PARIS/LONDON/MAILAND (dpa-AFX) - Nach den kräftigen Vortagesverlusten hat am Donnerstag an Europas Börsen wieder die Käuferseite dominiert. Der EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50), der am Vortag noch auf den tiefsten Stand seit Ende März abgesackt war, legte um 0,51 Prozent auf 3314,73 Punkte zu.
Ungeachtet der freundlichen Tendenz bleiben aber die Probleme weiter ungelöst, die zuletzt für die Verluste gesorgt haben: So geht der Handelskonflikt zwischen den USA und China in die nächste Runde. Das Reich der Mitte drohte nun mit der Verknappung der Seltenen Erden. Ein hoher Regierungsbeamter sowie Staatsmedien hatten zuletzt deutlich gemacht, dass China die wichtigen High-Tech-Metalle als Waffe im Handelskonflikt und im Kampf gegen das Vorgehen der USA gegen den Telekom-Riesen Huawei einsetzen könnte. Dass China nun diese Karte ausspiele, mache deutlich, wie ernst die Situation inzwischen sei, schrieb Analyst David Madden von CMC Markets UK.
Das andere Thema, das Anlegern zunehmend Sorgen bereitet, heißt Italien. Die hohe Staatsverschuldung des südeuropäischen Landes ist der Europäischen Union ein Dorn im Auge. Der Konflikt spitzt sich zu. An der Börse in Mailand sorgte das am Donnerstag dennoch nicht für Unruhe: Der FTSE MIB (IT0003465736) gewann zuletzt 0,21 Prozent auf 20 041,87 Punkte.
Auch in London und Paris gab es Gewinne. Der FTSE 100 (GB0001383545) stieg um 0,22 Prozent auf 7201,41 Punkte, der Cac 40 (CAC 40) stand ein gutes halbes Prozent höher bei 5245,92 Punkten. Der deutsche Dax (DAX) legte bei dünnen Feiertagsumsätzen ebenfalls zu. In Zürich wird an diesem Donnerstag wegen "Christi Himmelfahrt" nicht gehandelt.
Europaweit vorne mit plus 1,20 Prozent war der Mediensektor (Stoxx 600 Media PR). Die Papiere von Axel Springer (4:SPRGn) schnellten um mehr als 20 Prozent hoch. Grund sind Gespräche des deutschen Medienkonzerns mit dem US-Investor KKR über eine strategische Beteiligung. "Das ist eine positive Überraschung für die Aktionäre", sagte ein Händler. Sie sorge für eine Kursbelebung, nachdem die Papiere über längere Zeit unter einer allgemeinen Branchenschwäche klassischer Medienwerte gelitten hätten. Mit einem neuen strategischen Ankerinvestor dürfte die Zuversicht am Markt wieder zunehmen.
Kursaufschläge von mehr als 9 Prozent verzeichneten die Aktien des britischen Medienkonzerns Daily Mail & General Trust (DMGT) nach Zahlenvorlage. Analyst Ian Whittaker von Liberum strich zudem seine Verkaufsempfehlung für die Anteile und votiert nun mit "Hold". Im Eurostoxx waren Vivendi (9:VIV) mit plus 1,31 Prozent weit vorne.
Schwächster Sektor mit minus 0,48 Prozent waren die Immobilienwerte (STOXX Europe 600 RE Cap EUR Price). Unibail-Rodamco-Westfield (7:URW) verloren am Eurostoxx-Ende 0,44 Prozent.