FRANKFURT (dpa-AFX) - Am deutschen Aktienmarkt haben die Anleger nach dem zuletzt gutem Lauf Kasse gemacht. Gute Konjunkturdaten hatten den Leitindex Dax (DAX) am Dienstag nur kurz beflügelt. Am frühen Nachmittag stand ein Minus von 0,72 Prozent auf 10 661,89 Punkte zu Buche.
Der Dax war jüngst von Rekord zu Rekord geeilt und hatte ein Jahreshoch nach dem anderen erreicht. Zwischenzeitlich hatte das Börsenbarometer sogar seinen bisherigen Jahresverlust wettgemacht, den es seit dem verpatzten ersten Handelstag 2016 vor sich her schleppte.
Der MDax (MDAX) der mittelgroßen Unternehmen fiel zuletzt um 0,69 Prozent auf 21 700,36 Punkte, und für den Technologiewerte-Index TecDax (TecDAX) ging es um 0,94 Prozent auf 1730,39 Zähler nach unten. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) büßte rund 1 Prozent ein.
'POLITISCHE UNSICHERHEITEN NICHT VOM TISCH'
Für Zuversicht hatte am Vormittag zunächst die Meldung gesorgt, dass sich die Konjunkturerwartungen deutscher Finanzexperten im August etwas von ihrem scharfen Einbruch im Vormonat erholt hatten. Der Indikator des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung stieg um 7,3 Punkte auf 0,5 Zähler.
Allerdings sollte die Erholung der Konjunkturerwartungen nicht überinterpretiert werden und müsse vor dem Hintergrund des starken Rückgangs im Vormonat gesehen werden, schrieb Volkswirt Stefan Kipar von der Landesbank BayernLB. Marktanalyst Niall Delventhal von DailyFX ergänzte: "Die deutsche Wirtschaft ist widerstandsfähig, doch politische Unsicherheiten sind nicht vom Tisch."
Damit überwog unter den Anlegern zuletzt wieder die Skepsis. "Der Markt hat seine langfristige Ausgangssituation deutlich verbessert, doch kurzfristig ist er wieder überreif für eine Korrektur", schrieb der Experte Franz-Georg Wenner vom Börsenstatistik-Magazin Index-Radar. Derzeit häuften sich die Warnsignale.
LINDE SCHNELLEN AN DAX-SPITZE
Unangefochtener Spitzenreiter im Dax waren die Aktien von Linde mit einem Sprung von gut 9 Prozent. Der Industriegase-Spezialist lotet ein Zusammengehen mit seinem US-Konkurrenten Praxair (NYSE:PX) (FSE:PXR) aus. Angestrebt werde eine Fusion unter Gleichen, erfuhr die Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX aus Finanzkreisen. Analyst Analyst Markus Mayer von der Baader Bank sieht eine mögliche Verbindung von Linde und Praxair positiv, da sie die Überkapazitäten beider Industriegasehersteller reduzieren und die Profitabilität steigern könnte.
Eine skeptische Analystenstudie hingegen sorgte für Kursverluste von rund 2,5 Prozent bei den Anteilsscheinen von Eon (DE:EONGn) (ETR:EOAN). Die Schweizer Großbank UBS (SIX:UBSG) hatte ihre Kaufempfehlung für die Papiere des Versorgers einkassiert. Zwar könnte die anstehende Abspaltung der Kraftwerks- und Handelstochter Uniper positiv überraschen, schrieb Analyst Sam Arie. Der gute Start von Uniper gehe aber zu Lasten des Mutterkonzerns: Eon müsse sich nun vermutlich frisches Kapital beschaffen und eine niedrigere Dividende zahlen.
LEONI AM MDAX-ENDE
Im MDax zählten die Aktien der Deutschen Euroshop (XETRA:DEQGn) mit minus 2,10 Prozent zu den größten Verlierern, nachdem der auf Einkaufszentren spezialisierte Immobilieninvestor seine Halbjahreszahlen vorgelegt hatte. Die wichtigsten Kennziffern seien alles andere als aufregend gewesen, schrieb Analyst Osmaan Malik von der UBS.
Am Index-Ende sackten die Papiere von Leoni (XETRA:LEOGn) um rund 4,5 Prozent ab. Der Autozulieferer teilte mit, dass er Opfer krimineller Aktivitäten geworden sei. In deren Folge seien Gelder des Unternehmens auf Zielkonten im Ausland transferiert worden. Der Schaden belaufe sich auf einen Abfluss an liquiden Mitteln von insgesamt rund 40 Millionen Euro. Es sei noch nicht abzuschätzen, wie sich dies auf die Jahresprognose auswirke.