FRANKFURT (dpa-AFX) - Der deutsche Aktienmarkt hat dank Fortschritten in der Ukraine-Krise seine jüngst unterbrochene Rekordfahrt am Donnerstag wieder aufgenommen. Der Leitindex Dax (DAX) kletterte bis zum Nachmittag 1,72 Prozent ins Plus auf 10 937,18 Punkte. Das Rekordhoch bei 10 984 Punkten liegt damit wieder in Reichweite.
"Der Dax erhält frischen Rückenwind aus Minsk", erkläre Marktanalyst Gregor Kuhn vom Wertpapierhändler IG. Beim Ukraine-Krisengipfel mit einem wahren Verhandlungsmarathon in der weißrussischen Hauptstadt ist nach Angaben von Kreml-Chef Wladimir Putin als auch der Bundesregierung eine Einigung über eine Waffenruhe für das ukrainische Kriegsgebiet Donbass erzielt worden. Zudem hat der Internationale Währungsfonds (IWF) ein Milliarden-Hilfspaket für die Ukraine geschnürt. Gerade Aktien von Unternehmen mit Geschäften in Russland zählen wegen der Fortschritte in der Ukraine-Krise zu den großen Gewinnern.
HOFFNUNG FÜR GRIECHENLAND
Auch beim Thema Griechenland hätten die Börsianer ihre Hoffnung für Lösungen nicht aufgegeben, ergänzte Markus Huber vom Londoner Wertpapierhändler Peregrine & Black. Zwar ist die Eurogruppe vorerst mit dem Vorhaben gescheitert, sich auf einen gemeinsamen Kurs für die finanzielle Rettung des Landes zu einigen. Mit einem Kompromiss war jedoch laut Huber an der Börse auch noch nicht gerechnet worden. Der MDax (MDAX) der mittelgroßen Konzerne gewann am Donnerstag 1,70 Prozent auf 19 187,18 Punkte und steht damit ebenfalls knapp vor seinem Rekordhoch. Der TecDax (TecDAX) verbesserte sich um 1,28 Prozent auf 1523,48 Punkte. Das Technologiewerte-Barometer steht damit so hoch wie zuletzt im Juni 2001. Der Eurozonen-Leitindex Eurostoxx50 (DJ Euro Stoxx 50) gewann am Nachmittag 1,47 Prozent.
COMMERZBANK MIT ZAHLEN IM FOKUS
Adidas-Aktien (XETRA:ADSGn) zählten mit einem Plus von 3,29 Prozent auf 65,60 Euro zu den großen Gewinnern. Für den Sportartikel-Hersteller überwiege nun die Hoffnung, dass sich die Situation in Russland zum Besseren wendet, sagte Frank Schneider von Alpha Wertpapierhandel. Das verhelfe den Papieren auf ein Hoch seit zweieinhalb Monaten. Deutlich erholt vom jüngsten Rückschlag zeigten sich auch die Titel der Deutschen Post (ETR:DPW), die als größter Gewinner im Dax fast 4 Prozent zulegten.
Die Commerzbank (XETRA:CBKG) konnte dagegen ihre anfänglichen Kursgewinne nach der Zahlenvorlage der teilverstaatlichten Bank nicht halten. Dabei ist die Commerzbank im Jahr 2014 auf ihrem Weg in profitablere Zeiten gut vorangekommen. Dennoch müssen die Aktionäre auf eine Dividende vorerst weiter verzichten. Ein Börsianer sprach von einem "gemischten Zahlenbild". Zuletzt musste das Papier ein Minus von 0,35 Prozent hinnehmen.
Am Dax-Ende blieben die Vorzugsaktien von Henkel (ETR:HEN3) mit einem Abschlag von 0,94 Prozent. Die US-Investmentbank Goldman Sachs stufte die Anteile an dem Verbrauchsgüter-Hersteller im Zuge einer Branchenstudie von "Neutral" auf "Sell" ab, hob aber das Kursziel von 80 auf 92,50 Euro an. Der Kurs der Siemens-Aktien (ETR:SIE) wurde von einer Abstufung durch Morgan Stanley zurückgehalten.
BILFINGER-ANLEGER FEIERN BILANZVORLAGE
Bilfinger-Aktien (XETRA:GBFG) stiegen um 9,53 Prozent auf 55,38 Euro. Zwar rutschte der Dienstleistungskonzern im vergangenen Jahr erstmals seit 1998 wieder in die Verlustzone. Eine Dauerflaute im europäischen Kraftwerksbau, die Zurückhaltung vieler Industriekunden bei Investitionen sowie Umbaukosten und Wertberichtigungen sorgten unter dem Strich für ein klares Minus. Die Aktionäre will der Konzern nach dem Kurssturz im Vorjahr aber mit einer Dividende von 2,00 Euro je Aktie etwas besänftigen.
Die Papiere des Triebwerksbauers MTU (XETRA:MTX) konnten dagegen nicht von den anhaltend großen Plänen nach einen Rekordjahr profitieren. Sie rutschten am Ende des MDax an Donnerstagnachmittag um 3,73 Prozent ab.
UKRAINE HILFT AUCH MDAX
Auch im MDax erholten sich nach den sehr positiv aufgenommenen Signalen aus der Ukraine die Aktien der Unternehmen mit einem starken Geschäft in Russland. So verteuerten sich am Donnerstagmittag die Aktien von Metro (XETRA:MEOG) um 4,83 Prozent. Der schwache Rubel hatte das operative Ergebnis des Handelskonzerns zuletzt deutlich belastet und Sorgen bei den Anlegern ausgelöst. Die Anteile am Generikahersteller Stada (ETR:SAZ) verteuerten sich um 5,52 Prozent.
Besonders stark legte indes das im SDax notierte Papier des Online-Modehändlers Zalando (XETRA:ZALG) mit einem Kursgewinn von 12,84 Prozent zu. Der Unternehmen hat operativ den ersten Jahresgewinn in seiner noch jungen Geschichte eingefahren. Analyst Marc Rode von Mainfirst hob sein Kursziel für die Aktie von 24 auf 29 Euro an und blieb bei seiner positiven Anlageempfehlung "Outperform". Das Ausblick erscheine aus seiner Sicht konservativ formuliert.