FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Handelsstreit zwischen den USA und China ist als Schreckgespenst der Börsen zurück. Nach dem bereits schwächeren Wochenbeginn dürfte der Dax am Dienstag weiter abtauchen. Rund eine Dreiviertelstunde vor der Eröffnung signalisierte der X-Dax (DAX) für den deutschen Leitindex ein Minus von 0,25 Prozent auf 12 066 Punkte. Auch für den EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) zeichnete sich zum Auftakt ein leichter Verlust ab.
US-Präsident Donald Trump hat seine Drohungen wahr gemacht und neue Sonderzölle in Höhe von zehn Prozent auf chinesische Importe im Wert von 200 Milliarden Dollar angekündigt. Dies ist Trumps bisher größter Schlag gegen Peking. Die neuen Zölle sollen zum 24. September wirksam werden und ab Beginn des kommenden Jahres auf 25 Prozent steigen. Die Tür für Gespräche bleibe weiterhin offen, hieß aus dem Weißen Haus. Falls China aber mit Gegenmaßnahmen gegen die US-Landwirtschaft oder andere Industriezweige antworten würde, würde die US-Regierung eine weitere Phase - die dann dritte - einläuten, sagte Trump.
Stephen Innes vom Broker Oanda vermutet, dass die Aktienmärkte nun weiter in Lauerstellung verharren und abwarten dürften, wie die chinesische Antwort auf die Sonderzölle konkret ausfallen wird. Die Regierung in Peking hatte bereits gewarnt, ihrerseits "Gegenmaßnahmen" ergreifen und zusätzliche Sonderabgaben auf Importe aus den USA im Wert von 60 Milliarden US-Dollar erheben zu wollen, falls die USA weiter an der Zollspirale drehten. Auch Asiens Börsen reagierten zunächst verhalten.
Wenig Unterstützung in dieser verfahrenen Lage können sich die Anleger hierzulande im Tagesverlauf von Konjunkturseite erhoffen. Die Agenda hat nur Termine aus den hinteren Reihen parat.
Auf Unternehmensseite sollten Marktteilnehmer den Softwarekonzern SAP (4:SAPG) und die Deutsche Post (4:DPWGn) im Auge behalten. SAP-Konkurrent Oracle (112:ORCL) enttäuschte mit schwachem Umsatzwachstum. Der US-Paketdienst Fedex (112:FDX) blieb beim Gewinn hinter den Erwartungen zurück.
Auch haben die Investoren die Gewinnwarnung von Zalando (4:ZALG) zu verdauen. Die diesjährige Hitzewelle hatte dem Online-Modehändler zu schaffen gemacht und ihn nun zu einer Anpassung seiner Prognosen gezwungen. Zalando habe ein anhaltendes Profitabilitätsproblem, kritisierte ein Händler. Auch einige Analysten senkten bereits den Daumen, die Experten der Commerzbank (DE:CBKG) etwa strichen ihre Kaufempfehlung. Vorbörslich brach der Kurs auf der Handelsplattform Tradegate um 15 Prozent gegenüber dem Xetra-Schluss ein.
Der Zollstreit könnte einmal mehr die Kurse ganzer Branchen nach unten ziehen. An der Wall Street erwischte es am Vorabend vor allem Technologiewerte. Hierzulande waren zuletzt immer wieder die Autowerte betroffen. Die Auto- und Lkw-Bauer rücken auch wegen der IAA-Nutzfahrzeugmesse in Hannover in den Blick.