FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Dax (DAX) hat die wichtige Marke von 12 000 Punkten nicht halten können und ist am Freitag auf den tiefsten Stand seit August vergangenen Jahres gesackt. Der zunehmende Protektionismus in den USA sowie wichtige politische Entscheidungen in Deutschland und Italien verschrecken die Investoren aktuell. Auch steigende Zinsen bereiten nach wie vor Sorgen, da dadurch verstärkt die Bewertungshöhe von Aktien hinterfragt wird.
Bis zur Mittagszeit büßte der deutsche Leitindex 1,95 Prozent auf 11 952,97 Punkte ein. Im Wochenverlauf bedeutet dies einen Verlust von 4,4 Prozent. Ende Januar noch hatte der Dax bei 13 597 Punkten ein Rekordhoch markiert.
Der MDax (MDAX), in dem mittelgroße deutsche Unternehmen versammelt sind, sank bis zur Mittagszeit um 1,96 Prozent auf 25 287,21 Punkte. Der Technologiewerte-Index TecDax (TecDAX) gab um 2,56 Prozent auf 2496,69 Punkte nach. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) verlor 1,68 Prozent.
In den USA war es am Donnerstag für den US-Index Dow Jones Industrial (Dow Jones Industrial Average) kräftig um 1,7 Prozent abwärts gegangen und in Fernost war in Japan der Nikkei 225 (JP9010C00002) (XC0009692440) dann an diesem Morgen um 2,5 Prozent gefallen.
"Zinsängste gepaart mit Sorgen vor Marktabschottungen sind der Cocktail für Unsicherheit und weitere Abverkäufe an den Börsen", kommentierte Dirk Friczewsky, Finanzanalyst für LYNX Broker. Analyst Thomas Altmann von QC Partners sieht darüber hinaus auch zwei anstehende richtungsweisende Abstimmungen für die Eurozone als Belastungsfaktor: Den SPD-Mitgliederentscheid und die Parlamentswahl in Italien. "In beiden Fällen geht es darum, ob die Staaten schnell eine handlungsfähige Regierung haben oder vor einer langen Hängepartie stehen."
Die Aktien von Stahlherstellern wie Thyssenkrupp (4:TKAG) und Salzgitter (4:SZGG) litten mit minus 3 Prozent und minus 4,7 Prozent darunter, dass die USA importierte Stahlprodukte mit Strafzöllen belegen will. Zwar nicht unerwartet, so seien die Strafzölle doch aber höher als US-Handelsminister Wilbur Ross zuvor angekündigt hatte, sagte ein Händler und befürchtet eine Eskalation der Lage innerhalb der Branche.
Laut einem Börsianer sind ausländische Stahlhersteller aber nicht nur negativ betroffen. Wer wie etwa ArcelorMittal viel in den USA produziere, habe weniger zu befürchten und könnte zudem womöglich von der US- Steuersenkung profitieren.
Überdurchschnittlich schwach zeigten sich im Dax auch die Bankaktien: Die Commerzbank (4:CBKG)-Papiere büßten 3,4 Prozent ein und die der Deutschen Bank (4:DBKGn) 2,8 Prozent. Die Experten der Deutschen Bank schätzen europäische Bankenwerte wieder pessimistischer ein. Die Branche sei besonders anfällig für sich eintrübende Einkaufsmanagerindizes, die zu den wichtigsten Frühindikatoren für das Ausmaß der wirtschaftlichen Aktivitäten zählen, schrieben sie und stuften den Sektor auf "Underweight" ab.
Im MDax zogen die Aktien von Steinhoff (22:SNHJ) die Blicke auf sich und brachen im sehr schwachen Gesamtmarkt um mehr als 20 Prozent ein. Die Papiere des in einem Bilanzskandal steckenden Möbelhändlers schwanken bereits seit Monaten stark auf niedrigem Niveau. Da das Unternehmen dringend flüssige Mittel benötigt, beinhalten die Aktien Analysten zufolge inzwischen ein sehr hohes Risiko.