FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Hoffnung auf eine Annäherung im Streit um Griechenland hat den deutschen Aktienmarkt am Dienstag aus seiner Lethargie gerissen. Nach einem verhaltenen Start kletterte der Dax (DAX) bis zum Nachmittag um 0,94 Prozent ins Plus auf 10 764,04 Punkte.
Die EU-Kommission will Griechenland laut einem Medienbericht sechs Monate Zeit für eine Einigung mit den Gläubigern geben. Dieser Kompromissvorschlag solle am Mittwoch auf dem Treffen der Finanzminister der Eurozone vorgelegt werden, erfuhr die Nachrichtenagentur "Market News International" (MNI) am Dienstag von einem hochrangigen Kommissionsvertreter.
Die neue griechische Regierung lehnt bisher eine Fortsetzung der Spar- und Reformpolitik ab. Das aktuelle Hilfsprogramm läuft Ende Februar aus. Laut der Agentur will die EZB in der Übergangszeit wieder griechische Anleihen als Sicherheiten akzeptieren.
Der Eurokurs (FX1:EURUS) stieg nach der Meldung kurzzeitig an, gab aber einen Großteil seiner Gewinne rasch wieder ab. Die Risikoaufschläge für griechische Staatsanleihen gingen weiter zurück.
DAX WAR VON REKORDHOCH ZURÜCKGEFALLEN
Der MDax (MDAX) gewann 0,96 Prozent auf 18 905,27 Punkte. Der Technologiewerte-Index TecDax (TecDAX) stieg um 0,95 Prozent auf 1493,04 Punkte. Der Eurozonen-Leitindex Eurostoxx 50 (DJ Euro Stoxx 50) verteuerte sich auch um 1,32 Prozent.
Der deutsche Leitindex Dax hatte seit Jahresanfang in der Spitze 17 Prozent zugelegt. In der Vorwoche erreichte er sein Allzeithoch bei 10 984 Punkten. Am Montag machten dann viele Anleger Kasse. Am Dienstag war der Handelsstart ebenfalls verhalten. Zunächst habe die wieder verschärfte Rhetorik des griechischen Regierungschefs Alexis Tsipras eine Stabilisierung im Dax verhindert, sagte Marktstratege Daniel Sugarman vom Londoner Wertpapierhändler ETX Capital.
AUTOWERTE WIEDER GEFRAGT
An der Dax-Spitze verteuerten sich Conti-Aktien (XETRA:CONG) bis zum Nachmittag trotz schwacher Geschäftszahlen des französischen Wettbewerbers Michelin um 2,88 Prozent auf 203,90 Euro. Ohnehin standen Autowerte nach dem Rückschlag zu Wochenbeginn wieder ganz oben in der Anlegergunst: Die Anteile am Autobauer BMW (XETRA:BMWG) gewannen 2,49 Prozent und Daimler-Titel (XETRA:DAIGn) legten 1,51 Prozent zu.
Die Aktie von Lanxess (XETRA:LXSG) rutschte dagegen nach der starken Entwicklung am Vortag wieder zurück. Sie stand mit Minus 1,97 Prozent am Dax-Ende. Analysten blieben zumeist skeptisch gestimmt mit dem Blick auf das Papier des Spezialchemiekonzerns. Das Kursplus am Montag rührte aus einem Medienbericht über einen möglichen Teilverkauf des Synthesekautschuk-Geschäfts her.
HEIDELBERGCEMENT VERHALTEN POSITIV NACH ZAHLEN
Die Aktie von HeidelbergCement (XETRA:HEIG) legte nach der Veröffentlichung der Geschäftszahlen um 0,96 Prozent auf 66,56 Euro zu. Das operative Ergebnis vor Abschreibungen (OIBD) habe seinen Erwartungen entsprochen, kommentierte Commerzbank-Analyst Norbert Kretlow das Ergebnis. Der Geschäftsausblick sei positiv.
Im MDax verbilligten sich Metro-Aktien (XETRA:MEOG) nach der Bilanzvorlage um 3,34 Prozent auf 28,66 Euro. Die bereinigten Ergebnisse des ersten Geschäftsquartals wurden von Experten zwar meist positiv kommentiert. Der Risikofaktor Russland bleibe jedoch bestehen. Vor der Bilanzvorlage hatten die Einzelhandelstitel zudem einen starken Lauf, so dass einige Händler auch auf Gewinnmitnahmen verwiesen.
Ein weiterer Anteilsverkauf des Großaktionärs Permira hat derweil den Aktien von Hugo Boss (XETRA:BOSSn) ein Minus von 3,42 Prozent eingebrockt. Der Finanzinvestor platzierte Händlern zufolge 9 Millionen Aktien des Modekonzerns am Markt. Zudem sollen weitere Anteile direkt an die italienische Modedynastie Marzotto losgeschlagen werden.