PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Der EuroStoxx 50 hat nach seinen deutlichen Gewinnen zum Wochenschluss wieder an Schwung eingebüßt. Zum Auftakt in die verkürzte Handelswoche vor Ostern gab der Leitindex der Eurozone am Montag geringfügig auf 3855,42 Punkte nach. Sein britisches Pendant FTSE 100 fiel um 0,27 Prozent auf 7648,51 Punkte.
Der französische Cac 40 aber legte gegen den Trend um 0,58 Prozent auf 6586,46 Punkte zu. Hier stützen ein Kurssprung bei den Aktien der Societe Generale (PA:SOGN) und der Ausgang der ersten Runde der Präsidentschaftswahlen.
Nach dem Erfolg des liberalen Staatschefs Emmanuel Macron und der Rechten Marine Le Pen steht Frankreich vor einer richtungsweisenden Entscheidung. Beide zogen in die Stichwahl am 24. April ein. Umfragen sagten noch am Wahlabend einen eher knappen Ausgang voraus.
Ein Sieg der 53-jährigen Le Pen wäre für Deutschland und Europa ein Schock mit bedeutungsschweren Folgen. Le Pen stellt die seit Jahrzehnten enge Zusammenarbeit mit Berlin in Frage und strebt eher nach Kooperation mit anderen Euroskeptikern wie den Regierungen in Budapest oder Warschau. In der Europäischen Union könnte Frankreich unter ihr vom Treiber zum Bremser werden, ganz anders als unter dem proeuropäisch engagierten Macron. In der aktuell eskalierenden Krise zwischen dem Westen und Russland befürchten Europa und die USA mit Le Pen ein Bröckeln der festen Pro-Ukraine-Front.
"Während Macrons Vorsprung ermutigend ist, hat uns die jüngste Geschichte gelehrt, dass nichts sicher ist, bis die endgültige Abstimmung ausgezählt ist", mahnte Marktanalyst Michael Hewson vom Handelshaus CMC Markets (LON:CMCX) zur Vorsicht. Im Fall des französischen Präsidenten könnte Macrons Arroganz im zweiten Wahlgang gegen ihn sprechen, wenn er glaube, die Wahl bereits gewonnen zu haben.
Die Papiere der Societe Generale setzten sich mit einem Anstieg von fast sieben Prozent klar an die Spitze des Cac 40. Die Großbank trennt sich infolge des Ukraine-Kriegs von ihrem Russland-Geschäft. Käufer der Russland-Tochter Rosbank ist deren vorheriger Eigentümer Interros Capital - die Beteiligungsgesellschaft des russischen Oligarchen Wladimir Potanin. Die Societe Generale muss nun zwar eine Milliardenabschreibung hinnehmen. Weil durch den Verkauf aber noch viel größere Risiken aus ihrer Bilanz verschwinden, soll sich die Belastung aber im Rahmen halten.
In einer Branchenbetrachtung hatten Bankaktien (NASDAQ:KBWB) zu Wochenbeginn auch insgesamt mit einem Plus von 1,2 Prozent die Nase vorn. Ein weiterer Grund für den Auftrieb sind die anziehenden Kapitalmarktzinsen, dank derer die Gewinne von Finanzkonzernen profitieren. Die Renditen am Anleihemarkt sind zuletzt deutlich gestiegen, da von der tonangebenden US-Notenbank Federal Reserve in diesem Jahr eine Serie von Zinsanhebungen erwartet wird, um die hohe Inflation zu bekämpfen.
Höhere Zinsen aber können auch Kredite verteuern und so die Wachstumsaussichten der stark wachstumsorientierten Technologiewerte schmälern. Diese büßten entsprechend am Ende des Sektortableaus anderthalb Prozent ein.