FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Dax hat sich nach seinem jüngsten Rücksetzer erholt und am Donnerstag wieder zugelegt. Am Nachmittag lag der deutsche Leitindex mit 0,59 Prozent im Plus bei 13 707,15 Punkten. Der MDax der mittelgroßen Unternehmen gewann 0,27 Prozent auf 27 617,03 Zähler. Moderat nach oben ging es auch für den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 .
Am Vortag war der Dax nach einwöchiger Gewinnstrecke auf dem Weg zur 14 000-Punkte-Marke gescheitert. Die zurückgekehrte Furcht vor hohen Zinsen und wirtschaftlicher Schwäche hatte das Barometer um gut zwei Prozent nach unten gedrückt und damit auch vorübergehend unter die 100-Tage-Linie für den mittelfristigen Trend, die derzeit bei 13 691 Punkten verläuft. Die Autoren des täglichen Bernecker-Börsenbriefs sprachen von einer technischen Korrektur, die fällig gewesen sei nach dem kräftigen Zuwachs der vergangenen Wochen.
Die Volkswirte und Aktien-Experten der DekaBank sehen derweil die weiteren Gewinnschätzungen am Markt für die Unternehmen als zu optimistisch an und rechnen in den kommenden Wochen und Monaten mit sinkenden Prognosen für 2022 und vor allem für 2023. "Diese Entwicklung dürfte ein Belastungsfaktor für die Aktienmärkte sein", schrieben sie. Zu den bekannten Problemen um Lieferketten, Arbeitskräftemangel und Verfügbarkeit von Erdgas geselle sich zunehmend eine schwächere Nachfrage. Die hohe Inflation erodiere die Kaufkraft und die Stimmung der Konsumenten.
Unternehmensseitig stand am vorletzten Handelstag der Woche eher wenig auf der Agenda. Nachrichten betrafen in erster Linie Werte aus dem MDax und dem Nebenwerteindex SDax . Die Titel der Shop Apotheke (ETR:SAEG) etwa wurden von Meldungen der Schweizer Konkurrentin Zur Rose (SIX:ROSEG) bewegt und gewannen fünf Prozent. Zur Rose erzielte im ersten Halbjahr weniger Umsatz und rutschte noch tiefer in die Verlustzone. Dennoch peilt das Unternehmen an, bereits 2023 die operative Gewinnschwelle zu erreichen und damit ein Jahr früher als bislang geplant.
Der Nutzfahrzeugzulieferer SAF-Holland (ETR:SFQ) ist bei der Übernahme des schwedischen Bremsenherstellers Haldex am Ziel. Zum Ende der Annahmefrist kontrolliert SAF-Holland gut 93 Prozent der Haldex-Aktien. Das Übernahmeangebot hatte unter der Voraussetzung gestanden, dass SAF-Holland 90 Prozent der Anteile erhält. Die Aktien von SAF-Holland gewannen nun 2,2 Prozent.
Der Autoscheinwerfer-Hersteller Hella (ETR:HLE) verspricht sich vom neuen Geschäftsjahr dank Rekordaufträgen eine deutlich bessere Entwicklung als zuletzt. Im Ende Mai abgelaufenen Geschäftsjahr hatte die Tochter des französischen Zulieferers Faurecia (EPA:EPED) unter hohen Kosten gelitten, wie auch unter der schwachen Entwicklung der weltweiten Autoproduktion infolge des Teilemangels. Die im SDax notierten Aktien gewannen gut drei Prozent.
Wacker Chemie (ETR:WCHG) verteuerten sich im MDax um zwei Prozent. Ein Händler verwies auf einen Großauftrag für den Schweizer Solarmodulhersteller Meyer Burger (ETR:LPKG) aus den USA, der positiv sei für die Solar-Lieferketten.
Für die Titel des angeschlagenen Energiekonzerns Uniper (ETR:UN01) ging es nach dem Kursrutsch am Vortag weiter nach unten mit zuletzt 3,4 Prozent. Laut einem Börsianer könnte es bei der sich derzeit verschlechternden Lage wegen ausbleibender russischer Gaslieferungen wahrscheinlich werden, die beschlossene Gasumlage früher zu implementieren und womöglich nach oben anzupassen. Dies erhöhe die Gefahr, dass über das beschlossene Rettungspaket hinaus eine weitere Finanzspritze erforderlich werden könnte.
Der Euro zeigte sich mit zuletzt 1,0181 US-Dollar stabil. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs zuletzt am Mittwoch auf 1,0164 (Dienstag: 1,0131) Dollar festgesetzt.
Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von 0,97 Prozent am Vortag auf 1,01 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,48 Prozent auf 134,72 Punkte. Der Bund-Future notierte am Nachmittag prozentual fast unverändert bei 154,16 Punkten.