FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Dax (DAX) hat am Dienstag an seine Vortagserholung angeknüpft. Der Schwung hielt sich aber in Grenzen, wie ein Aufschlag von 0,17 Prozent auf 11 633,87 Punkte am späten Vormittag zeigt. Der MDax (MDAX) hob sich positiv von seinem großen Indexbruder ab: Der Index der mittelgroßen deutschen Werte legte um 1,35 Prozent auf 24 070,87 Punkte zu. Auf europäischer Bühne wiederum bewegte sich der EuroStoxx wie der Dax nur knapp im Plus.
Nach der Talfahrt in der Vorwoche und einer Erholung am Vortag gehen es die Anleger weiter vorsichtig an. "Der Spielraum für eine Bärenmarktrally ist überschaubar", hieß es von Seiten der Experten des Börsenstatistikmagazins Index Radar. Als maßgebliches Signal dafür, dass der Dax charttechnisch angeschlagen ist, sehen sie den jüngsten Fall auf ein Tief seit Anfang 2017. Die Chance für eine nachhaltige Bodenbildung sei nicht allzu hoch.
Derweil spielen die alten und nach wie vor ungelösten politischen Spannungen als Belastungsfaktoren in den Hinterköpfen der Anleger weiter eine bremsende Rolle, darunter die vor dem EU-Gipfel am Mittwoch weiter stockenden Brexit-Verhandlungen und die italienischen Haushaltspläne. Am Nachmittag könnten Wirtschaftsdaten aus den USA nochmals für Bewegung sorgen - unter anderem mit Zahlen zur Industrieproduktion.
Etwas Hoffnung legen die Anleger derweil auf die US-Berichtssaison, die an diesem Dienstag mit Zahlen von Schwergewichten wie IBM (112:IBM) und Netflix (2:NFLX) weiter Fahrt aufnimmt. Abseits der Tech-Branche öffnen Johnson & Johnson (112:JNJ) sowie Goldman Sachs (112:GS) die Bücher. Hierzulande kommt die Saison der Unternehmensberichte erst am Donnerstag mit SAP (4:SAPG) stärker ins Rollen.
Auf Unternehmensseite sorgte der Versicherer Talanx (4:TLXGn) mit einer Gewinnwarnung für Unruhe. Die Aktien sackten am Dienstag um 5,3 Prozent ab auf den tiefsten Stand seit Ende 2016. Hohe Schäden in der Industrieversicherung durchkreuzen die Gewinnpläne des Versicherungskonzerns. Andere Branchenwerte wie Allianz (DE:ALVG) oder Munich Re (DE:MUVGn) wurden davon mit ausgebremst, wie deren Verluste zeigen.
Im Dax waren Volkswagen (DE:VOWG) mit einem Kursanstieg um fast 3 Prozent der größte Gewinner - ungeachtet eines Millionenbußgelds gegen die Konzerntochter Audi. Am Markt hieß es, bei dem Autobauer gebe es weiterhin viel Fantasie um eine sehr niedrige Aktienbewertung. Analyst Stephen Reitman von der Societe Generale (PA:SOGN) verwies darauf, dass der gesamte Volkswagen-Konzern an der Börse derzeit nur etwas mehr als 70 Milliarden Euro schwer ist. Spekuliert wird neuerdings, dass allein der Sportwagenbauer Porsche (DE:PSHG_p) soviel wert sein könnte.
Linde (4:LING)-Aktien waren dagegen mit einem Abschlag von 1,5 Prozent das Schlusslicht. Dabei machte der Gasekonzern bei der geplanten Fusion mit Praxair (112:PX) einen weiteren Schritt: Wie er nun mitteilte, wurde ein Zusagenpaket für die Milliardenfusion bei den Entscheidern der Wettbewerbsbehörde FTC eingereicht. Gespräche über weitere Anteilsverkäufe machten die Fusion mit Praxair wahrscheinlicher, schrieb Analyst Michael Schäfer von der Commerzbank (DE:CBKG).
Ansonsten sorgten vor allem Analystenstimmen für Kursausschläge: Kion (4:KGX) waren nach einer Kaufempfehlung der UBS (SIX:UBSG) mit einem Kurssprung um mehr als 10 Prozent der absolute Spitzenreiter im MDax. Laut Analyst Sven Weier ist der jüngste Kursrückgang bei dem Gabelstaplerproduzenten übertrieben. Das aktuelle Niveau spiegele das Wachstumspotenzial nicht wider.
Wacker Chemie (4:WCHG) standen im MDax dagegen mit 3 Prozent unter Druck, nachdem die Experten von JPMorgan (NYSE:JPM) der Aktie ein negatives Votum ausgesprochen hatten. Analyst Chetan Udeshi rechnet in den kommenden Monaten mit starkem Gegenwind für das Spezialchemieunternehmen.