PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Europas wichtigste Aktienmärkte haben am Dienstag nach einer trägen Eröffnung im Verlauf merklich nachgegeben. Die abrupte Abwärtsbewegung erfolgte in Reaktion auf den plötzlich anziehenden Euro. Dieser marschierte am späten Vormittag in Richtung 1,14 US-Dollar. Ein stärkerer Euro erschwert den Export. Zudem hätten enttäuschende Konjunkturdaten sowie einige negative Unternehmensmeldungen die Anleger verunsichert, hieß es. Nun rücke bereits die EZB-Sitzung am Donnerstag ins Scheinwerferlicht.
Der EuroStoxx-50-Index (Euro Stoxx 50) notierte zuletzt 0,60 Prozent tiefer bei 3252,50 Punkten. Der Pariser CAC-40-Index (CAC 40) sank um 0,77 Prozent auf 4668,07 Punkte, der FTSE-100-Index (ISE:UKX) in London büßte 0,32 Prozent auf 6331,86 Punkte ein.
In der Eurozone hat sich der Überschuss in der Leistungsbilanz im August verringert: Der Saldo fiel saisonbereinigt von 25,6 Milliarden Euro im Vormonat auf 17,7 Milliarden Euro. Dies ist der niedrigste Überschuss seit einem Jahr.
In Deutschland sind - belastet von deutlich fallenden Energiepreisen - die Erzeugerpreise im September stärker gesunken als erwartet. Dies schüre einmal mehr Hoffnungen auf eine zeitnahe geldpolitische Stütze durch die Europäische Zentralbank an diesem Donnerstag, sagte Analyst Andreas Paciorek von CMC Markets.
Schlusslicht im Leitindex der Eurozone waren die Papiere von Saint-Gobain (FSE:GOB) (PSE:PSGO), die um mehr als 3 Prozent absackten. Zuvor hatte die Schweizer Großbank UBS (VX:UBSG) die Aktien des Baustoffkonzerns von "Neutral" auf "Sell" abgestuft und das Kursziel von 41 auf 36 Euro gesenkt. Analyst Gregor Kuglitsch verwies auf die Abhängigkeit der Franzosen von den Geschäften in Schwellenländern. Dort erwirtschafte Saint-Gobain zwar nur ein knappes Fünftel seines Umsatzes, jedoch annähernd ein Drittel seines operativen Gewinns.
Mit einem Verlust von mehr als 4 Prozent litten auch die Papiere von ArcelorMittal (ASX:MT) (FSE:ISPA) unter einem negativen Analystenkommentar. Das Analysehaus Jefferies erwartet von den europäischen Stahlkonzernen - vor allem von Arcelor - auch für das dritte Quartal enttäuschende Zahlen und senkte deshalb das Kursziel von 7,50 auf 6,00 Euro.
Besonders gefragt waren in Europa dagegen Telekomwerte, deren Branchenindex (DJX:SXKP) um 0,49 Prozent stieg. Aktien von Ölunternehmen (DJX:SXEP) und Bergbaukonzernen (DJX:SXPP) knüpften hingegen an die schwache Vorstellung vom Montag an und waren mit Verlusten von 1,51 beziehungsweise 2,01 Prozent im Branchentableu ganz unten zu finden.
Unter den Einzelwerten im EuroStoxx-50-Index waren die Papiere von Unicredit (MI:CRDI) (FSE:CRI) (AFF:UCG) mit einem Plus von 2,58 Prozent Spitzenreiter. Die italienische Großbank prüft den Verkauf des Geschäfts mit Privatkunden und kleinen und mittelgroßen Firmen ihrer Österreich-Tochter Bank Austria an die Bawag, deren Haupteigentümer der US-Finanzinvestor Cerberus ist. Dazu gebe es bereits Gespräche zwischen Unicredit und Cerberus, schrieb die österreichische Zeitung "Standard" (Dienstagausgabe) unter Berufung auf Eigentümerkreise.