FRANKFURT (dpa-AFX) - Nach einem überschwänglichen Wochenstart lassen es die Anleger am deutschen Aktienmarkt am Dienstag deutlich ruhiger angehen. Gebremst vom anziehenden Euro, der die Exporte hiesiger Unternehmen verteuern kann, pendelte der Dax (DAX) lange um seinen Schlusskurs vom Vortag. Am Nachmittag stand er dann moderat mit 0,18 Prozent im Minus bei 13 288,00 Punkten.
Eine leicht rückläufige, aber auf hohem Niveau verbleibende Stimmung in den deutschen Unternehmen war dem Markt weder im positiven noch im negativen Sinne ein Kurstreiber. Gespannt wird nun auf die anstehende Abstimmung über die Steuerpläne von Donald Trump im Abgeordnetenhaus geblickt. Der US-Präsident kann nach bisherigem Stand davon ausgehen, dass er die nötigen Stimmen für seine Reform zusammen hat.
Die Hoffnung auf Steuererleichterungen hatte dem Dax am Vortag den größten Tagesgewinn seit Wochen beschert. Für den Börsenfachmann Robert Halver von der Baader Bank bleibt die Stimmung entsprechend gut. "Wenn deutsche Unternehmen in den USA investieren, werden auch sie davon profitieren", sagte der Experte. Das Potenzial für einen Jahresendspurt schränkte er aber ein, weil große Marktteilnehmer bereits satt investiert seien.
Der MDax (MDAX) schlug sich am Dienstag einen Tick besser als der deutsche Leitindex. Der Index mittelgroßer Werte schaffte es zuletzt, sich mit 0,08 Prozent und 26 466,22 Zähler über Wasser zu halten. Der Technologiewerte-Index TecDax (TecDAX) stand mit 2560,44 Punkten so gut wie unverändert. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) jedoch gab wie der Dax moderat nach.
Laut dem Baader-Experten Halver könnte zum Jahresende das berühmte "Window Dressing" nochmals für Bewegung bei Einzelwerten sorgen. Dabei versuchen institutionelle Investoren, ihr Portfolio durch den Kauf gut gelaufener Aktien in ein besseres Licht zu rücken. Passend dazu waren die Aktien der Lufthansa (4:LHAG) am Dienstag mit 2 Prozent Plus der Spitzenreiter im Dax. Im bisherigen Jahresverlauf sind sie mit einem Anstieg um mehr als 150 Prozent der mit Abstand beste Indexwert.
Ganz hinten im Dax tauchten dagegen die Aktien des Gesundheitskonzerns Fresenius (4:FREG) auf. Im bisherigen Jahresverlauf schon unter den wenigen Dax-Verlierern, fielen sie nun um fast 1 Prozent. Mit ungefähr 0,8 Prozent erlitten außerdem die Titel von Infineon (4:IFXGn) und der Deutschen Bank (4:DBKGn) klare Verluste. Diese wurden am Markt jeweils mit weniger optimistischen Analystenkommentaren begründet.
Unter den Nebenwerten verleitete Ceconomy (4:MEOG) die Anleger mit seiner Geschäftsjahresbilanz zum Kasse machen. JPMorgan-Analystin Georgina Johanan wertete den Ausblick des Elektronikhändlers als etwas enttäuschend. Nachdem die Aktien seit der Abspaltung von Metro im Juli in der Spitze mehr als 30 Prozent an Wert gewonnen haben, sackten sie am Dienstag zeitweise um mehr als 6 Prozent ab. Ihre Abgaben konnten sie zuletzt aber auf nur noch 2,5 Prozent reduzieren.
Besser erging es unter den mittelgroßen Werten den Aktien von Hugo Boss (4:BOSSn) mit einem Kursgewinn von etwa 1,5 Prozent. Hier hauchte ein optimistischer Geschäftsausblick von Vorstandschef Mark Langer den Aktien des Modekonzerns neues Leben ein. Turbulent blieb es bei den Steinhoff-Aktien wegen des weiter schwelenden Bilanzskandals. Die Ernennung eines Übergangschefs hievte die Titel des Möbelhändlers zunächst ins Plus. Nach Aussagen zur Bilanz- und Kreditsituation in Präsentationsunterlagen kam es aber zu einem neuen Kursrutsch um zuletzt 16 Prozent.
Im TecDax erholten sich die Papiere von Dialog Semiconductor (4:DLGS) mit fast 10 Prozent Plus deutlich von ihrem Kurseinbruch der vergangenen drei Wochen. Hier sorgte es für etwas Übernahmefantasie, dass der chinesische Großaktionär Tsinghua University seinen Anteil an dem Chipunternehmen auf gut 9 Prozent ausgebaut hat.
Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von 0,16 Prozent am Vortag auf 0,17 Prozent. Der Rentenindex Rex (DE0008469107) sank um 0,06 Prozent auf 141,39 Punkte. Der Bund-Future (DE0009652644) gab um 0,28 Prozent auf 162,84 Punkte nach. Der Euro stieg auf zuletzt 1,1827 US-Dollar. Den Referenzkurs hatte die Europäische Zentralbank am Montag auf 1,1795 Dollar festgesetzt.