PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Die wichtigsten europäischen Aktienbörsen haben nach dem Höhenflug der Vorwoche am Dienstag den Rückwärtsgang eingelegt. Laut Börsianern bremste die für Mittwoch angesetzte Sitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) das Marktgeschehen. Im Fokus der Anleger stand außerdem der mögliche Zusammenschluss der beiden Telekomausrüster Nokia und Alcatel-Lucent (PARIS:ALUA).
Der EuroStoxx-50-Index (DJ Euro Stoxx 50) verlor am Vormittag 0,89 Prozent auf 3794,72 Punkte. In Paris fiel der CAC-40-Index (CAC 40) um 0,20 Prozent auf 5243,41 Punkte. Für den Londoner FTSE-100-Index (ISE:UKX) ging es um 0,04 Prozent auf 7061,30 Punkte nach unten.
Vor dem Treffen der EZB warten viele Marktteilnehmer lieber erst einmal ab, wie Analyst Andreas Paciorek von CMC Markets sagte. Entscheidend sei, ob EZB-Präsident Mario Draghi die Anleger davon überzeuge, dass die Währungshüter ihr Anleihenkaufprogramm zumindest bis September 2016 aufrechterhalten werden.
Im Verlauf des Tages könnten frische Wirtschaftsdaten für Belebung an den Börsen sorgen. So stehen Inflationsdaten aus Spanien, Italien und Großbritannien sowie die Industrieproduktion im Euroraum auf der Agenda. In den USA werden am Nachmittag Erzeugerpreise und Einzelhandelsumsätze sowie Lagerbestände veröffentlicht.
Im Branchentableau zeigten sich Bergbauaktien, die am Vortag noch zu den schwächsten Werten gehört hatten, in Top-Form. Der Index Stoxx 600 Basic Resources (DJX:SXPP) war mit einem Aufschlag von 1,24 Prozent bester Sektor. Entsprechend gehörten die Titel von Rio Tinto (FSE:LONDON:RIO1) (ISE:RIO) und BHP Billiton (ISE:BLT) (BER:BIL) mit Gewinnen von 1,92 beziehungsweise 1,77 Prozent zu den Spitzenreitern im Stoxx-50-Index. Auch Glencore-Aktien (ISE:GLEN) waren mit plus 1,40 Prozent ganz oben zu finden.
Klar im Blick der Anleger standen aber die Aktien von Nokia (HEL:NOK1V) (ETR:NOA3) und Alcatel-Lucent (PSE:PALU) (ETR:CGE), auch wenn der Telekomsektor im Ganzen nicht sonderlich bewegt wurde. Nokia bestätigte am Dienstag fortgeschrittene Fusionsgespräche mit Alcatel . Die Finnen wollen sich damit für den scharfen Konkurrenzkampf im Markt der Netzwerkausrüster wappnen. Nokia geht damit noch einen Schritt weiter als zuvor spekuliert wurde. In Medienberichten hatte es geheißen, die Finnen wollten sich nur das Mobilfunk-Netzwerkgeschäft der Franzosen einverleiben.
Pierre Ferragu vom US-Analysehaus Bernstein Research hält den möglichen Zusammenschluss für sinnvoll. Die Branche der Telekomausrüster sei reif für eine Marktkonsolidierung. Im Drahtlos-Netzwerkgeschäft habe Alcatel-Lucent mit einem Weltmarktanteil von 10 Prozent alleine keine Chance auf profitables Wachstum, würde allerdings die Profitabilität eines Partners steigern. Insofern würde sich die Transaktion für Nokia lohnen, sagte der Analyst.
Die Anleger scheinen davon zumindest bei Nokia allerdings noch nicht so recht überzeugt zu sein, denn die Papiere wurden zuletzt 6,76 Prozent tiefer gehandelt. Sie waren damit klares Schlusslicht im EuroStoxx-50-Index. Die Titel von Alcatel-Lucent schnellten hingegen um mehr als 10 Prozent nach oben.