PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Der anhaltende Preisverfall bei Industrierohstoffen hat an Europas wichtigsten Aktienmärkten zum Wochenauftakt überwiegend für Kursabschläge gesorgt. Etwas besser als erwartet ausgefallene Konjunkturdaten für Deutschland und die Eurozone reduzierten die Verluste nur kurzzeitig.
Der EuroStoxx-50-Index (Euro Stoxx 50) stand zuletzt 0,50 Prozent tiefer bei 3435,13 Punkten, nachdem er in der Vorwoche um 2,73 Prozent zugelegt hatte. Der Pariser CAC-40-Index (CAC 40) fiel am Montag um 0,89 Prozent auf 4867,50 Punkte. Der FTSE-100-Index (ISE:UKX) in London sank um 0,57 Prozent auf 6298,27 Punkte.
Für Vorsicht unter den Anlegern sorgte auch ein groß angelegter Anti-Terror-Einsatz der belgischen Polizei, bei dem 16 Verdächtige festgenommen wurden. Bis auf weiteres bleibt in der Hauptstadt Brüssel die höchste Terrorwarnstufe 4 in Kraft. Auch zum Beginn der Arbeitswoche wird die Metro nicht fahren; Schulen und Universitäten bleiben geschlossen. Stufe 4 bedeute, dass eine "ernste und unmittelbare" Bedrohung besteht. "Wir fürchten einen ähnlichen Anschlag wie in Paris", sagte Belgiens Premier Charles Michel.
Dem standen positive Wirtschaftsdaten gegenüber. So hat sich die Unternehmensstimmung im Euroraum im November überraschend stark aufgehellt und damit jüngste Konjunktursorgen weiter eingedämmt. "Das Wachstum in der Eurozone hat sich im November endlich beschleunigt", sagte Chris Williamson, Chefökonom des Forschungsinstituts Markit. Damit dürfte die Währungsunion eines ihrer besten Quartale seit viereinhalb Jahren hinlegen. "Den vorläufigen Daten zufolge könnte das BIP im Schlussquartal um 0,4 Prozent zulegen, und wenn im Dezember alles gut geht, sind sogar 0,5 Prozent drin", so Williamson.
Auch Helaba-Volkswirt Ulrich Wortberg fand positive Worte für die Entwicklung: "Das Wachstumsszenario ist intakt und Hinweise auf einen Anstieg der konjunkturellen Dynamik mehren sich." Allerdings sei der Markteinfluss der Zahlen begrenzt, "denn die EZB scheint sich von ihrem Vorhaben nicht mehr abbringen zu lassen, die Geldpolitik in der kommenden Woche weiter zu lockern", so Wortberg.
Aus Branchensicht notierte lediglich der Bankensektor (DJX:SX7P) mit 0,15 Prozent im Plus. Ganz unten im Sektortableau fanden sich vor allem Aktien aus dem Bergbausektor (DJX:SXPP) sowie Öl- und Gaswerte (DJX:SXEP) mit Abgaben von 1,07 beziehungsweise 1,44 Prozent. Sie litten unter dem stetigen Rückgang der entsprechenden Preise an den Kassamärkten.
Von Unternehmensseite war die Nachrichtenlage dünn, nachdem die Quartalsberichtssaison sich dem Ende entgegen neigt. Im Fokus standen die Aktien der Credit Suisse (VTX:CSGN) (ETR:CSX), die mit einem Verlust von knapp 5 Prozent Schlusslicht im Stoxx-50-Index waren. Die Schweizer Großbank hat den ersten Teil ihrer milliardenschweren Kapitalerhöhung abgeschlossen. Durch die Ausgabe von 58 Millionen neuen Aktien an institutionelle Investoren erlöste die Bank brutto 1,32 Milliarden Schweizer Franken (1,22 Mrd Euro). In einem zweiten Schritt will das Geldinstitut über eine ordentliche Kapitalerhöhung weitere 4,7 Milliarden Franken hereinholen.
Die Papiere von ArcelorMittal (ASX:MT) (FSE:ISPA) verbilligten sich um mehr als 4 Prozent. Zuvor hatte die britische Investmentbank Barclays (L:BARC) ihre positive Einschätzung für die Titel des weltgrößten Stahlkonzerns gestrichen und das Kursziel von 10,50 auf 5,50 Euro nahezu halbiert. Der Verfall der Stahlpreise in Verbindung mit der schwächelnden Nachfrage aus China und weltweiten Überkapazitäten belasteten die europäischen Stahlkonzerne, schrieb Analyst Vladimir Sergievskiy in einer Branchenstudie vom Montag.