FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Sorgen um die Geschäfte der deutschen Wirtschaft mit China haben den Dax (DAX) auch am Mittwoch schwer belastet. Zwischenzeitlich fiel der deutsche Leitindex sogar unter die markante Schwelle von 11 000 Punkten. Am Mittag notierte er noch 2,31 Prozent im Minus bei 11 032,27 Punkten und verlor damit fast so stark wie am Vortag. Auch an anderen Weltbörsen ging es bergab.
Für den MDax (MDAX) der mittelgroßen Werte ging es um weitere 2,63 Prozent auf 20 279,36 Punkte nach unten und der Technologiewerte-Index TecDax (TecDAX) verlor 2,19 Prozent auf 1720,18 Punkte. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) fiel um 2,57 Prozent auf 3512,65 Punkte zurück.
Nicht nur dass die chinesische Zentralbank die Landeswährung Yuan den zweiten Tag in Folge deutlich abgewertet hat - das nationale Statistikamt berichtete auch über eine schwächer als erwartet gestiegene Industrieproduktion. Diese Entwicklung belaste den deutschen Aktienmarkt mit seinen vielen exportorientierten Unternehmen deutlicher als andere europäische Börsen, sagte IG-Marktstratege Chris Weston.
Am späten Vormittag wurde zudem bekannt, dass die Industrieproduktion in der Eurozone erneut und deutlicher als erwartet zurückgegangen ist.
EURO UND VORGABEN BELASTEN
Eine schwächere chinesische Währung macht Waren aus anderen Ländern für chinesische Käufer teurer; umgekehrt stärkt sie die Wettbewerbsfähigkeit chinesischer Waren auf dem Weltmarkt. Auch legte der Euro zum US-Dollar deutlich zu, da Anleger infolge der Yuan-Abwertung eine Verschiebung der Zinswende in den USA für möglich halten. Ein wieder erstarkter Euro könnte die deutsche Exportwirtschaft zusätzlich belasten.
Bereits am Dienstag hatten Befürchtungen um die Folgen der Yuan-Abwertung die Aktienbörsen vor allem in Europa, aber auch in den USA stark belastet.
AUTOTITEL UND HENKEL UNTER DRUCK
Die Autowerte gerieten nach dem Vortagsrutsch erneut unter die Räder: Die Aktien von Daimler (XETRA:DAIGn) und BMW (XETRA:BMWG) verloren 3,50 beziehungsweise 2,86 Prozent und Volkswagen (VW) (XETRA:VOW3) gaben 2,31 Prozent ab. Die exportabhängige Branche leidet besonders stark unter der Entwicklung in China. Analyst Stuart Pearson (LONDON:PSON) von der französischen Investmentbank Exane BNP Paribas rechnet bis ins kommende Jahr hinein mit schwachen Margen der Autobauer in China. Vor allem die deutschen Hersteller stünden in der Schusslinie, warnte der Experte.
Am deutschen Aktienmarkt richteten sich die Blicke zur Wochenmitte zudem auf die Berichtssaison der Unternehmen. Abgeschlagenes Dax-Schlusslicht waren die Aktien von Henkel (ETR:HEN3) mit minus 7,12 Prozent. Der Konsumgüterkonzern habe im zweiten Quartal die Markterwartungen etwas verfehlt, schrieb Analyst Herbert Sturm von der DZ Bank. Insbesondere das Umsatzwachstum aus eigener Kraft - also ohne Berücksichtigung von Zukäufen - sei etwas schwächer ausgefallen als erwartet.
EON EINZIGER DAX-GEWINNER - TALANX ÜBERRASCHT POSITIV
Besser erging es den Titeln von Eon (ETR:EOAN) - mit plus 0,73 Prozent einziger Gewinner im Dax. Der Energiekonzern berichtete zwar wegen wegbrechender Gewinne der klassischen Stromerzeugung einen operativen Gewinneinbruch (bereinigtes Ebitda) für das erste Halbjahr. Dies hatten Analysten aber schon erwartet. Dafür lag der bereinigte Überschuss, der dank geringerer Zins- und Steuerlasten sowie Bewertungseffekten deutlich zulegte, etwas über den Erwartungen.
Im MDax verloren die Aktien von Bilfinger (XETRA:GBFG) vergleichsweise moderate 1,07 Prozent. Der kriselnde Bau- und Dienstleistungskonzern rutschte im ersten Halbjahr wegen hoher Abschreibungen auf das Kraftwerksgeschäft und Umbaukosten tief in die Verlustzone. Die operativen Trends wertete Commerzbank-Analyst Norbert Kretlow indes positiv.
Beim Versicherer Talanx (XETRA:TLXGn) konnten sich die Aktionäre über ein minimales Plus von 0,02 Prozent freuen, was den ersten Platz im MDax bedeutete. Der operative Gewinn sei besser ausgefallen als erwartet, lobte Analyst Philipp Häßler vom Investmenthaus Equinet. Zudem seien die niedrigeren neuen Ziele für 2015 sowie die Abschreibungen bereits angekündigt worden.