FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Anleger am deutschen Aktienmarkt haben sich am Donnerstag bis zur Mittagszeit wieder etwas aus der Deckung getraut. Die schwächer als erwartet ausgefallenen Erzeugerpreise der Eurozone dürften allerdings kaum der Grund gewesen sein, hieß es am Markt. Ihre Bedeutung für die Börse sei in der Regel eher nachrangig, zumal seitens der Europäischen Zentralbank (EZB) voerst keine weiteren geldpolitischen Schritte erwartet werden. Die Notenbank der Eurozone wird am frühen Nachmittag über die Leitzinsen entscheiden. Experten dürften hier vor allem auf Details wie etwa den Starttermin für die bereits beschlossenen Käufe von Unternehmensanleihen achten.
Der Dax (DAX) legte zuletzt um 0,17 Prozent auf 10 221,51 Punkte zu. Der MDax (MDAX) der mittelgroßen Unternehmen kletterte um minimale 0,05 Prozent auf 20 677,90 Punkte nach oben. Der Technologiewerte-Index TecDax (TecDAX) stieg zugleich um 0,27 Prozent auf 1700,04 Zähler. Der Leitindex der Eurozone, der EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50), gewann ebenfalls 0,27 Prozent.
FRAGE NACH FÖRDERZIEL FÜR DIE ÖLPRODUKTION
Im Tagesverlauf steht noch das Halbjahrestreffen der Organisation erdölexportierender Länder (Opec) an, von dem aber ebenfalls keine richtungsweisenden Impulse erwartet werden. Am Freitag dagegen wird sich wohl alles um den monatlichen US-Arbeitsmarktbericht drehen, der als wichtiger Indikator für die Zinspolitik in der weltgrößten Volkswirtschaft USA gilt.
Unter den Einzelwerten am deutschen Markt waren die Aktien der Munich Re (DE:MUVGn) (ETR:MUV2) mit minus 2,39 Prozent Schlusslicht im Dax. Sie litten weiterhin unter den laut Analysten kostenintensiven Umbauplänen für die Tochter Ergo. Wie tags zuvor mitgeteilt, soll der gesamte Umbau gut eine Milliarde Euro kosten. In Deutschland werden mehr als 1800 Arbeitsplätze wegfallen, und die klassische Lebensversicherung geht in die Abwicklung.
Mehrere Analystenhäuser senkten nun ihre Kursziele für das Papier des Münchener Rückversicherers, unter ihnen auch die US-Bank JPMorgan (NYSE:JPM). Die Restrukturierung der Erstversicherungstochter Ergo sei mit weniger Wertsteigerungen verbunden als erwartet, bemängelte etwa der JPMorgan-Analyst.
AUTOAKTIEN NACH US-ABSATZZAHLEN IM BLICK
Obwohl die monatlichen Autoabsatzzahlen aus den USA am Vorabend enttäuschten, legten vor allem die Papiere von Volkswagen (DE:VOWG) (VW) (XETRA:VOW3) um kräftige 1,78 Prozent zu. Die Anteilsscheine von Daimler (XETRA:DAIGn) und BMW (XETRA:BMWG) zeigten sich marktkonform leicht im Plus.
Nach einer langen Boom-Phase hatte es im Mai einen überraschend herben Dämpfer beim Neuwagen-Absatz gegeben. Zwar erwischte es VW erneut besonders heftig, doch hatte der Wolfsburger Autobauer seine Zahlen bereits am Vortag vor Handelsschluss bekannt gegeben und schwächer geschlossen.
CREDIT SUISSE SENKT GEWINNPROGNOSE FÜR K+S
Eine negative Studie der Credit Suisse (SIX:CSGN) belastete die Aktie des Düngerproduzenten K+S (XETRA:SDFGn), die mit minus 1,83 Prozent an das Ende des MDax fiel. Analyst Chris Counihan behielt zwar sein Kursziel bei, senkte jedoch wegen seiner skeptischen Annahmen über die Entwicklung der Kalipreise seine Gewinnschätzungen für 2017 und 2018 um jeweils mehr als 10 Prozent. Sein Anlageurteil "Underperform" bekräftigte er.
Unter den kleinen Werten stachen die Aktien von Borussia Dortmund(XETRA:BVB) mit plus 2,87 Prozent hervor. Spieler Ilkay Gündogan wechselt zu Manchester City. Zwar wurde nichts über die Ablösemodalitäten für den Fußball-Nationalspieler bekannt gegeben, zuletzt war allerdings von einer Ablösesumme in Höhe von rund 25 Millionen Euro die Rede gewesen.
Übernahmefantasien trieben zudem die Papiere des ehemaligen TecDax-Mitglieds LPKF Laser (XETRA:LPKG) um mehr als 7 Prozent hoch. Ein Händler verwies auf eine Erwähnung des angeschlagenen Lasertechnikspezialisten im Bernecker-Börsenbrief "AB-Daily", die sich fragen, ob LPKF den gleichen Weg gehen werde wie Aixtron (DE:AIXGn) (ETR:AIXA) und andere. Angespielt wurde damit auf das Übernahmeangebot chinesischer Investoren für Aixtron im Mai. Kurz davor hatte der chinesische Haushaltsgerätehersteller Midea ein Angebot für den Augsburger Roboterspezialisten Kuka (XETRA:KU2G) vorgelegt.