PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Die Anleger in Europa bleiben am Mittwoch vorsichtig. Zu viele Risiken gilt es abzuwägen. Eine wichtige Frage lautet, ob China die USA im Handelsstreit hat auflaufen lassen. Bisher gibt es von chinesischer Seite keine Details zu dem von US-Präsident Donald Trump für Januar avisierten vorläufigen Waffenstillstand. Zudem steigt angesichts der unerbittlichen Brexit-Debatte im britischen Parlament die Nervosität, dass es doch noch zu einem ungeregelten Austritt Großbritanniens aus der Eurozone kommen könnte. Der Schuldenhaushalt Italiens bereitet ebenfalls Sorgen, auch wenn das Eurozonen-Land nach der EU-Kritik nun einen neuen Budgetentwurf vorlegen will.
Der EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) gab am späten Vormittag um 0,70 Prozent auf 3166,82 Punkte nach. Damit verringerte der Leitindex der Eurozone allerdings seine Verluste seit dem Handelstart etwas. Der französische Cac 40 (CAC 40) verlor 0,80 Prozent auf 4972,79 Punkte. In London gab der FTSE 100 um 0,96 Prozent auf 6955,64 Zähler nach.
Auf den Rausch am Montag ist nach den Worten von IG-Marktanalyst Salah-Eddine Bouhmidi prompt die Katerstimmung gefolgt. "Zu viele Risikofronten schüchtern die Marktteilnehmer ein und lassen nur noch wenige von einer Jahresendrally träumen."
Aktuelle Wirtschaftsdaten hatten entsprechend wenig Einfluss, zumal nur Italien positiv überraschte. So fiel im November die Unternehmensstimmung im Euroraum auf den tiefsten Stand seit gut zwei Jahren. Damit steckt sie, wie Markit-Chefökonom Chris Williamson sagte, "weiter in einer Wachstumsdelle". Italiens Einkaufsmanagerindex für das Dienstleistungsgewerbe dagegen stieg in den Wachstumsbereich, was laut Analyst Patrick Boldt von der Helaba erfreulich und womöglich eine erste Auswirkung der Kompromissbereitschaft Roms im Haushaltstreit sei. In Großbritannien zeigten sich zugleich die Dienstleister so pessimistisch wie zuletzt nach dem Brexit-Votum im Juli 2016.
Unter den Branchen Europas gab der Baustoffe-Sektor (Stoxx 600 Construction Materials PR) mit minus 1,6 Prozent besonders stark nach. Im Cac 40 etwa gaben die Aktien von Saint-Gobain (9:SGOB) um fast 4 Prozent nach und unter den kleineren französischen Werten büßten Tarkett sogar 7 Prozent ein. Beide litten unter einer negativen Studie von JPMorgan (112:JPM). Die US-Bank hat Saint-Gobain von "Overweight" auf "Neutral" abgestuft und Tarket von "Overweight" auf "Underweight".
Zu den stabilsten Sektoren Europas zählte indes die Immobilienbranche (STOXX Europe 600 RE Cap EUR Price), die sich leicht im Plus hielt. Es waren vor allem britische Aktien aus diesem Bereich, die gefragt waren: Derwent London, Hammerson, Land Securities und British Land legten dort als Spitzenwerte zwischen 1,1 bis 2,2 Prozent zu. Im "Footsie" gewannen zudem Taylor Wimpey, Berkeley Group und Barratt Developments jeweils rund 5 Prozent. Am Markt wurde darauf verwiesen, dass angesichts der heftigen Debatten zum Brexit-Abkommen im Unterhaus wohl auf ein zweites Referendum zum Brexit gehofft werde.
Unter den Einzelwerten machten in London außerdem die Papiere des Pharmaherstellers Shire (3:SHP) im allgemein schwachen Marktumfeld einen Sprung nach oben und legten um fast 3 Prozent zu. Auslöser für die gute Laune der Investoren ist, dass der japanische Pharmakonzern Takeda von seinen Aktionären die Zustimmung erhalten hat, den Pharmakonzern übernehmen zu dürfen. Die Aktionäre von Shire werden im Laufe dieses Tages abstimmen. Sollten sie ebenfalls einverstanden sein, dürfte die Übernahme am 8. Januar abgeschlossen sein.