte das Analysehaus Jefferies die Titel des britischen Telekomkonzerns von "Buy" auf "Hold" abgestuft und das Kursziel von 240 auf 165 Pence gesenkt. Mit der geplanten milliardenschweren Übernahme des deutschen Kabelnetzbetreibers Unitymedia verschärfe sich die Finanzlage von Vodafone, schrieb Analyst Jerry Dellis und fürchtet eine Kürzung der Jahresdividende von bis zu 40 Prozent.