FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Dax (DAX) hat am Donnerstag nach seiner Vortagesrally an Kraft verloren und sich kaum vom Fleck bewegt. Bis zur Mittagszeit gewann er moderate 0,09 Prozent auf 11 817,34 Punkte. Kurz zuvor hatte der deutsche Leitindex bei 11 830 Punkten noch sein nächstes Rekordhoch markiert. Doch nach dem Sprung von plus 2,66 Prozent am Vortag und seinem Zugewinn von fast 2200 Punkten in knapp neun Wochen geht ihm nun etwas die Luft aus.
Der MDax (MDAX) der mittelgroßen Konzerne stieg derweil um 0,17 Prozent auf 20 635,58 Punkte und erreichte zwischenzeitlich ebenfalls einen Höchststand. Der Technologiewerte-Index TecDax (TecDAX) legte um 0,31 Prozent auf 1636,65 Punkte zu. Der Eurozonen-Index EuroStoxx 50 (DJ Euro Stoxx 50) trat hingegen mit minus 0,02 Prozent auf der Stelle.
BÖRSENEXPERTE SPRICHT VON 'KAUFPANIK'
"Selten zuvor kletterten die Kurse ohne Korrektur so dynamisch aufwärts", kommentierte Franz-Georg Wenner vom Börsenstatistik-Magazin Index-Radar den Verlauf am Markt. Er spricht sogar von einer "Kaufpanik". Einen weiteren Anstieg von 1 bis 2 Prozent hält er durchaus noch für möglich, doch wachse zugleich auch die Abwärtsgefahr.
Der immer schwächer gewordene Euro, der den Export begünstigt und daher dem Börsenaufschwung weitere Impulse gibt, erholte sich etwas. Nachdem die Gemeinschaftswährung im morgendlichen Handel in Asien erstmals seit Januar 2003 unter die Marke von 1,05 US-Dollar gefallen war, legte sie nun wieder auf 1,0617 Dollar zu.
K+S PROFITIEREN VON ZUVERSICHT FÜR 2015
Unter den Dax-Konzernen waren es erneut vor allem die Jahresausblicke, die die Kurse spürbar beeinflussten: So nahmen die Aktien des Düngemittel- und Salzproduzenten K+S (XETRA:SDFGn) nach einem optimistischen Blick in die Zukunft die Index-Spitze ein. Sie gewannen 4,80 Prozent und kosteten so viel wie zuletzt im Juni 2013. Angesichts der allmählichen Erholung der Kalipreise und der anhaltenden Euro-Schwäche rechnet K+S im laufenden Jahr mit einem deutlichen steigenden operativen Ergebnis.
Auch die Lufthansa (XETRA:LHAG) hofft 2015 auf bessere Ergebnisse, wie Deutschlands größte Fluggesellschaft zur Vorlage der endgültigen Bilanz mitteilte. Eine neue Kennziffer für den Gewinn sorgte jedoch für Verwirrung. Die neue Prognose verstehe sich vor möglichen Streikkosten, merkte Analyst Dirk Schlamp von der DZ Bank an. Pilotenstreiks hatten die Fluggesellschaft im vergangenen Jahr hart getroffen und drohen auch in diesem Jahr. Die Lufthansa-Papiere, die zeitweise gut 1 Prozent zugelegt hatten, machten eine scharfe Kehrtwende und fielen zuletzt um 1,83 Prozent.
Schwächster Wert war allerdings erneut das Papier der Deutschen Post (ETR:DPW), das um 2,56 Prozent nachgab. Der Logistikkonzern hatte Tags zuvor mit seinen Jahreszielen enttäuscht und war mit minus 1,7 Prozent einziger Verlierer im Dax gewesen.
AUCH BOSS ENTTÄUSCHT MIT AUSBLICK
Ebenfalls mit Enttäuschung wurde beim Modekonzern Hugo Boss (XETRA:BOSSn) der Ausblick aufgenommen. Zwar sagte Konzernchef Claus-Dietrich Lahrs, die Aussichten für die kommenden Jahre seien "exzellent", doch für 2015 rechnet er nur mit einem operativen Ergebnis (Ebitda vor Sondereffekten) zwischen 5 bis 7 Prozent. Das sei dem Markt zu wenig, sagte ein Börsianer und begründete damit die Kursverluste von 2,94 Prozent. Damit waren die Aktien Schlusslicht im Mdax.
Kaum beeindruckt von negativen Nachrichten aus den USA zeigten sich hingegen die Aktien der Deutschen Bank (XETRA:DBKGn), die im Dax um 0,07 Prozent zulegten. Nachdem eine wichtige US-Tochter des deutschen Branchenprimus in der vergangenen Woche den ersten Teil des jährlichen Stresstests der amerikanischen Notenbank Fed bestanden hatte, fiel sie nun wegen Zweifeln am Risikomanagement durch den zweiten Teil. Ein Händler meinte dazu, das sei ein offenes Geheimnis gewesen und habe daher kaum überrascht.